Meg Wolitzer: Das weibliche Prinzip
Mittwoch, 25. Juli 2018
Rezension als Lesetagebuch
14.07.2018, 22:48
Lese ich noch etwas, oder versuche ich direkt einzuschlafen? Ich entscheide mich für lesen. Ein neues Buch: Das weibliche Prinzip von Meg Wolitzer.
Es handelt von der 19jährigen Greer, die an einem zweitklassigen College untergekommen ist.
Zwei Zitate habe ich mir in den ersten Seiten direkt angemerkt:
Bücher waren ein Antidepressivum, ein wirksamer Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.
Ich formuliere um: Bücher machen glücklich! Brauchen wir nicht weiter drüber nachdenken, ist klar.
Das zweite Zitat bietet mehr zum Nachdenken:
Jungs und Männer haben sie natürlich oft mit groben oder anzüglichen Bemerkungen bedacht, das passierte allen Mädchen, das geschah überall.
Stimmt auch. Aber warum finden wir das „natürlich“? Dem Klappentext kann ich entnehmen, dass die andere Hauptdarstellerin dieses Buches, Faith Frank, eine Frauenrechtlerin ist. Ich denke dieses Wort „natürlich“ wurde von Autorin und dem Übersetzer Henning Ahrens mit Bedacht gewählt. Ich bin gespannt!
Bei Seite 28 gebe ich für heute auf. Beim Einschlafen wächst die Idee, ein Lesetagebuch für diesen Roman zu schreiben.
15.07.2018, 16:15
Früh Feierabend und ich habe Zeit zu lesen. Schön. Das Wetter ist super, also raus auf die Hollywoodschaukel. Ich muss sagen, im Liegen ist das Buch ganz schön schwer. Doch zum Glück habe ich das schöne Buchkissen, dass Andrea Karminrot mir letztes Jahr geschenkt hat.
Puh, die Kapitel sind ganz schön lang. Erst bei Seite 59 beginnt das Zweite. Ich habe es lieber etwas kürzer, so zehn bis 15 Seiten pro Kapitel.
16.07.2015
Seite 149. Gloria Steinem wird erwähnt. Eine Feministin aus dem realen Leben, die unter anderem von Obama mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet wurde. Gloria Steinem arbeitete schon mal als Playboy-Bunny für eine Reportage und auch als CIA-Agentin. Ihr wird folgendes Zitat zugesprochen
A woman without a man is like a fish without a bicycle
Allerdings stellt Steinem irgendwann richtig, dass es nicht von ihr sei. Doch hat sie es zumindest bekannt gemacht. Ganz unumstritten ist sie wegen ihrer Verbindungen zur CIA allerdings nicht.
Schwesternschaft
Letztes Jahr wurde in unserer Firma ein Frauennetzwerk gegründet. Eine externe Dozentin zeigte uns Frauen auf, dass wir zwar gute Sozialkompetenz hätten, aber nicht begriffen haben, wie Netzwerken wirklich funktioniert. In diesem Buch wird das mit Schwesternschaft umschrieben. Schöner Ausdruck, werde ich beim nächsten treffen direkt mal anbringen.
Ich suche dauernd nebenbei im Internet. Einige der erwähnten Personen gibt es tatsächlich, andere nicht. Faith Frank, die Frauenrechtlerin im Buch, ist sicher auch einer realen Person nachempfunden. Oder vielleicht auch nicht?
Greer geht mir mit ihrer Schwärmerei für Faith ein wenig auf den Geist. Greer ist inzwischen mit dem College fertig und arbeitet für Faith. Eigentlich überzeugte Vegetariern, isst sie trotzdem ein Steak, nur um Faith nicht zu enttäuschen. Die Beschreibung dieser Szene ist einfach göttlich! Ich esse auch ungern Fleisch und hätte das sicher nicht getan.
Bisher ist das ein Wolitzer-Buch nach Schema F. Junge Menschen versuchen ins Leben zu finden. Hier sind es Greer und ihr Freund Cory. Sie müssen sich fürs College trennen und können auch danach nicht zusammen sein, denn Cory nimmt einen Job als Berate ran und wird nach Manila versetzt. In der Zeit bekommt Greer einen Job bei der von ihr bewunderten Mentorin Faith in der Traumstadt New York.
17.07., 18:10
Beginn des zweiten Teils. Es passiert dramatisches in Corys Familie. Ein Schock. Auch für mich. Damit habe ich nicht gerechnet. Es bringt bei Cory alles durcheinander. Und so auch die gemeinsamen Pläne von ihm und Greer. Wird das wieder ins Lot kommen?
18.07., 5:40
Ein Kapitel gehört ganz und gar Zee, eine Studienfreundin von Greer. Zee heißt ursprünglich Franny und ist eine „androgyne, sexuelle attraktive Lesbe“. Außerdem ist sie Greers beste Freundin!
Sie erzählt von ihrem Coming-out und vor allem von den Situationen, in denen sie von anderen Frauen hintergangen wurde. Übrigens wird in diesem Kapitel auch ein Gebäck erwähnt. „Schabenbrödli“. Da muss ich doch mal direkt nach einem Rezept suchen und sitze schon wieder vor der Suchmaschine. Wenn das mal nicht wieder ein Keks zum Buch-pst wird…
Dann finde ich viele schlaue Sätze in diesem Teil. Zum Beispiel diesen:
Aber manchmal besteht Engagement einfach darin, sein Leben zu führen, man selbst sein und an seinen Werten festzuhalten. Engagement kann auch darin bestehen, sich treu zu bleiben. Dabei kommt vielleicht nichts Großes raus, aber irgendwas erreicht man doch.
Manchmal geht es auch um Macht. Zee umschreibt weibliche Macht folgendermaßen
Macht zu haben bedeutete, dass die Welt einer Weide mit offenem Tor glich, dass einen nichts aufhielt, dass man laufen, immer weiterlaufen konnte.
19.07., 17:30
Teil drei „Das entscheide ich selbst“ ist ein Wahlspruch der Frauenbewegung in der Faith Frank Ende der 1960iger Jahre mitmachte. Jetzt ist Faith schon Anfang 70, immer noch engagiert, gutaussehend und voller Charisma, spürt aber langsam das Alter. Während einer langen, chinesischen Massage denkt sie über ihr Leben nach und bekommt neue Ideen. Nach diesem Kapitel versteht man ihre Motivation zu diesen vielen Kämpfen, die sie ausgefochten hat. Sie nimmt ihre Rolle als Gallionsfigur für den Feminismus Ernst, ist aber nicht verbissen. Sie hat ein ausgefülltes Leben, fühlt sich aber auch manchmal einsam.
Ist das ein erstrebenswertes Leben? Zumindest ein weitgehend selbstbestimmtes Leben!
20.07., 20:10
Parallel schaue ich auf einer geliehenen DVD die Verfilmung von Margret Atwoods Report der Magd. Was für ein krasser Gegensatz. Ein Buch über Feminismus lesen und dann einen Film sehen, in dem Frauen alle Rechte entzogen wurden, in dem Frauen auf übelste Art benutzt werden. Ich muss unbedingt alles von Margret Atwood lesen. Diese Serie kann ich auch nur empfehlen.
Es folgt wieder ein Kapitel aus Greers Sicht. Sie hat einen Riesenerfolg, ist ganz euphorisch. Doch dann fällt sie umso tiefer in ein Loch. Sie bekommt eine Information über eine Aktion der Organisation, bei der sich für Faith, arbeitet. Greers Weltbild scheint wackelt.
21.07., 23:30
Im Teil 4 „Außenstimmen“ gibt es beendete Freundschaften, Einsichten über die Eltern, zerstörte Träume und Neuigkeiten von Cory. Dieser Teil gefällt mir sehr gut.
Ich lese abends im Bett, bin aber einfach zu müde. Es ist so heiß. Ich muss schlafen…
22.07.18, 22:45
Noch 25 Seiten. Das schaffe ich heute sicher noch!
Einige Fäden werden wieder zusammengeführt und plötzlich ist das Buch aus. Hm. Jetzt hätte es auch noch etwas weiter gehen können…
Fazit
Buch im typischen Wolitzer-Stil, dass die Themen Generationenkonflikt und Feminismus aufgreift. Mit den Hauptpersonen konnte ich nicht richtig warm werden, am ehesten ausgerechnet mit dem einzigen Mann in der Runde: Cory. Greer und Faith fand ich etwas blass gezeichnet. Sprachlich top, inhaltlich bringt es mir leider nicht viel Neues.
Infos zum Buch
Das weibliche PrinzipMeg Wolitzer |
Ich fand es ziemlich nichtssagen und sprachlich ganz furchtbar. Schreckliche Metaphern oder schrecklich übersetzt. Auf jeden Fall nichts neues Innovatives in puncto Feminismus …
Viele Grüße!
Hallo Marina,
Deine Meinung habe ich vorher schon gelesen. Innovativ ist der Roman nicht, da sind wir uns einig.
Doch schlecht fand ich das Buch nicht. Jetzt wäre es schön, wenn wir uns treffen und diskutieren könnten.
Ich hoffe, ich kann Wolitzer bei einer Lesung treffen und hören, was sie dazu sagt.
Viele Grüße
Silvia
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