Der Tod ist dein letzter großer Termin
Sonntag, 22. November 2020
Ein Buch, dass mich melancholisch werden lässt – aber nicht wegen des Themas Tod!!!
Eine Freundin dachte doch wirklich, dass wir uns auf ernste und auch auf eher depressive Bücher spezialisiert haben. Die Aussage überraschte mich und ich sprach mit Silvia darüber. Im ersten Moment meinte sie „Naja, andere sind ja auch langweilig“. Dann schauten wir gemeinsam nach den letzten Besprechungen und kamen zu dem Schluss, das wir genug Bücher dabei haben, die dem nicht entsprechen. Beim heutigen Buch könnte auch jemand auf die Idee kommen, dass es wieder in die depressive Ecke passen könnte. Aber da sortiere ich es auf gar keinen Fall ein. Ja, es ist ein Buch über den Tod. Aber wie Geburten gehören eben auch Bestattungen zum Leben dazu. Und passender könnte ein Buch zum Totensonntag wohl nicht sein!
Ich bin ja ein Mensch, der sich gerne informiert. Je besser ich mich auf ein Ereignis vorbereite, desto mehr verliert es seinen Schrecken. Habe ich einen Arzttermin mit einer aufwendigen Untersuchung frage ich im Bekanntenkreis rum, wer so was schon mal gemacht hat und wie es war. Das nimmt mir häufig die Angst. Tja, nun sagt ihr zu Recht, dass das mit dem Tod wohl nicht funktioniert. Aber die nächste Beerdigung kommt bestimmt und ich fühle mich vielleicht etwas besser mit den neu erworbenen Wissen.
Dadurch, dass wir uns so ungern mit diesem Thema beschäftigen, sitzen wir im Trauerfall völlig unvorbereitet bei irgendeinem Bestatter und lassen uns von ihm oder ihr beraten. Ich kenne niemanden, der nach so einem Gespräch aufgestanden ist und dann zu einem anderen gegangen ist, der ihm vielleicht eher zusagt. Obwohl ich schon Beerdigungen mit organisiert habe, habe ich das Gefühl, nicht gut genug darauf vorbereitet zu sein.
Der Titel ist leider sehr reißerisch!
Dieses Buch hätte ich vermutlich nicht gelesen, wenn mich nicht eine Freundin darauf aufmerksam gemacht hätte. Auf dem Büchertisch in der Buchhandlung wäre es mir aufgrund des reißerischen „Der Tod ist dein letzter großer Termin“ nicht positiv aufgefallen.
Kuckelkorn kennt jeder … Kölner
Christoph Kuckelkorn führt seit Jahren das Bestattungsunternehmen Kuckelkorn in Köln. Es ist ein Familienunternehmen mit langer Tradition und Erfahrung. Kuckelkorn erzählt von seiner Kindheit im Bestattungsunternehmen, von seiner Berufswahl, seiner Familie und von der Wichtigkeit jedes Termins und von der jederzeitigen Erreichbarkeit. Er plaudert aus dem Nähkästchen und ich mag seine Stimme (Kuckelkorn liest nämlich selbst)
Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit als Sternenkindfotografin beschäftige ich mich seit einigen Monaten sehr intensiv mit dem Tod. Da wir Fotografen nicht nur in Krankenhäusern die Kinder fotografieren, sondern auch manchmal beim Bestatter, habe ich durch die Erfahrungsberichte meiner Fotografenkollegen vieles gelesen, von dem ich noch nicht wußte. Durch das Buch von Christoph Kuckelkorn kann ich nun einiges besser einsortieren und verstehen.
Spannend und traurig zugleich ist die Erkenntnis, dass die Bestattungskultur sich nach dem zweiten Weltkrieg vollständig verändert hat. Vermutlich aufgrund der vielen Toten im Krieg, wollte man sich nicht mehr mit dem Tod auseinandersetzen. So sind viele Rituale verloren gegangen. War es früher üblich, einen Toden aufzubahren und Totenwache zu halten, so gibt es das heute fast nicht mehr. Eine ganze Trauerkultur ist in Vergessenheit geraten, nur die Alten kennen sie noch. Statt dessen gibt es in der jetzigen Zeit die Verdrängung. Das passt für mich leider nur allzu gut zum medizinischen Fortschritt. Der Tod DARF irgendwie nicht mehr sein.
Und immer wieder staune ich!
Dieses Buch hat mich manchmal auch staunen lassen. Es ist tatsächlich möglich, Beerdigungen im Internet zu bestellen. Upps!!!! Beerdigungen sind teuer, das wissen wir alle. Aber daß es viele Menschen gibt, die diese Kosten nicht aufbringen können, weil sie schlichtweg nie darüber nachgedacht haben, sich ein kleines Polster zuzulegen, überrascht mich nicht. Wer spart schon für den Tod?
Den ganzen Beschreibungen über Kuckelkorns Arbeit habe ich mir mit Spannung angehört. Melancholie trat dabei nicht auf. Die kam erst, als er über den Kölner Karneval sprach. Als Präsident des Festkomitees Kölner Karneval sitzt er an der Spitze des Karnevals. Wenn er darüber spricht, kommen so viele Erinnerungen bei mir hoch. Ich gebe es zu, ich vermisse Köln extrem selten. (Ihr wisst, ich habe dort 5 Jahre gelebt und habe in der Zeit Silvia kennengelernt). Kuckelkorn erklärt den Karneval und ich habe Tränen in den Augen, erinnere mich an meine erste Nubbelverbrennung, meinen ersten Kölner Karnevalsumzug und lache über die Tatsache, dass ich an Weiberfastnacht shoppen gehen wollte.
Eine Lebensweisheit, die Kuckelkorn verinnerlicht hat, lebe ich in den letzten Jahren auch: Genieße das hier und jetzt und verschiebe nicht alles auf morgen. Auch mein Motto: Einfach mal machen, könnte gut werden, passt da gut rein.
Fazit
Kuckelkorns Hörbuch hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, das Thema hat mich sehr interessiert und es ist überhaupt nicht traurig, sondern ungemein spannend. Für kommende Beerdigungen fühle ich mich viel besser gewappnet. Ich hätte noch viel länger zuhören können, seit langem war mir ein Hörbuch mal wieder viel zu kurz. Ich kann es euch nur wärmstens ans Herz legen, überwindet euch einfach mal.
Huhu Astrid,
das HB hat mich auch begeistert. Als gebürtige Rheinländerin konnte ich vieles, was den Karneval betraf, nachvollziehen.
LieGrü und bunten 1. Advent
Elena