Indie-Neuerscheinungen Oktober 2019
Donnerstag, 3. Oktober 2019

Neue Bücher
Der Herbst kommt plötzlich ganz heftig. Von einem Tag auf den anderen sind die Blätter des Weins an unserer Hauswand rot. Ich liebe dieses Farbenspiel.
Der September verabschiedet sich mit schweren Sturmböen. Der Oktober begrüßt uns mit neuen Büchern. Ich habe Romane, Thriller, ein Kochbuch, ein Sachbuch und einen Lyrikband ausgesucht. Alle in unabhängigen Verlagen erscheinen.
Gewinner
Sebastian Guhr gewann letztes Jahr den Blogbusterpreis und damit auch einen Buchvertrag bei Kein & Aber. Mit Die langen Arme hat Guhr einen Mauerfallroman der besonderen Art geschrieben. Zwei Mädchen in einer Kleinstadt der DDR entdecken ein weitverzweigtes unterirdisches Tunnelsystem. Sie nutzen es, um selbstausgedachte wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Da kommt eine auf die Frage: kann sie die Mauer einstürzen lassen? Interessanter Plot.
Missbrauch
Der kleine Fee singt im Knabenchor und wird im Sommercamp Opfer von sexuellem Missbrauch durch den Chorleiter. Aus Scham schweigt der Junge.
Als Erwachsener, jetzt selbst Lehrer, wird er wieder mit dieser schmerzhaften Vergangenheit konfrontiert.
Edinburgh erscheint im Albino Verlag. Der Autor Alexander Chee ist Literaturkritiker und Dozent für kreatives Schreiben.

Irre
Ein Mann erleidet einen seelischen Zusammenbruch und landet in der Psychiatrie. Er ist verwirrt, verliert die Orientierung. Er verbringt dort die Zeit damit ein Theaterstück über Verrückte zu schreiben. Es wird auch in der Klinik aufgeführt. Doch alles läuft anders als geplant. Aufmerksam wurde ich auf das Buch durch das schöne Cover mit den bunten Hirnwindungen. Der Verrückte von Juha Hurme erscheint im Kommode Verlag aus der Schweiz.
Vorfahren
Hat Alexander Puschkin im Sommer auf dem Weg in die Verbannung ein Kind gezeugt?
Im Jahr 1976 ist Josik in Moskau davon überzeugt, dass seine Familie vom berühmten Dichter abstammt. Das sorgt in der Familie Katz für Unordnung! Puschkins Erben von Sevetlana Lavochkina erscheint bei Vohland & Quist. Aus diesem Verlag las ich zuletzt Fake von F. Rudkoffsky.
Gespenster
Susan Hill ist eine versierte Krimiautorin. Mit Stummes Echo habe ich sie schon von einer anderen Seite kennengelernt. Mit Die kleine Hand bedient sie wieder in ein anderes Genre: sie stellt eine klassische Gespenstergeschichte vor. Darin findet Adam Snow, ein Antiquar, per Zufall ein verlassenes Haus. Neugierig sieht er sich dort um. Dort hat er ein übersinnliches Erlebnis und leidet später unter Alpträumen. Er recherchiert über das Haus und seine Bewohner. Hört sich an wie E.A. Poe, nicht wahr? Erscheint im Kampa Verlag.

Klassiker
Die Burg von Surami wird im Untertitel als Schauergeschichte bezeichnet. Es handelt sich aber weniger um eine Gespenstergeschichte, sondern um einen Liebesroman. Schaurig ist das Ganze, weil die Liebenden Leibeigene sind. Das Original erschien bereits 1859 in einer Zeitschrift und sorgte wegen der Gesellschaftskritik für viel Aufsehen. Adelige trachteten dem georgischen Autor nach dem Leben. Erscheint im Arco Verlag.
Wirtschaftsthriller
Coraline coacht Führungskräfte. Sie nutzt ihren Job um den Tod ihres Bruders zu rächen. Die Coachin von Nicolas Verdan hat in Frankreich schon Preise gewonnen. Der Verlag verspricht einen zynischen Wirtschaftsthriller, bzw. einen Roman Noir. Erscheint im Lenos Verlag.
1960er Jahre
In den Zeiten von Woodstock und jugendlicher Rebellion will eine unbekannte Macht diesen Aufstand verhindern. Ein Mann namens Jay Dark soll die Szene mit LSD überfluten, damit alles im Drogenrausch erstickt. Wer steckt dahinter? Ein Nachrichtendienst? Wenn ja: aus welchem Land? Ein amerikanischer Anwalt wendet sich an einen italienischen Autor. Macht er das um alles ans Licht zu bringen? Hört sich ungemein spannend an. Giancarlo De Cataldo hat schon viele gute Thriller vorgelegt. Auch Der Agent des Chaos erscheint im Folio Verlag.

Lyrik
Flüsse sind das Thema des Langgedichtes von Barbara Pumhösel. Ein lyrisches Ich geht am Ufer eines Flusses entlang und beschreibt die Begegnungen mit der Natur, anderen Menschen und sich selbst. Für mich als Rheinländerin gehört der breite Strom zum Alltag. Im letzten Alpenurlaub wurde ich auch immer wieder von fließendem Gewässer angezogen. Flüsse als Lyrikthema: das kann ich mir gut vorstellen. Die Distanz der Ufer erscheint im Limbus Verlag.
Bald ist Weihnachten
Donna Hay hat schon fast 30 Kochbücher veröffentlicht. In ihrem neuen Weihnachtsbuch stellt sie neue und klassische Gerichte Schritt für Schritt vor. Ein paar Rezepte für Weihnachtsgebäck sind auch dabei. Weihnachten festlich genießen erscheint im AT-Verlag.
Keksrezepte gibt es natürlich auch bei uns 😉
Frauenpower
Der Anteil von Frauen bei den sogenannten Mint-Berufen ist immer noch niedrig. MINT bedeutet: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik. Kann ich kaum glauben, da ich selbst in der Branche arbeite. Für mich ist das ganz natürlich. Allerdings ist auch bei uns der Frauenanteil unter 50%. Ausgerechnet ein Mann, Reinhard Engel, führte für das Buch Frauen können Technik viele Interviews mit Frauen aus diesen Berufssparten. Vielleicht baut das Buch ja Vorbehalte bei den Männern und Ängste bei jungen Frauen ab. Das Buch erscheint bei Kremser und Scheriau.
Meine Tochter studiert übrigens Wirtschaftsinformatik.
