Tammy Armstrong: Pearly Everlasting

Das Mädchen und der Bär

Ein Roman über ein Mädchen, einen Bären – und vor allem über das harte Leben in einem kanadischen Holzfällercamp in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Geschwister und Gemeinschaft

Pearly und ihre etwas ältere Schwester leben mit ihren Eltern in einem Holzfällercamp – oder besser gesagt: jedes Jahr in einem anderen. Der Vater arbeitet als Koch, die Mutter hat von ihrer eigenen Mutter Kenntnisse in der Heilkunst übernommen – eine wertvolle Fähigkeit in einem Camp, in dem Verletzungen zum Alltag gehören.
Eines Tages findet der Vater ein verlassenes Bärenjunges im Wald. Die Familie nimmt den kleinen Schwarzbären auf und nennt ihn Bruno. Pearlies Mutter zieht ihn groß – und stillt ihn sogar gemeinsam mit Pearly. Unglaublich, oder?

Wahrer Hintergrund

Die Geschichte basiert auf einem historischen Foto: Es zeigt eine Frau, die gleichzeitig ein Baby und ein Bärenjunges stillt. Dieses Bild lieferte den Anstoß für den Roman. Pearly selbst ist eine fiktive Figur, ebenso wie ihre Odyssee durch den rauen kanadischen Winterwald.

Schicksal und Verlust

Das Leben im Camp ist geprägt von Entbehrungen, Krankheiten und ständiger Unsicherheit. Mangelnde Hygiene und der fehlende Zugang zu medizinischer Versorgung fordern ihren Tribut: Pearlies Schwester und Mutter sterben an einer Infektionskrankheit. Auch der Vater wird bei einem Unfall schwer verletzt.
Eine weitere Figur ist Ansell, der in der Küche hilft – ein seltsamer, fast mystischer Mensch, der vom Blitz getroffen wurde und seitdem sowohl äußerlich als auch innerlich gezeichnet ist.

Willkür

Als das Camp unter eine neue, strengere Leitung gerät, wird das Leben noch härter. Den neuen Verantwortlichen ist Bruno ein Dorn im Auge. Der Verkauf an eine Tiershow kann gerade noch verhindert werden – doch nach einem tragischen Todesfall verschwindet Bruno spurlos.
Pearly, krank vor Sorge, begibt sich auf die gefährliche Suche nach ihrem Bruder im Geiste – ihrem Bären.

Ein Mosaik aus Geschichten

Neben der Haupthandlung lebt der Roman vor allem durch seine atmosphärischen Episoden. Viele unterschiedliche Charaktere kreuzen Pearlies Weg – reich an Details, oft auch erschütternd. Schnell wird klar: Reichtum schützt nicht vor innerer Leere, im Gegenteil.
Doch es gibt auch Lichtblicke – Menschen, die helfen, wie zwei Frauen, die durchs Land reisen und Lieder auf Wachszylinder aufnehmen. Oder ein stiller, melancholischer Tierarzt.

Fazit

Tammy Armstrong gelingt mit Pearly Everlasting ein berührender und atmosphärisch dichter Roman über Verlust, Widerstand und das Überleben unter extremen Bedingungen. Die ungewöhnliche Verbindung zwischen einem Mädchen und einem Bären wird zum Symbol für Nähe, Trost und Hoffnung in einer oft feindlichen Welt. Wer ein Herz für leise Töne, starke Bilder und menschliche Tiefe hat, wird dieses Buch nicht so schnell vergessen.