Ich konnte mir vorher gar nicht so genau vorstellen wie das überhaupt klappen sollte. Ich bin eine Planerin. Wie kann eine Veranstaltung ganz ohne Plan funktionieren?
Jetzt weiß ich: es funktioniert!
Denn es ist gar nicht so, dass es keinen Plan gibt. Ganz im Gegenteil. Ich erlebte eine recht straff organisierte Tagung. Das einzige was vorher nicht feststand, waren die Inhalte der Beiträge. Aber das macht den Reiz aus. Da hier das Thema Literatur gegeben war, schwebte dieser kleinste gemeinsame Nenner über allem.
Die Räumlichkeiten der Bonner VHS waren super. Es gab einen großen Raum in dem alle Teilnehmer Platz hatten und mehrere kleinere Räume in verschiedenen Größen mit unterschiedlichen Ausstattungen. Sogar einen Ruheraum gab es.
Doch zurück an den Anfang.
Es gab ein paar Begrüßungsworte und Erklärungen zum Zeitablauf und er Organisation. Dann wurden die Sponsoren vorgestellt, ohne die es ein barcamp nicht geben dürfte.
Werbeblock beendet.
Vorstellungsrunde
Es gab eine (zu lang gewordene) Vorstellungsrunde mit drei Fragen, die bereits vorher kommuniziert wurden, so dass niemand sich erst etwas überlegen musste.
Drei Sätze sollten vervollständigt werden
Ich liebe Literatur weil…
Ich lese gerade…
Mich beschäftigt zur Zeit…
Manche gaben noch eine Inhaltsangabe des jeweiligen Buches oder einen halben Lebenslauf ab, bis Jasmin Zipperling vormachte wie es geht: kurz, knapp, schnell!!!
Natürlich konnte man sich nicht alle Namen und Meinungen merken, aber die, die Bücher lasen, die mich auch interessierten, konnte ich später noch ganz gut zuordnen.
Sessionplanung
Das Wichtigste: worüber wird gesprochen? Vorher dachte ich: was machen wir den ganzen Tag, wenn keiner etwas vorstellen möchte? Doch direkt hatte sich eine lange Schlange von Menschen gebildet, die alle eine Session machen wollten. Unglaublich. So viele engagierte Menschen, die für ein Thema brennen und anderen etwas mitgeben möchten. Die Session Themen gingen von einer Hausführung über Figurenplanung für Autoren bis zu einer Live-Schaltung in den Irak um mit einem Teilnehmer von Ärzte ohne Grenzen sprechen zu können.
Die ungefähre Anzahl der Interessenten wurde direkt per Handzeichen abgefragt, danach wurden die Räume verteilt.
Mein Barcamp
Jeder Teilnehmer erlebt ein anderes Barcamp. Bei der Vielzahl von Angeboten ergibt sich für jeden ein anderer Ablauf.
Folgende Sessions habe ich besucht:
WordPress absichern ohne Einhornmagie
Susanne von Literaturschock gab uns Einblicke in ein paar Möglichkeiten die Sicherheit zu verbessern und den Blog schneller zu machen. Eine ähnliche Session möchte sie auch am Heidelberger Literaturbarcamp im Juni anbieten. Auf ihrer Website gibt es auch viele handfeste Tipps für Blogger.
Witzig in 140 Zeichen: Gag-Schreiben
Renate Coch, selbst Kabarettistin, gab uns Tipps und einige Regeln mit. Wir hatten alle selbst die Möglichkeit uns auszuprobieren und haben dabei viel gelacht. Wer daran Interesse hat kann hier einen kostenlosen Online-Kurs durcharbeiten oder auch direkt bei ihr einen Kurs buchen .
Gruppenprojekte und Vernetzung für Blogger
Stephanie von Kleiner Komet erzählte uns von ihren eigenen Projekten, alle anderen Anwesenden (wir waren nur zu siebt, zusätzlich noch ein Kleinkind und ein Baby) kamen auch zu Wort, verschiedene Ideen und Erfahrungen zu Challenges, Blogparaden und ähnlichem haben wir geteilt und diskutiert.
Dann fragte ich: Welche Aktion starten wir jetzt gemeinsam?
Ganz spontan wollten wir ein gemeinsames Bücherschrankprojekt realisieren. Die Kinder wurden in die Tragetücher geschoben und schon ging es los, bei traumhaftem Wetter zum nächsten Bücherschrank in der Bonner Innenstadt. Zu der Aktion wird es bald mehr auf folgenden Blogs geben:
Kleiner Komet, Charme und Melone , Buchstabenträumerei, Kitsune , Unter Affen , Metaphernpark und natürlich bei uns.
Chancen für Autoren in einem eBook-Verlag
Das eBook Imprint von Bastei-Lübbe be (Bastei.Entertainment) stellte sich vor, die Arbeit in diesem Verlag, die Leistungen für Autoren, die veröffentlichten Genre, die Preisfindung, Rechtekauf, Zusammenspiel mit anderen Medien. Diese Session richtete sich natürlich hauptsächlich an Autoren, doch die Arbeit in einem Verlag fasziniert mich immer wieder. Die beiden Referentinnen redeten auch recht offen über die internen Verlagsvorgänge. Ich hatte den Eindruck, dass sie ihre Arbeit sehr lieben.
Impro-Theater
Die Taubenhaucher, ein Kölner Impro-Theater, brachten uns in vielen praktischen Übungen Grundzüge ihres Gewerbes bei. Ich weiß nicht, ob viele ihr Talent dabei entdeckt haben, aber es gab jede Menge Spaß. Meine jüngere Tochter macht in der Schule in einer Theater-AG mit, sie kannte die Übungen und gemeinsam wollen wir das Ensemble bald mal auf der Bühne bewundern.
Abschlussrunde
Leider mussten einige vor Ende der Veranstaltung gehen, so dass der Raum nicht mehr ganz voll war. Es gab noch mehr Impro-Theater, eine Verlosung, eine Feedbackrunde, Dank an alle Helfer, Organisatoren, Teilnehmer und Sponsoren.
Auf der Seite des Literatur-barcamps werden alle Beiträge zur Veranstaltung gesammelt, schaut mal rein und lest nach, was die anderen an diesem prallvollen Tag erlebt haben.
Fazit
Das war ein toller Tag mit vielen Eindrücken, Möglichkeiten und netten, buchverrückten Menschen. Ja, die Sessions haben zum Teil etwas von Werbeveranstaltungen, aber egal, Hauptsache man kann inhaltlich etwas mitnehmen und den eigenen Horizont erweitern. Ich denke jetzt darüber nach, ob ich eine Teilnahme in Heidelberg doch einrichten kann und hoffe, dass es in Bonn im nächsten Jahr eine Fortsetzung gibt. Ich habe jetzt ein Jahr Zeit mir Gedanken über eine eigene mögliche Session zu machen…