Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
Donnerstag, 11. Februar 2016
Das Buch zum Keks
Meine persönliche Meyerhoff-Lücke habe ich mit diesem Buch geschlossen. Den ersten Band „Alle Toten fliegen hoch“ habe ich vor langer Zeit gelesen und im Dezember letzten Jahres Band 3 „Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“
Meyerhoff kehrt in diesem Buch zurück in seine Kindheit. Sein Vater war Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig in Norddeutschland. Das Wohnhaus der Familie stand mitten auf dem Krankenhausgelände. Für den kleinen Meyerhoff war das völlig normal, für den Leser eher ungewöhnlich.
Wieder erzählt Meyerhoff ausführlich von vielen kleinen und großen Erinnerungen, komisch, traurig, rührend, spannend.
Interessante Einblicke
Das Buch bietet interessante Einblicke in die Irrenanstalt der 70er und 80er Jahre, in das Familienleben mit Eltern, den beiden älteren Brüdern und dem Hund. Sind die ersten Jahre wieder sehr humorvoll erzählt, wird es zum Ende hin sehr traurig.
Im Vordergrund steht sein Vater. Intelligent, sehr belesen, ein absoluter Theoretiker. Wunderschön und nachvollziehbar erzählt der Autor von einer Türkeireise, die er ohne Familie unternommen hat. Wieder zu Hause hat sein Vater Mengen an Büchern über die Türkei gelesen und stößt seinen Sohn mit diesem Wissen total vor den Kopf.
Dieser Vater hatte viele Ideen. Und wenn eine neue Idee kam, wurde der Vater zum Profi. Er besorgte sich Bücher und abonnierte Zeitschriften. Die Umsetzung war nicht sein Ding und so wurden die Kinder und die Mutter instruiert. So hatte er Zeit, sich neuen Interessen zu widmen.
Besonders amüsieren konnte ich mich über das Segelkapitel. Da kauft der Vater aus lauter Begeisterung eine Segelyacht, bevor er überhaupt einmal auf dem Wasser war und noch nicht einmal seinen Segelschein bestanden hat.
Die Psychiatrie spielt eine große Rolle in diesem Buch. Die Familie lebt auf dem großen Grundstück und wird in den Betrieb mit einbezogen. Sie kennen die Patienten, zum Geburtstag des Vater werden einige eingeladen, der kleine Sohn hat hier mehr Spielkameraden als in der Schule und bei Feierlichkeiten ist die ganze Familie involviert.
Vor der Lektüre dieses Buches war mir nicht klar, dass ich auch ein wenig zurückkehre in meine eigene Kindheit. Da Meyerhoff und ich gleichaltrig sind, hilft er mir mit seinem Buch, mich zu erinnern. Auch ich kenne das Gefühl, wenn eine große Familie durch Tod oder Auszug der erwachsenen Geschwister kleiner wird. Auch wir mussten leider einmal miterleben, während einer Beerdigung ausgeraubt zu werden. Nur beim Wetter sind wir uns nicht einig. Meine Sommer waren warm und sonnig!
Deutsches Schauspielhaus
Zu meiner Überraschung entdeckte ich, dass Meyerhoff neben dem Wiener Burgtheater auch im Ensemble des Hamburger Schauspielhauses ist und daher häufiger Lesungen im Theater anbietet. Wer ihn also live erleben möchte, sollte man schauen, ob er noch Karten bekommt. Für sein Theaterstück habe ich leider keine Karten mehr bekommen. Sehr schade!
Marzipankartoffeln
Eine Episode im Buch behandelt das Thema Marzipankartoffeln. Ich verrate hier keine Einzelheiten – nur so viel, das Rezept steht im Buch und diese leckeren Süßigkeiten werden für mich immer mit diesem Buch in Verbindung stehen. Das Rezept bekommt ihr in den nächsten Tagen.
Joachim Meyerhoff, Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war, ISBN: 978-3-462-04516-1;
352 Seiten
Es gibt auch eine Taschenbuchausgabe!
Ich fand dieses Buch auch toll und muss unbedingt die anderen Bände dazu auch noch lesen!
Und die liegen noch nicht mal auf Deinem SUB!
Das muss also wohl noch was warten…