Interview: Jessica Lind
Sonntag, 30. Januar 2022
Autorin des Romans „Mama“
Mama ist ein Buch, das mich ziemlich aufgewühlt hat. Durch das Thema „Mutterschaft“ fühlte ich mich angesprochen und auch an Episoden aus meinem eigenen Leben erinnert.
Dieses Buch steht auf der Shortlist für den Bloggerpreis von Das Debüt, es geht um den besten Debütroman von 2021. Als Teil der Jury habe ich die Autorin gebeten mir ein paar Fragen zu beantworten.
Die Autorin
Jessica Lind wurde 1988 in Österreich geboren. 2015 gewann sie den Literaturwettbewerb Open Mike. Nach einem Studium an der Filmakademie Wien lebt sie als Drehbuchautorin, Dramaturgin und Autorin weiterhin in Wien. Dieses Jahr soll der Film Rubikon erscheinen, Lind verfasste das Drehbuch dazu.
Das Interview
Der Austausch fand per Email statt. Vielen Dank an Jessica Lind, dass sie bereit war, mir die Fragen zu beantworten. Meine Besprechung ihres Romans Mama ist natürlich auch auf dem Blog.
Was ist die Essenz deines Buches?
Jessica Lind: Mutter – Vater – Kind im Wald. Und dann passieren unheimliche Dinge. So fasse ich den Plot immer gerne zusammen. Aber die Essenz ist vielleicht etwas anderes. Ich habe nach einem literarischen Weg gesucht, der Herausforderung zu begegnen, wie es ist, in eine neue Rolle schlüpfen zu müssen und dabei seine eigene Identität zu bewahren. Was passiert mit einer Frau, wenn sie Mutter wird? Die Mutterrolle ist so stark aufgeladen und mit so vielen Erwartungen verknüpft, gleichzeitig wird gesellschaftlich angenommen, dass man sich als Frau so automatisch in ihr zurechtfindet, da wollte ich genauer hinsehen.
Wie bist du ans Schreiben gekommen?
Jessica Lind: Übers Lesen. Ich habe es als Kind geliebt, vorgelesen zu bekommen. Kaum konnte ich selber schreiben, habe ich mit eigenen Geschichten begonnen. Es war wie eine natürliche Erweiterung. Jetzt wo ich das Schreiben zu meinem Beruf gemacht habe, vermisse ich manchmal das Spielerische daran.
Wie lange hast du an deinem Debütroman geschrieben?
Jessica Lind: Der Roman ist mit Unterbrechungen über einen Zeitraum von fünf Jahren entstanden. Damit hätte ich nie gerechnet, nachdem ich das Grundgerüst innerhalb von drei sehr intensiven Wochen geschrieben habe. Aber das Leben und andere Projekte kamen immer wieder dazwischen und rückblickend bin ich ganz froh, denn so ist der Roman über diese Zeit mit mir gereift.
Wie hast du deinen Verlag gefunden?
Jessica Lind: Die Autorin Irmi Fuchs, mit der ich befreundet bin, hat Tanja Raich von dem Projekt erzählt, die damals noch bei Kremayr&Scheriau war und mich ziemlich überreden musste, „Mama“ nochmal aus der Schublade herauszuholen. Tanja hat es dann geschafft, mich selber nochmal für diesen Roman zu begeistern, den ich eigentlich schon abgeschrieben hatte. Darauf folgte eine sehr intensive Überarbeitungsphase und ich bin sehr glücklich, dass „Mama“ so tolle Fürsprecherinnen für sich gefunden hat.
Hast du Tipps für andere Jungautor*innen?
Jessica Lind: Ich glaube, es ist wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen. Es kann sehr schwierig sein, an sich selbst und das eigene Projekt zu glauben, aber wenn es dich wirklich begeistert, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es auch andere begeistern wird. Und selbst wenn nicht, dann hast du zumindest Freude an der Arbeit daran gehabt. Jedes Projekt bringt einen weiter, auch die unveröffentlichten.
Wie sehen deine literarischen Pläne aus?
Jessica Lind: Zurzeit bin ich wie viele andere sehr müde. Ich arbeite an meinem zweiten Roman, aber wie zuletzt kommt mir auch diesmal Leben und Lohnarbeit immer wieder dazwischen. Früher hat mich das wahnsinnig geärgert, mittlerweile finde ich es ganz okay und bin nicht mehr so hart zu mir. Nächstes Jahr kommt „Rubikon“ ein Science-Fiction-Film, den ich gemeinsam mit der Regisseurin Leni Lauritsch geschrieben habe, ins Kino. Darauf freue ich mich.
Der Bloggerpreis
Das Blog Das Debüt lobt alljährlich den Bloggerpreis für das beste Romandebüt aus.
Die Jury bilden dieses Jahr 16 Literaturblogger*innen.
Neben Jessica Lind stehen folgende Autorinnen mit ihren Debütromanen auf der Shortlist für 2021:
Ariane Koch – Die Aufdrängung
Stefanie vor Schulte – Junge mit schwarzem Hahn
Sharon Dodua Otoo – Adas Raum
Thomas Arzt – Die Gegenstimme