Wiedersehen in Leipzig (#LBM2023)
Montag, 1. Mai 2023
Ein Besuch auf der Leipziger Buchmesse
Endlich wieder Leipziger Messeluft! Wie hat uns das gefehlt. Und nicht nur dieses Buchfest, auch haben wir (Astrid und Silvia) uns in den letzten Jahren viel zu selten gesehen.
Mittwoch sind wir angereist, Samstagnachmittag haben wir Leipzig wieder verlassen. In dieser Zeit haben wir viele gute Gespräche geführt: miteinander, mit anderen Messebesuchern und Ausstellern. Wir konnten vielfältige Eindrücke und natürlich Unmengen an Inspiration für unser Bücherregal und Blogger-Motivation gewinnen. Es blieb sogar noch ein wenig Zeit für Sightseeing.
Einige unserer Erlebnisse möchten wir mit diesem Beitrag mit euch teilen.
Mittwoch
Anreise mit der Bahn. Bei Astrid hat alles gut geklappt, Silvia kam eine Stunde zu spät, konnte dafür aber ihr aktuelles Buch auslesen.
Dieses Jahr haben wir eine Ferienwohnung gebucht. Das war ziemlich schön. So konnten wir abends noch lange am Küchentisch miteinander quatschen und Tee trinken.
Ferienwohnung bedeutet aber auch: einkaufen. Frühstück gab es in der Wohnung, abends sind wir essen gegangen. Da gab es rund um die Wohnung ein paar Möglichkeiten.
Donnerstag
Der erste Messetag. Wir waren voller Vorfreude. Schon in der Straßenbahn sieht man lauter buchbegeisterte Menschen. Das ist einfach schön. Gerade donnerstags sind auch viele Schulklassen auf der Messe unterwegs. Das lässt auf Lesernachwuchs hoffen.
In der Bahn haben wir sogar noch Sitzplätze gefunden. Unser Tipp: steigt am Augustusplatz, nicht am Hauptbahnhof, ein. Dort sind die Bahnen noch wesentlich leerer.
Als Blogger gehören wir ja zur Presse. So haben wir das Privileg den Presseeingang, die dortige Lounge und Garderobe nutzen zu dürfen. Sehr hilfreich, wir fühlen uns dort immer ein wenig privilegiert.
Von dort geht es an der Mangahalle und einigen Cosplayern mit tollen Kostümen vorbei in die erste „richtige“ Bücherhalle.
Es war gut gefüllt, aber nicht übervoll. Wir schlenderten einfach durch die Gänge und hielten uns vor allem bei den unabhängigen Verlagen länger auf. Dort kamen wir auch schnell ins Gespräch.
So holten wir uns bei Voland & Quist einen Tipp für eine Lesung am nächsten Tag und einen Buchtipp ab, ließen uns am Stand vom mare Verlag das sehr schöne Herbstprogramm zeigen und lernten Jorghi Poll persönlich kennen. Er ist Verleger des Österreichischen Verlags Edition Atelier und Illustrator des Buches Cenzi Flendrovsky, welches Silvia so begeistert hat.
Wir können gar nicht alle Erlebnisse hier wiedergeben.
Wo sind die Blogger geblieben?
Nachmittags gab es ein Bloggertreffen bei Kiwi. Dort stellte Sebastian Hotz sein Buch Mindset vor. Sogar ein Kamerateam war anwesend. Wir entsprechen da eher nicht der Zielgruppe, aber wir hofften dort bei den Besuchern viele bekannte Gesichter zu treffen. Der Raum war auch übervoll, aber eigentlich erkannten wir nur drei der Blogger:innen.
Wo sind sie alle geblieben? Wir überlegten, wen wir sonst immer gerne dort getroffen haben, erinnerten uns an die Namen der Blogs, recherchierten nochmal im Netz und stellten fest, dass einige aufgegeben haben in den letzten Jahren. Sind Blogs tot? Zählen nur noch die sozialen Medien wie Instagram und TicToc? Oder waren wir nur nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort? Vielleich müssen wir auch einfach neue Netzwerke knüpfen? Die Bloggertreffen wir z.B. die Litblogconvention fehlen auch um neue persönliche Kontakte zu bekommen.
Wie sieht es mit der Zukunft von Leckere Kekse aus? Nächstes Jahr haben wir schon zehnjähriges Jubiläum!
Dieses Thema haben wir abends am Küchentisch nochmal lange diskutiert.
Doch immerhin haben wir Bozena von Das Debüt und Petra von Literaturreich getroffen und wir hatten sogar Zeit für einen Schwatz, bei dem wir uns direkt für den Abend verabredeten.
Messeabend
Die Buchmesse ist auch bekannt für ihre Partys. Am Donnerstag stand der Abend beim Eichborn Verlag mit anschließender Party an.
Doch im Restaurant in der Nähe mussten wir sehr lange auf unser Essen warten. Astrid passte dann schon für die Veranstaltung. Silvia machte sich noch auf den Weg. Schließlich wollte sie auch dort dem Programm lauschen und ein paar Leute treffen.
Doch Silvia kam recht spät an, durfte zwar noch in den überfüllten Raum, konnte aber nur noch einen Stehplatz bekommen. Und sie war nach bereits 10 Stunden auf den Beinen schon recht müde. So sprach sie nur kurz mit ein paar Bekannten und ging dann recht früh. Zum Glück hielt dort ein Bus, der sie bis zur Unterkunft brachte.
Wir werden halt auch nicht jünger…
Freitag
Wesentlich voller, schon in der Bahn. Unser Trick mit dem Augustusplatz brachte uns immerhin noch einen Sitzplatz und einen recht komfortablen Stehplatz mit Anlehnmöglichkeit. Umfallen konnte man ab Hauptbahnhof allerdings auch nicht mehr, so voll war es in der Bahn. Wir waren übrigens in einer alten, historisch anmutenden Straßenbahn. Und tatsächlich sind uns an der Strecke zahlreiche Tramfans aufgefallen, die Fotos machten.
Im Messegelände war es auch schon wesentlich voller als am Vortag.
Entzwei
Der erste Höhepunkt war die Lesung von Sabine Gelsing, die ihren Debütroman Entzwei vorstellte. Wir kennen Sabine aus der Jury für den Bloggerdebütpreis und freuen uns sehr für sie. Wir waren von der Geschichte des Romans fasziniert und kauften uns jede direkt ein Exemplar, das Sabine uns auch gerne signierte.
Leseinsel der jungen Verlage
An diesem zweiten Messetag haben wir weniger gestöbert, dafür mehr Lesungen besucht. So haben wir auch Ralph Tharayil gelauscht, der aus seinem Roman Nimm die Alpen weg vortrug. Das war der Lesungstipp, den wir am Vortag am Stand von Volandt & Quist erhielten. Und wirklich: Ralph hat eine tolle Stimme. Blickt man in das Buch, schreckt das ein wenig ab. Es sieht aus wie ein Epos in Versform. Der Stil ist auch wunderbar poetisch. Doch vorgetragen stimme ich der Einordnung in den Typ Roman zu. Am liebsten hätten wir uns das gesamte Buch vorlesen lassen. Auch dieses Buch wanderte in Astrids Rucksack.
Buchmessetipp: an der Leseinsel für junge Verlage gibt es durchgehendes Programm. Sehr abwechslungsreich. Wenn du auf der Messe bist, dann lass dich dort ruhig mal nieder. Du kannst interessante Entdeckungen machen und auch die Füße etwas ausruhen lassen. Ganz in der Nähe gibt es auch ein Café, das von den unabhängigen Verlagen betrieben wird. Dort kannst du auf Spendenbasis ein paar Erfrischungen genießen.
Österreich
Das diesjährige Gastland Österreich war überall präsent. Auch bei vielen deutschen Verlagen.
Es gab auf der Messe eine eigene Bühne für das Gastland, das mit dem (für uns) völlig rätselhaftem Slogan: „meaoiswiamia“ warb. Wir hatten noch nicht mal eine Ahnung, wie wir das aussprechen könnten. Als wir uns am Stand von Österreich aufhielten, sprachen wir darüber. Eine andere Messebesucherin konnte uns helfen. In Österreich gibt es schon den geläufigen Begriff „mia san mia“, was wir uns selbst mit „Wir sind Wir“ übersetzen können. „meaoiswiamia“ bedeutet also so was wie „mehr als wir“. Sehr selbstbewusster Spruch. Da wären wir von alleine nicht draufgekommen.
Die Auftritte der Gastländer sind in Leipzig nicht so spektakulär wie in Frankfurt, aber auch sehr schön und informativ. Neben einem großen Lesungsprogramm stellten sich österreichische Verlage in einem geschmackvoll gestalteten Stand mit ihrem Frühjahrsprogramm vor. Die österreichische Verlagswelt ist sehr vielfältig. Der Weg an diesen Stand hat sich auf alle Fälle gelohnt. Dort wanderten wieder einige Büche auf unsere Merkzettel.
Wo ist das blaue Sofa?
Das blaue Sofa war auf allen Buchmessen eine Institution. Und es ist auf einmal weg.
Auf der großen Bühne vom ZDF steht jetzt eine graue Sitzlandschaft. Das Programm ist ähnlich, aber wir waren doch sehr erstaunt.
Von Insidern erfuhren wir, dass es da wohl hinter den Kulissen Uneinigkeiten gab. Das blaue Sofa war eigentlich unabhängig und das ZDF und das blaue Sofa haben sich getrennt. Wir fühlten uns wie Scheidungskinder.
Für das blaue Sofa hätten wir abends einen weiteren Veranstaltungsort aufsuchen müssen, dort gab es ein kleines Programm im Rahmen von Leipzig liest.
Schade. Damit hat die Messe eine altbekannte Institution verloren.
Trotzdem haben wir noch einige Zeit vor der befüllten ZDF-Bühne verbracht und lauschten Birgit Birnbacher, Maja Lund und Robert Seethaler. In den 20 Minuten mit ihm konnten wir mehrmals herzlich lachen. Sein neuer Roman Das Café ohne Namen liegt schon auf Silvias Nachttisch.
Hochstapler
Den zweiten Messetag ließen wir mit einer Lesung in der Buchhandlung Seitenblick ausklingen. Einfach, weil diese ganz in der Nähe unserer Unterkunft lag.
Solche Abende machen für uns das Rahmenprogramm der Messe Leipzig liest aus. Wir gehen einfach mal irgendwohin und lassen uns überraschen. Hier gab es direkt zwei schöne Überraschungen. Die Buchhandlung selbst hat eine tolle Auslage und ist sicher einen Besuch wert. Der Besitzer behielt trotz des Besucheransturms die Ruhe, zauberte hier noch einen Stuhl, dort noch einen Hocker hervor und schenkte österreichischen Wein aus.
Der lesende Autor kam auch aus dem Gastland. Ich kannte Bastian Kresser bis dahin nicht. Ein Abend mit ihm ist aber eine Empfehlung. Er ist unheimlich unterhaltsam. Kein Wunder, wollte er doch schon als Kind Geschichtenerzähler werden. Insofern passt der Stoff seines neuen Romans Als mir die Welt gehörte wie Faust aufs Auge zum Autor. Vorlage ist das Leben von Victor Lustig. Diesen gab es wirklich, er konnte als Berufsbezeichnung Hochstapler angeben. Er verkaufte einmal den Eiffelturm und saß später mit Al Capone in Alcatraz. Nur um mal ein paar Stationen seines Lebens zu nennen. Wenn du Lust auf einen Abenteuerroman hast: greif zu. Das Buch ist spannend, humorvoll, lehrreich.
Panometer
Samstags fahren wir nicht mehr zur Messe. Das ist uns einfach zu voll!
Stattdessen streifen wir etwas durch die Stadt. Diesmal besuchten wir eine tolle Ausstellung über 9/11 im Panometer vom Yadegar Asisi. Ein Besuch dort lohnt sich allemal. Das Thema ändert sich in etwa alle zwei Jahre, wir sahen Bilder von zurückliegenden Installationen, auch diese wären alle sehenswert gewesen.
Tipps
Noch ein paar Toruistentipps abseits der Buchmesse:
wir gehen gerne ins Kaffeehaus Riquet. Es hat eine lange Tradition, befindet sich in einem wunderschönen alten Gebäude, es gibt sehr leckeren Kuchen. Silvia empfiehlt die Spezialität Leipziger Lerchen mit viel Marzipan, Astrid hatte einen veganen Zupfkuchen. Beides sehr lecker. Es ist allerdings sehr voll. Meist musst du auf einen Tisch warten, doch es geht recht schnell und lohnt sich.
Direkt daneben befindet sich auch die sehenswerte historische Einkaufsgalerie Specks Hof. Dort findet ihr die wunderbare Connewitzer Verlagsbuchhandlung.
Fazit
Silvia sagte am Donnerstagabend: „Es ist ja ganz nett hier, aber ich glaube nächstes Jahr komme ich nicht“. Sie war enttäuscht, weil sie nur wenige Blogger traf, total müde war und schmerzende Füße hatte. Am Freitag plante sie aber schon den nächsten Besuch. 2024 soll die Leipziger Buchmesse wieder im März stattfinden, Gastländer werden die Niederlande und Flandern sein.
Astrid hatte lange Zeit nicht an unseren Besuch auf der Messe geglaubt, zu tief saß die Enttäuschung über die Absagen der letzten Jahre. Und da sie auch momentan nicht mehr viel liest, dachte sie, dass es vielleicht auch ihre letzte Buchmesse werden könnte. Aber wie es manchmal so ist, am Samstag hätte sie am liebsten bereits die Unterkunft fürs nächsten Jahr gebucht. Und vermutlich ist nun auch die Leselust zurück. Danke Leipzig – du warst sehr gut zu uns.
Um die Leipziger Buchmesse zu besuchen, musste du kein Fachbesucher oder Buchblogger sein. Diese Messe ist ganz auf ein breites Publikum ausgerichtet und öffnet ihre Pforten allen Besuchern.
Ein wahres Bücherfest!
Danke für diesen Artikel. Mir geht es, wie es Astrid ging: Mir ist es zu voll auf der Buchmesse, weshalb es mich nicht hinzieht. Doch nach diesem Artikel habe ich sofort wieder Lust bekommen!
Viele Grüße aus Dresden von Gabriele
Liebe Gabriele,
dann mach dich nächstes Jahr auf nach Leipzig.
Vielleicht am Donnerstag, das ist der leerste Tag.
Liebe Grüße
Silvia
Ein schöner Bericht! Ich hab‘ den Eindruck, ich war auf einer ganz anderen Messe 🙂 – was einfach zeigt, wie vielfältig das Angebot war. Aber gut, dass wieder Messelust da ist! Vielleicht ein Blogger*innentreffen in Frankfurt?
Hallo Birgit,
ich habe auf Instagram gesehen, dass du natürlich auch in Leipzig warst. Nächstes Mal verabreden wir uns.
Und ja, vielleicht sollten wir in Frankfurt so was wie ein informelles Treffen auf die Beine stellen.
Alles Gute
Silvia
Ich wäre sehr gern zu dem KiWi-Treffen gekommen, hatte aber schon einen anderen Termin. Dafür habe ich euch bei DuMont vermisst.
Das Panometer habe ich letztes Jahr besucht als die Messe mal wieder ausfiel. Bei uns war es das Gartenthema, das war richtig toll und hat sich echt gelohnt!
Bis nächstes Jahr in Leipzig!
Hallo Mona,
Wir haben uns sehr gefreut dich mindestens kurz getroffen zu haben.
Viele liebe Grüße
Silvia
Ein sehr, sehr schöner Messebericht und ich bin froh und erleichtert, dass ihr wiederkommen wollt. Es wäre ein Verlust, euch nicht mehr dort treffen zu können. Ich habe tatsächlich später noch einige der „alten“ Blogger:innen getroffen. Auf den Treffen herrschte aber Instagram bei weitem vor. Die Verlage scheinen andere Schwerpunkte zu setzen. Solange wir uns aber immer noch finden und so viele andere tolle Veranstaltungen locken, ist Leipzig weiterhin eine Reise wert. Dann feiern wir euer 10-Jähriges. Liebe Grüße, Petra
Hallo Petra,
dann freuen wir uns darauf uns mit dir nächstes Jahr wieder in Leipzig zu treffen!
Liebe Grüße
Silvia