Sehr ungewöhnliches Buch. Der Beginn ist spannend wie ein Krimi. Atemlos bleibt es bis zum Schluss.
Eine Frau wacht in einem Hotel auf. Nackt, alleine, ohne Erinnerung. Wer ist sie eigentlich? Wo ist sie? Wie kommt sie hierher? Langsam kommen einige Erinnerungssplitter hoch. Plötzlich ein Gedankenblitz: ich habe zwei Kinder! Wo sind sie? Wo habe ich sie gelassen? Ich muss sie zu mir holen!
Zuhause bleiben ist momentan für uns alle ein Thema. Gezwungenermaßen. Claudia Endrich plädiert auch dafür, aber aus anderen Gründen und nicht so drastisch. Ihr geht es eher um den ökologischen Aspekt, also um unser aller ökologischen Fußabdruck.
Das Buch ist vielleicht am ehesten ein Reisebericht. Claudia fliegt für ein halbes Jahr nach Südamerika. Dort lebt sie mit ihrem Freund, der ein Auslandssemester macht, erst mal für ein paar Monate in Lima. Schon auf dem Weg dorthin kommen ihr Zweifel an dem, was sie tut. Denn vorher war sie selbst für ein halbes Jahr in Kanada (Studium) und dann an verschiedenen Orten in Europa, um beispielsweise Freunde zu besuchen. Claudia leidet nicht nur unter schlechtem Gewissen wegen der vielen Flugkilometer, sondern auch an einer gewissen Reiseunlust.
Stell Dir vor, es ist Indiebookday und keiner geht hin? Normalerweise wären am letzten Samstag viele Buchmenschen zu ihren Lieblingsbuchhandlungen gegangen und hätten Bücher aus unabhängigen Verlagen gekauft.„Der Sommer im Garten meiner Mutter“ ist ein Debüt aus dem Bilgerverlag, wäre also ein echtes Indiebuch gewesen.
Am 21. März 2020 geht das nicht! Wir sollen wegen des Corona-Virus alle zu Hause bleiben. Die Buchhandlungen sind geschlossen! Irgendwie hört sich das an wie der Anfang zu der Rezension eines Buches. Mitnichten! Es ist gerade unser Alltag!
Dieses Buch kommt trotzdem zur richtigen Zeit. Vor ein paar Wochen entschied das Bundesverfassungsgericht, dass auch wir Deutschen ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben haben. In der Schweiz ist das schon lange möglich. Und genau dort befindet sich der Schauplatz des Romans von Ariela Sarbacher.
Paula ist eine junge Frau, die einen schweren Verlust erlitten hat und dadurch in tiefe Depressionen gerät. Auch die Therapie hilft nicht so wirklich. Da lernt sie Helmut kennen. Der zauselige ältere Mann hat ebenfalls so seine Probleme. Der Zufall führt sie zusammen, sie unternehmen eine gemeinsame Reise mit einem altersschwachen Wohnmobil nach Südtirol. Mit von der Partie ist der Hund Judy und manchmal auch ein Huhn namens Lutz. Was sich nach einer schlechten Komödie anhört ist ein Buch mit ernsten Hintergründen. Es geht um Leben und Sterben, Gesundheit und Krankheit, Schuld und Sühne.