[Rezension] Michelle Obama: Becoming – Meine Geschichte

Wer von Euch kann sich noch an den Wahlsieg von Barack Obama erinnern? Ich weiß noch sehr genau, wie überrascht ich war. Einen schwarzen Präsidenten hatte ich nicht erwartet. Damals dachten viele so und wie sich nun herausstellte, dachte auch Michelle Obama nicht anders. 

Barack war immer noch ein Schwarzer in Amerika. Ich glaubte nicht daran, dass er wirklich gewinnen könnte.

Zwei Jahre nach dem Auszug aus dem weißen Haus veröffentlichte Michelle Obama ihre Biografie. Ein Buch, dass zeitgleich in vielen Sprachen und Ländern auf den Markt kam. Und schon jetzt ein absoluter Bestseller ist.

Kindheit

Michelle Obama erzählt uns von ihrem Leben. Wie sie als Schülerin in einem Viertel von Chicago auswuchs, von ihrem Studium, ihren ersten Schritten im Arbeitsleben und von ihren ersten Jahren mit Barack Obama. Und sehr ausführlich von ihren 8 Jahren im Weißen Haus.

Sie war eine sehr eifrige Schülerin mit guten Noten. Die Familie wohnte sehr beengt im Obergeschoß eines Hauses, das der Großtante gehörte. Die Eltern waren bescheiden und hatten nur den einen Anspruch: Es sollte ihren Kindern einmal besser gehen als ihnen. Michelle und ihr Bruder genossen die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Eltern, die versuchten, ihnen schulisch alles was möglich war zukommen zu lassen.

Barack Obama

Nach dem Jurastudium begann die ehrgeizige Michelle als Anwältin in einem renommierten Anwaltsbüro in Chicago zu arbeiten. Dort traf sie Barack Obama. Er war der Sommerpraktikant, sie seine Betreuerin. Man war sich sympathisch, aber auch nicht mehr. Die Liebe kam später.

Irgendwann wurde geheiratet und die Kinder kamen. Barack Obama war sehr an dem großen Ganzen interessiert. Er machte sich viele Gedanken zu den Ungerechtigkeiten des Lebens und wollte die Welt verbessern. Daher reizte ihn die Politik. Im Gegensatz zu seiner Frau, die diesbezüglich keine Ambitionen hatte und lieber mehr Zeit mit ihrem Mann verbracht hätte. Aber schon in den Anfängen der Beziehung musste sie häufig zugunsten anderer Interessen auf ihn verzichten. 

Als es darum ging, dass Obama Präsidentschaftskandidat werden wollte, redete sie ihm nicht zu, um ihm eine Enttäuschung zu ersparen. Wer wählt schon einen schwarzen Kandidaten?

Er war ein guter Mensch, wollte etwas bewegen und beschloss trotz meiner Skepsis, dass die Politik der richtige Weg dafür sei. Das war seine Überzeugung.

Wider aller Erwartungen zog die Familie als erste schwarze First Family in das Weiße Haus. Für insgesamt 8 Jahre. 

Leben im weißen Haus

Michele Obama bringt uns Lesern das Geheimnis des weißen Hauses näher. Das man dort in seinem eigenen Universum lebt. Kein Privatleben mehr hat. Teilweise mehrere offizielle Termine an einem Tag. In unterschiedlichen Städten. In unterschiedlichen Bundesländern. Aus Sicherheitsgründen ist das Ehepaar sehr abgeschieden von der übrigen Welt. Mal als Paar spontan ausgehen? Undenkbar! Aber einsam sind sie nicht! Jeder hat seinen eigenen Mitarbeiterstamm, der ihnen vieles abnimmt und alles um sie herum organisiert. 

Man muss wirklich sehr engagiert sein, um sich diesem Leben zu unterwerfen. Michelle Obama hat ihren Job als Anwältin sehr schnell an den Nagel gehängt, weil er sie nicht ausfüllte. Sie wollte einen erfüllenderen Job, den sie auch fand. Das schmalere Gehalt nahm sie in Kauf. Als First Lady konnte sie keinen „normalen“ Job mehr ausüben. Aber die Möglichkeiten, sich zu engagieren, nutzte sie in vollem Maße aus. 

Ich bin sehr überrascht, dass ich keine genaue Vorstellung hatte, was Mrs. Obama eigentlich in ihrer Zeit als First Lady auf die Beine gestellt hat. Als schwarze Frau aus einfachen Verhältnissen ist es ihr sehr wichtig, gerade Mädchen zu stärken. Ihnen mehr Chancen bei der Schul- und Berufswahl zu ermöglichen. Auch die gesunde Ernährung der Kinder steht auf ihrem Zettel. Der Fettleibigkeit im Kindesalter entgegen zu wirken. Eine witzige Vorstellung, dass sie im Garten des weißen Hauses einen Gemüsegarten anlegt. 

Beeindruckend

„Becoming“ ist für jeden Leser interessant, der gerne Biografien liest und sich ein wenig für die USA interessiert. Die eigentliche Politik spielt in diesem Buch keine große Rolle. Die Darstellung der Schulzeit von Michelle Obama war mir anfangs zu glatt, zu einfach. Alles hat sie mit großer Begeisterung und wenig Rückschlägen gemeistert. Auch das Studium meisterte sie problemlos. Sie hatte wohl das, was man einen lückenlosen Lebenslauf nennt. Erst nach dem Studium wird ihr Leben für mich realitätsnaher. Die Beschreibung ihrer Ehe, ihres Jobs und die Erziehung der Kinder empfinde ich als ehrlich. Und ihr Engagement für die Menschen in den USA ist wirklich herausragend. Hut ab vor dieser Frau!

An den Wahlsieg von Donald Trump könnt ihr euch sicher noch alle erinnern, oder? Auch dieses Mal waren alle überrascht. Waren doch die Prognosen eindeutig für Hillary Clinton. Tja und auch dieses Mal war das Präsidentenpaar genau überrascht wie wir alle. 

Amerika ist kein simpler Ort. Mir wird schwindelig von seinen Widersprüchlichkeiten

Fazit

„Becoming – Meine Geschichte“ erzählt das Leben der Präsidentengattin Michelle Obama. Ihre Kindheit, ihr Leben mit dem späteren Präsidenten und vor allem ihr eigenes Leben im weißen Haus. Ein Buch, das uns einen kleinen Einblick in die große weite Welt gewährt.