Blogparade: Von allen guten Geistern – Andreas Kollender
Dienstag, 7. März 2017
[Blogtour, Interview]
Der Pendragon Verlag rief zu einer Blogparade über das Buch „Von allen guten Geistern“ von Andreas Kollender auf. Daran habe ich mich sehr gerne mit einem Autoreninterview beteiligt. Unten, am Ende dieses Beitrages findet ihr die Links zu den anderen Beiträgen dieser kleinen, feinen Blogtour. Es gibt auch ein Gewinnspiel, in dem ihr Bücher des Autors gewinnen könnt.
Andreas Kollender, Autor
Andreas wurde 1964 in Duisburg geboren. Später studierte er Germanistik und Philosophie und arbeitete mehrere Jahre als Kellner in seiner Heimatstadt. Sein erster Roman „Teori“ erschien im Jahr 2000. Es folgten mehrere weitere Romane, viele Reisen und eine Tätigkeit als Creative-Writing Dozent in Hamburg. Vor einiger Zeit erschien der Roman „Kolbe“ über einen gescheiterten Hitler-Attentäter.
Von allen guten Geistern
Kollenders neues Buch erzählt vom Leben Ludwig Meyers, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die deutschen „Irrenanstalten“ revolutionierte, indem er dort das bereits in England erprobte no-restrain-Konzept (ohne Zwang) einführte. Dadurch wurde Menschen, die in einer solchen Einrichtung lebten, ein menschenwürdiges Dasein und eine gewisse Behandlung ermöglicht.
Das Interview
Silvia: Deiner Webseite ist folgendes Selbstzitat vorangestellt:
Alles, was wir schreiben, schreiben wir für das Herz. Für nichts sonst.
Schreibst du für dein Herz, oder für die Herzen der Leser?
Andreas Kollender: Mein Herz muss berührt werden, dann versuche ich die der Leser zu berühren. Literatur gehört eher ins Herz als in den Kopf – finde ich. Sie muss ein Gefühlserlebnis erzeugen.
Zum Buch
Silvia: Warum ein Buch über Ludwig Meyer?
Andreas Kollender: Weil ich ihn mehr oder weniger zufällig gefunden habe und sofort ein Feuerchen für diesen Stoff brannte. Ich bin in einer Hamburg-Chronik auf den Artikel über den Zwangsjackenverkauf gestoßen – das war es. Was ist das für ein Typ, der Zwangsjacken verkauft – und wer kauft die?
Silvia: In „Von allen guten Geistern“ wird nicht nur die Reform psychiatrischer Anstalten, sondern auch starke politische Umwälzungen in Deutschland beschrieben. Hängt das eine mit dem anderen zusammen?
Andreas Kollender: Ja. In der Revolution von 1848 ging es um Demokratie, Gleichberechtigung, Freiheit, Parlamentarismus etc. Es ging gegen die absolutistische Vorherrschaft der Fürsten. Es gab eine durchaus große Klasse aufgeklärten Bürgertums, aus diesen Reihen kamen viele, die bereit waren, mit der Waffe in der Hand auf die Barrikaden zu gehen. Ludwig Meyer war dabei, saß dann auch ein Jahr im Gefängnis – Carl Schurz, der im Roman ja mehrmals vorkommt, gelang die Flucht nach Amerika. Aus den Impulsen dieser – gescheiterten – Revolution heraus entwickelten sich auch neue Strömungen in der Medizin. Es ging darum, sich „zu befreien.“
Silvia: Welche Quellen standen dir zur Verfügung? Wie lief die Recherche ab?
Andreas Kollender: Ich war in den Bibliotheken verschiedener Institute hier in Hamburg, hab viel gelesen und natürlich auch im Netz recherchiert.
Silvia: Ich liebe Doppeldeutigkeiten. Dass das Wort „verlassen“ im Titel fehlt finde ich fast schon genial. Wie ist der Titel entstanden?
Andreas Kollender: Fanny sagt irgendwann im Roman einmal diese Worte… dann hab ich „verlassen“ nur noch weggelassen und da war er, der Titel.
Silvia: Wie lange hast du, von der ersten Idee bis zum gedruckten Buch, an diesem Roman gearbeitet?
Andreas Kollender: Lange. Ich hatte diesen Roman in anderer Form vor einigen Jahren schon einmal geschrieben und dann wieder auf den Tisch gebracht.
Silvia: Hast Du schon mal eine Zwangsjacke anprobiert?
Andreas Kollender: Nein.
Silvia: Viele Personen im Buch waren real. Wie sieht es mit Fanny Nielsen aus?
Andreas Kollender: Sind literarische Figuren nicht ebenso lebendig wie reale?
zum Autor
Silvia: Auf Bücher, in denen Musik eine Rolle spielt, springe ich gern an. So habe ich mir auch folgendes Zitat aus deinem Buch gemerkt
Mutter habe sich oft gefragt, ob die Musik in der Welt gewesen sei, bevor es den Menschen gab, oder ob sie vom Menschen geschaffen worden sei – Mutter sei zu dem Schluss gekommen, die Musik müsse vorher da gewesen sein und nur wenige begnadete Menschen seien in der Lage ihr zu dienen.
Wunderschöner Gedanke. Wird Musik im Buch erwähnt, weil sie ein Zugeständnis zur beschriebenen Zeit ist, oder hast du selbst eine engere Bindung zur Musik?
Andreas Kollender: Beides. Die Musik musste wegen des Zeitgeistes in den Roman und weil sie immer gut ist für die Menschen und in Friedrichsberg eine Rolle spielt – und klar höre ich viel Musik. Machen wir doch wahrscheinlich alle. Ich höre auch die im Buch genannte. Bach, Mozart, Beethoven, Bowie, Massiv Attack, Nick Cave, Amy Winehouse, Dvorak, Miles Davis etc etc. Da gibt es sehr viel, sehr unterschiedliches. Keine Festlegung.
Silvia: In deinen Büchern geht es oft um das Leben einer historischen Persönlichkeit. Gibt es jemanden über den du gerne schreiben möchtest, dich aber nicht so recht herantraust?
Andreas Kollender: Nein.
Silvia: Fernweh scheint auch eine Rolle in deinen Büchern zu spielen. Wo möchtest du gerne noch unbedingt hin?
Andreas Kollender: Die Liste ist lang und wird kürzer. Dieses Jahr geht es wahrscheinlich an einen der italienischen Seen, Lago Maggiore und Gardasee haben wir durch… das steht aber noch nicht fest. Es muss nicht immer die Exotik sein – das Allgäu oder das Tessin sind atemberaubende Gegenden, in denen es sich verdammt gut aushalten und genießen lässt. Des Weiteren ist das ja immer auch eine Frage des Geldbeutels.
Silvia: Hat Dich schon mal jemand gefragt, ob du über ihn/sie schreiben möchtest?
Andreas Kollender: Nein.
Silvia: Gibt es schon ein neues Projekt?
Andreas Kollender: Ja. Aber darüber rede ich noch nicht – keine Chance.
Silvia: Hast Du eine Beziehung zu Bloggern?
Andreas Kollender: Eher nicht. Alles in allem lese ich eher selten Blogs. Ich bin kein so netzaffiner Mensch – was nichts mit einem Negativurteil zu tun hat, überhaupt nicht. Wie die Blogparade wird, kann ich noch nicht beurteilen – aber Spaß macht es.
Silvia: Was sind deine Lieblingskekse? Gerne mit Rezept.
Andreas Kollender: Schokolade muss schon dran sein. Ich liebe das Wort „Teegebäck.“
Silvia: Dann suche ich mal nach einem passenden Rezept. Keks für den Autor. Das wäre doch eine schöne, neue Rubrik.
Ich danke Andreas Kollender für seine Antworten und den sehr netten Mailkontakt. Ich hoffe, wir können uns bei einer Lesung bald mal persönlich reffen.
Gewinnspiel des Pendragon-Verlags
Im Rahmen der Blogtour verlost der Pendragon Verlag drei Kollender-Buchpakete mit jeweils einem Exemplar von „Kolbe“ und „Von allen guten Geistern“. Um an der Verlosung teilzunehmen, müssen die TeilnehmerInnen ein Lösungswort bilden. Das Lösungswort findet sich in den fünf Blogbeiträgen zu der Tour. In jedem Beitrag findet sich ein fett gedruckter Buchstabe – das Lösungswort besteht also aus fünf Buchstaben.
Zur Teilnahme an der Verlosung muss das Lösungswort an presse@pendragon.de gesendet werden. Einsendeschluss ist Freitag, der 17. März 2017 um 23:59 Uhr.
Die drei Gewinner werde aus allen Teilnehmern ausgelost. Nach der Auslosung werden die Gewinner per Mail benachrichtigt und um ihre Adressdaten gebeten. Die Adressdaten der Gewinner werden nur für den Versand benötigt und werden nicht an Dritte weitergegeben. Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklärt Ihr euch mit diesen Bedingungen einverstanden.
Die Blogtour
Die Blogtour zum Buch „Von allen guten Geistern“ wurde vom Pendragon Verlag organisiert und die Teilnahme macht mir viel Freude. Wie findet ihr unseren Hashtag #KollendersGeister?
Hier die anderen Artikel, die zur Aktion gehören:
06.03. Auf dem Blog Seitengang hat Christian eine Rezension zu „Von allen guten Geistern“ veröffentlicht. Sie hat den schönen Titel „Ein Revoluzzer verkauft den Zwang„.
08.03. Oliver vertieft das Thema „Geistige Fehlsteuerung und deren Zusammenhänge mit körperlichen Leiden. Rehabilitation des Irrsinns durch proaktive Therapiemethoden wie Musik, Dialog, Freiheit und Selbstbestimmtheit.“. Diesen wissenschaftlichen Essay gibt es auf seinem Buch- und Medienblog.
09.03. Ein fiktives Interview mit dem Hauptprotagonisten Ludwig Meyer führt Christina von Die dunklen Felle.
10.03. In ihr Lesetagebuch zum Buch „Von allen guten Geistern“ lässt uns Katja von Wortgestalt schauen.
Ich hoffe, ihr habt viel Spaß an den Beiträgen und bekommt dadurch Lust auf das Buch „Von allen guten Geistern“ von Andreas Kollender.
Bibliografie
Von allen guten Geistern
Andreas Kollender
440 Seiten
ISBN: 978-3-86532-575-4
Paperback, Klappenbroschur
17,00 € [D]
Verlagsseite
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War mir das Lesen des Romans schon ein Fest, so ergänzt das Interview noch den Eindruck, einem interessanten Autor begegnet zu sein!
Danke. Ja, Kolbe muss ich unbedingt auch noch lesen.
Grüße
Silvia
Danke für den interessanten Einblick in ein Buch über ein spannendes Thema. Die neue Rubrik fände ich nur konsequent. Kekshunger bekomme ich eh, wenn ich hier vorbeisurfe.
Viele Grüße,
Ulrike
Der gute Mann wirkt recht kurz angebunden, aber trotzdem voller Begeisterung und Überzeugung für seine Werke 😀
Noch hab ich nichts gelesen von ihm, was sich aber schleunigst ändern soll :3
Liebe Christin,
du hast das gut erkannt.
Andreas kam nicht gerade ins schwafeln. Bei anderen Gesprächspartnern musste ich stark kürzen, hier eher nachhaken.
Da ist jeder anders.
Viele Grüße
Silvia
Hallo,
Sehr schönes Interview, man merkt das du dir richtig viel Mühe damit gegeben hast interessante Fragen zu finden. Da ich weder Autor noch Buch kenne und es auch wahrscheinlich nicht lesen werde, teile ich deinen Beitrag gerne.
LG Sonja
Danke für deine Anmerkungen und die Verbreitung!
Viele Grüsse
Silvia
Huhu!
Ein sehr schönes Interview, tolle Fragen. Das Buch klingt auch sehr interessant, ich finde die geschichtliche Entwicklung der Psychiatrie faszinierend. Ich werde mir die anderen Stationen der Blogtour später ansehen. 🙂
LG,
Mikka
Danke, Mikka.
Mir hat der Einblick in die Anfänge der psychiatrischen Therapie auch sehr gefallen.
Liebe Grüße
Silvia
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