Lesekreisbücher
Mittwoch, 26. Februar 2020

Lange Zeit war ich auf der Suche nach einem Lesekreis. Vor ein paar Jahren habe ich dann endlich einen gefunden und bin ihm treu geblieben. Warum es für mich so schwer war, einen zu finden, ist mir aus heutiger Sicht total schleierhaft. Ständig treffe ich nämlich neue Menschen, die auch Lesekreise haben. Wo waren die nur alle, als ich auf der Suche war? Ich weiß es nicht! Ist ja auch egal – ich habe ja nun meinen. Mit lieben Menschen, die alle so gerne lesen.
Die Auswahl der Bücher ist unterschiedlich. Da es sich um einen VHS Kurs handelt, gibt es am Semesterbeginn immer ein Buch, das von der Leiterin ausgewählt wird. Dieses Mal war es dieses hier:
Toni Morrison: Menschenskind

Ob ich mich alleine an dieses mächtige Buch getraut hätte? Vermutlich nicht! Die Autorin ist eine Literatur-Nobelpreisträgerin. Damit tue ich mich erfahrungsmäßig schwer.
Erstaunlicherweise bin ich aber sehr leicht eingetaucht in dieses thematisch sehr anspruchsvolle Buch. Die Sprache ist so leicht und schön, dass mir das Lesen von Anfang an Spaß machte. Das Thema allerdings eher weniger. Morrison schreibt nämlich über die Sklaverei in den Südstaaten von Amerika. Zum Glück hatte ich das Buch gerade erst beendet als der Lesekreistermin anstand und so konnte ich dort meine ganzen verbliebenen Fragen klären. Eins ist klar, dieses Buch bleibt mir sicher noch lange im Gedächtnis.
Einfach genial
Kennt ihr schon Michael Sommers Weltliteratur to go? Nein? Dann schaut euch dieses kurze Video auf jeden Fall an! Menschenskind-to-go Super auf den Punkt gebracht und vielleicht habt ihr danach Lust, es auch zu lesen.
Silvia hat auf dem Blog schon ein anderes Buch von Toni Morrison besprochen. Vielleicht lese ich jetzt auch mal Gott, hilf dem Kind
Sungs Laden von Karin Kalisa
Mitten im Semester bringt unsere Leiterin immer 4 Bücher mit, von denen wir zusammen eins auswählen. Sungs Laden war nun schon zweimal dabei und wurde nicht ausgewählt. Aber trotzdem hat es mich angefixt und so habe ich es trotzdem gelesen. Das ausgewählte Buch handelte wieder von dem Rassenkonflickt zwischen schwarz und weiß und dem war ich nach Menschenskind noch nicht gewachsen.

Mit „Sungs Laden“ geriet ich in eine neuartige Märchengeschichte, die in Berlin am Prenzlauer Berg spielt. Eine Geschichte, die so voller Wärme ist, dass man sich wünscht, sie würde nie zu Ende gehen.
Aus einer Schulveranstaltung zum Thema Völkerverständigung entwickelt sich eine Bewegung, die zu mehr Interesse an den unterschiedlichen Kulturen in diesem Stadtteil führt. Herausgepickt hat sich die Autorin die vietnamesischen Mitmenschen. Viele von ihnen sind schon zu DDR-Zeiten ins Land gekommen, um in den Fabriken zu arbeiten. Vietnamesen galten als zuverlässige Mitarbeiter, durften aber häufig keine engeren Kontakte zu Deutschen unterhalten. Daher blieben die Sprachkenntnisse leider häufig auch auf der Strecke.
„Sungs Laden“ erzählt von einer ehemaligen Vertragsarbeiterin, die sich viel Mühe mit der deutschen Sprache gab und durch Zufall nach dem Mauerfall an einen Laden kam, den sie mit ihrem Mann führte. Sung, der gemeinsame Sohn lernte anfangs vietnamesisch, aber mit zunehmendem Alter sprach die Familie nur noch deutsch und auch die vietnamesischen Gebräuche verschwanden aus dem Alltag. So war Sung hilflos, als sein eigener Sohn in der Grundschule ein Kulturgut vorstellen sollte. Da musste die Großmutter einspringen. Sie ging mit dem Enkel und einer großen Holzpuppe in die Schule und verzauberte Schüler und Lehrer mit ihrer Geschichte.
In der folgenden Zeit entwickelt sich die Berliner Gegend in eine liebenswerte Gemeinde, in der „Little Vietnam“ entsteht und begeistert aufgenommen wird. Ach, das ist wirklich so schön geschrieben. Dieses Buch möchte ich nun gerne als gebundenes Buch im Regal stehen haben.
Da hat mir der Lesekreis also bewußt oder unbewußt zwei tolle Bücher beschert und ich hoffe, dass das Jahr so weiter geht wie es begonnen hat.
Kennt ihr eins der beiden Bücher?
