Buchmesse Leipzig, ein Tagebuch
Montag, 16. März 2015
1. Tag, Freitag, 13.03.2015
04:50 Aufstehen! Mein Wecker klingelt zwar erst später, aber ich bin schon ewig wach. Dem Gefühl nach habe ich überhaupt nicht geschlafen. Bin total erkältet. Super. Fliegen mit Erkältung ist ätzend. Drei erkältete Messetage sicher auch. Aber da muss ich jetzt durch!
05:45 Autoscheiben freikratzen und los! Mein Göttergatte ist so nett und bringt mich schnell zum Flughafen, sind nur 4 Kilometer.
06:10 Sicherheitsschleuse diesmal ohne Striptease geschafft. Sogar die Schuhe habe ich anbehalten dürfen!
06:30 Boarding beginnt
06:40 Wir machen uns pünktlich auf zur Startbahn. Begleitet werde ich vom Hörbuch „Neid“ von Arne Dahl
07:45 Frühstück im Flughafen-Restaurant in Leipzig. Super Büffet für 13,90 €. Sogar frisch gepressten Saft gibt es.
09:00 Mit der S-Bahn eine Station zur Messe. Fußweg zur Messe. Nach 100 Metern fährt die Straßenbahn an uns vorbei. Mist, die hätte ich auch nehmen können. Allerdings tut die frische Luft auch sehr gut!
09:10 Erste Herausforderung: Pressezentrum finden. Ja! Denn als Buchblogger kann man sich an der Messe akkreditieren lassen. Das bedeutet freier Eintritt, Presseausweis und Zugang zum Pressezentrum mit eigener Lounge (Snacks und Getränke zu sehr annehmbaren Preisen), eigener Garderobe mit super nettem Personal und ein Raum mit Rechnern und Internetzugang.
09:30 Begehbar ist bis 10 Uhr nur die große, zentrale Glashalle. Die Ausstellungshallen öffnen erst um 10 Uhr. Es herrscht schon reger Betrieb und gespannte Vorfreude. Viele Cos-Player sind schon da, viele lagern vor Halle 1, dort ist die Manga-Comic-Convention.
Hänge vor Halle 4 rum. Versuche Astrid zu erreichen, sie hat aber im Zug keinen Empfang. Ruhe vor dem Sturm.
10:00 Pünktlich treten die Ordner beiseite und ein breiter Menschenstrom fließt in die Hallen.
Ich hinterher.
Halle 4, Stand A105,
blv-Verlag.
Dort wurde ich zu einem Gespräch erwartet.
Das schöne Herbstprogramm habe ich mir angesehen und zwei Bücher vom aktuellen Programm zur Besprechung ausgewählt. Ich freue mich schon aufs Backen!
11:00 Aurelie Bastian stellt ihr neues Buch vor. Astrid und ich treffen uns endlich und unterhalten uns mit der sehr sympathischen Französin. Es gibt sehr leckere Kostproben ihrer Backkunst zu testen. Es gibt natürlich Macarons und Tartes zum Probieren.
Sie bietet uns an, spezielle Förmchen und Lebensmittelfarbe für uns zu besorgen. Sehr nett!
11:30 Astrid ist auch erkältet.
Was machen wir jetzt? Wir haben uns zwar einige Programmpunkte schon ausgesucht und angekreuzt, aber es ist uns erst mal danach, relativ ziellos durch die Hallen zu streifen. Wir trennen uns, kommen wieder zusammen und genießen das Treiben in der Menge tausender Buchliebhaber!
13:00 Treffen in der Bloggerlounge. Erstmalig hat die Leipziger Buchmesse für Blogger einen eigenen Bereich zur Verfügung gestellt. Hier kann man sich ausruhen, etwas trinken, essen und, vor allem, andere Blogger treffen. Es gibt auch ein kleines Veranstaltungsprogramm. So wurden heute die Nominierten für den Buchpreis eingeladen. Einige sind auch gekommen, darunter auch ein paar der Sieger!
Einige der Autoren haben hier zum ersten Mal Kontakt zu ihrem Bloggerpaten bekommen. Richtig bekannte Blogger waren hier. Moderiert wurden die Veranstaltungen, die wir in der Bloggerlounge besuchten, von Vera von Glasperlenspiel13.
14:00 Inoffizielles Bloggertreffen in der Lounge. Sehr nette Bekanntschaften mit bekannten und uns unbekannten Blogs gemacht. Viele kannten sich ganz eindeutig schon persönlich, aber neue Kontakte zu knüpfen war sehr einfach und nett. Wie gut, das Astrid unsere Visitenkarten vorher hat drucken lassen.
15:00 Erkältet und übernächtigt wie wir sind, ziehen wir zum blauen Sofa (das dauert schon etwa 20 Minuten; die Wege sind weit und lang) und hoffen auf ein paar Sitzplätze. Natürlich vergeblich. Wir können über viele Köpfe hinweg einen kurzen Blick auf Martin Suter erhaschen.
15:30 Völlig erledigt begeben uns auf den Rückweg und gönnen uns ein Taxi zum Hotel.
16:00 Wir beziehen unsere Zimmer und genießen eine Stunde Ruhe „mit Füße hoch“.
17:00 Erstaunlich gut erholt machen wir uns zum Abendprogramm auf. Denn die Buchmesse wird von Leipzig liest begleitet. Ein weitgehend kostenloses Angebot mit 3200 Veranstaltungen in der Stadt und in der Messe an sehr verschiedenen Orten.
17:35 Nach einem schönen Spaziergang landen wir im Café Grundmann. Hier wollen wir eine Kleinigkeit essen, bevor wir an die Lokalität zu der von uns ausgewählten Lesung weitergehen. Auch in dem Cafe, in dem wir essen, wird nachher eine Lesung stattfinden. Die beiden Frauen am Nachbartisch (sie kommen übrigens aus Köln…) wissen auch welche: Julia Jessen liest aus: Alles wird hell. Hm. Auch ein gutes Buch, wie ich gehört habe. Aber wir bleiben bei unserem ursprünglichen Plan:
19:30 in der Kneipe Horns Erben gibt es eine Lesung zu dem Buch „Lieber Mr. Salinger“ von Joanne Rakoff, moderiert von Karla Paul, die wir noch von ihrem alten Arbeitgeber Lovelybooks kennen. Mehr zu diesem Buch wird es in einer Rezension von Astrid geben.
19:55 die Lesung beginnt mit Verspätung…
21:00 Wir suchen die Straßenbahn, das Hotel und das Bett. Gute Nacht.
2. Tag, Samstag 14.03.2015
08:30, wir lassen es mit einem späten, langen Frühstück langsam angehen. Schließlich wollen wir uns auch mal in Ruhe unterhalten!
11:00 Wir sind recht spät an der Messe, allerdings braucht man mit der Bahn auch nicht länger als mit dem Taxi, es ist nur viel voller!
11:15 Garderobe ist abgegeben, wir erreichen die ersten Hallen. Was wollten wir heute nochmal machen? Wieder Programm zücken, nachsehen, absprechen. Gut vorbereitet ist anders…
11:30 Schlendern durch Halle 4, viele Belletristik-Verlage. Nettes Gespräch am Stand des Piper und Berlin Verlag. Habe dort mein Talent als Buchverkäufer getestet. Und die Dame war überzeugt und kaufte „Die Schuld der anderen„. Dieses Jahr waren an vielen der größeren Stände die Messebuchhandlung vertreten, so das man direkt vor Ort die ausgestellten Bücher erwerben konnte. War mir letztes Jahr nicht so aufgefallen. (Gila Lustiger habe ich auch gesehen. Ich weiss aber ehrlich gesagt nicht mehr, wann das war).
13:00 Wir treffen uns wieder. Am blauen Sofa. Sehr praktisch, es liegt zentral und dort ist es nie langweilig, leider aber auch sehr voll. Wir bleiben noch ein wenig und lauschen Ayelet Gundar-Goshen, die Fragen zu ihrem Buch „Löwen wecken“ beantwortet. (Die Buch-Wunschliste wächst)
13:30 Wir machen uns schon langsam auf den Weg ins Konferenzzentrum, denn dort sollte das Lovelybooks-Treffen stattfinden. Und die Wege in der Messe dauern heute ewig. Der vollste Tag! Die meisten Gänge und Verbindungen zwischen den Hallen sind One-Way. Wir müssen also Umwege machen. Und dann natürlich auch immer mal wieder stehen bleiben und Bücher gucken. Dafür sind wir ja auch zur Messe gefahren.
13:45 Wir sind fast da. Da fällt mir siedendheiss ein, das ich meine Einladung im Hotel vergessen habe. Wie dumm kann man sein? Treffen auf „Irve„, ich erkenne sie an ihrem Logo, welches auch ihr LB-Avatar ist. Es sind Hunderte von LB-Mitgliedern da. 250 Einladungen wurden vergeben. Man musste bis 14 Uhr vor Ort sein, späterer Einlass sei nicht möglich. Also wollten alle pünktlich sein, kleinlaut gab ich am Eingang meine nicht vorhandene Einladung bekannt. Ich durfte mich aber zu den anderen mit gleichem Schicksal stellen und wurde nachher auf der Gästeliste (dort heiße ich gruenente) gefunden und durfte bleiben.
14:10 Es gab eine kleine Podiumsdiskussion, Maras Film (eine „Promi“-Bloggerin wurde einen Tag auf der Messe vom MDR begeitet) wurde gezeigt, drei Verlage waren vertreten und diskutierten mit, Twittereinträge mit passendem Hashtag wurden über den Beamer permanent angezeigt, Bettina Belitz gab eine Prä-Premieren-Lesung ihres neuen Buches, Melanie Raabe (Die Falle) war auch da und freute sich über die positive Resonanz. TinaLiest gab die Moderatorin und löste diese Aufgabe sehr erfrischend und trotzdem souverän. Dann gab es noch Geschenke:
Leckere Cupcakes und Goodie-Bags. Diesmal waren in den Beuteln unterschiedliche Bücher. Dadurch kam es zu anregenden Tauschgesprächen. Einige LB-Menschen lernte ich endlich mal persönlich kennen, wo wir uns schon so oft virtuell ausgetauscht haben.
16:30 Wir werfen noch einen kurzen Blick auf Jussi Adler-Olsen. Doch um das Interview über sein neues Buch „Verheißung“ im Stehen anzuhören, fehlt uns die Kraft. Schade, denn er wirkt sehr humorvoll und gut aufgelegt.
Noch ein paar Bilder vom Tag (und ja, das ist Günter Grass!):
17:00 Heimfahrt. Volle Bahn, wir finden aber einen Sitzplatz.
18:15 Abends essen gehen, schwierig, kaum einen Tisch bekommen, dann gab es leckeren Miniflammkuchen und dafür Nachtisch, dann ein weiteres Highlight:
20:00 Lesung im ehrwürdigen alten Rathaussaal mit Ulla Hahn. Sie war auf der Messe, weil sie ein neues Projekt der Stadt Monheim vorstellte: das Ulla-Hahn-Haus.
Und weil sie schon mal in der Stadt sei, könnte sie auch etwas vorlesen.
Der Saal bot ein ehrwürdiges Ambiente. Wir hatten eine ungewöhnliche Perspektive und saßen hinter der Autorin.
Es war natürlich wieder voll, und diesmal gehörten wir eher zu den jüngeren Teilnehmern.
Bei dieser Gelegenheit konnte ich der Signiermöglichkeit nicht wiederstehen.
22:00 Ab ins Bett
3. Tag, Sonntag 15.03.2015
8:00 Frühstück. Schon etwas schlapp. Eigentlich wollten wir diesmal auch etwas von der Stadt sehen, aber Samstag war schlechtes Wetter und heute mit dem Gepäck: auch doof.
10:30 Messe. Wir sind inzwischen sehr routiniert. Haben aber wieder keinen Plan. Da hilft ein Blick ins Programmheft mit den vielen Kreuzen.
11:00 Poetry Slam!!!
Am Stand der HTWK Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig gibt Nhi Le vier Stücke zum Besten.
Super!
Und vielen Dank an die Künstlerin, das sie danach nur sagte: „Schön, dass sie sich dafür interessieren“ Und das fast erwartete „in ihrem Alter“ wegließ.
11:30 Schönes, zielloses Bummeln, ein paar Foto machen, ein paar Souvenirs kaufen. So macht Messe viel Spaß!
13:00 Bloggerlounge. Laut Programmpunkt: „DIE UNABHÄNGIGEN Vertreter der unabhängigen Verlage treffen auf Blogger“ Überraschend leer, Veranstaltung in der Lounge mit sehr wenig Teilnehmern, es war auch nur ein Verlag , Voland & Quist und einer deren Autoren, Julius Fischer, da. Die hatten aber sehr interessantes, witziges und spannendes zu erzählen. Die nicht Anwesenden haben was verpasst!
13:45 Dann musste Astrid leider fahren.
14:00 Und ich stürzte mich nochmal in die Hallen: ein wenig MDR, ein wenig blaues Sofa, überall Sitzplatz gefunden!!! Der Tag bietet zwar weniger Veranstaltungen, dafür kann man alles besser geniessen.
14:30 Michel Bergmann im Gespräch über seinen Roman „Weinhebers Koffer„. Auf der Wunschliste notiert und heute direkt in der Bücherei vorgemerkt.
15:00 Wolfgang Tischer vom Literaturcafé moderierte das Gespräch „Was erwarten Blogger von Verlagen und Autoren“. Interessant und Sitzplatz mit Lehne!!!
16:00 Live-Sendung des MDR mit Arno Geiger beginnt. Aber 90 Minuten ohne Sitzplatz! Nein. Das schaffe ich nicht mehr. Ausserdem sehe ich ihn am Freitag in Köln!
16:15 Auf der Messe ist langsam Exodus. Viele schlendern Richtung Ausgang, ich zum Pressezentrum. Tee trinken, Obstsalat und Käsebrötchen. Flasche Wasser. Ich habe echt viel zu wenig getrunken die letzten Tage.
17:00 Dann setze ich mich gemütlich in den fast leeren Arbeitsraum für Journalisten, schäme mich für mein 4-Finger-System und fange an diesen Bericht zu tippen.
18:00 Abflug. Leider noch nicht nach Köln, erst Richtung Flughafen. Dort lese ich in Erinnerungen an eine Ehe.
20:30 endlich Boarding. Leider heben wir verspätet ab.
22:15 Nach einer kurzen Autofahrt vom Flughafen (danke, lieber Göttergatte) bin ich endlich wieder zu Hause.
Ich glaube ich habe nächstes Jahr, Mitte März, schon was vor…

Dein Buchmesse-Tagebuch gefällt mir sehr gut, toll geschrieben und mit Fotos unterlegt!
Das LB-Treffen habe ich auch als richtig schön empfunden. Und Du warst ja auch die einzige,
die sich zu erkennen gegeben hat vor all den Angereisten. Da habe ich zumindest mal einen
kurzen Eindruck bekommen.
Liebe Grüße,
Verena / solveig
Danke! Ja, Namensschilder wären schon sehr schön gewesen…
Danke für den schönen Bericht zur Buchmesse. Ich war vor zwei Jahren dort – aber leider nur einen Tag auf der Messe – was aber anstrengend genug war. Und die Stadt wollte ich mir auch ansehen. Leipzig liest finde ich eine wunderbare Ergänzung. Leider habe ich es damals dann doch nicht geschafft, da es erstens eiskalt in Leipzig war und zweitens waren wir abends vom herumlaufen schon sehr müde. Nach dem frühen Abendessen noch mal los – Respekt – habe ich damals nicht geschafft. Vielleicht schaffe ich es im nächsten Jahr mal wieder nach Leipzig.
Vielleicht treffen wir uns ja mit dem Frauen-Lesekreis dort?
So ein genialer Bericht!!
Ach, ich bin fast ein bisschen neidisch 🙂
Aber gut, ich kann ja nicht jedes Jahr nach Leipzig fahren und ich war letztes Jahr gerade da…
wie machst du das mit dem Flug? Ich meine, kaufst du nicht viele Bücher?
Schade in Leipzig ist, dass „nur“ Blogger bevorzugt behandelt werden…
Ach, aber es ist einfach ne tolle Messe….
Danke für Dein Lob. Für den Rückflug habe ich Gepäck gebucht…
Hey 🙂
Vielen Dank für deinen charmanten Bericht! Manche Dinge sind wohl doch auf allen Messen gleich :D. Menschenmassen, Hitze, zu wenig trinken – an diese Dinge erinnere ich mich von Frankfurt her auch noch, obwohl das letzte Mal jetzt schon einige Jahre zurückliegt … Dort habe ich damals das Rahmenprogramm mit den Lesungen im Bücherzelt außerhalb (Gibt es das eigentlich noch?) sehr zu schätzen gelernt, das war damals ein echter Ruhepol in dem ganzen Wirbel :).
Das Rahmenprogramm, das du beschreibst, erinnert mich ein wenig an den Comicsalon in Erlangen, der dort alle zwei Jahre stattfindet. Da konnte man am Abend dann auch noch zu verschiedenen anderen Veranstaltungen gehen … Hier ziehe ich sowieso meinen Hut vor dir, denn ich war am Abend in Frankfurt immer so fertig, dass ich froh war, wenn ich am Abend irgendwo meine Füße hochlegen und meine Ruhe genießen konnte :D.
Liebe Grüße
Ascari
In Frankfurt war ich auch schon mal, Leipzig finde ich viel netter. Dort bezieht man sich viel mehr auf das Publikum. Die frankfurter Messe wird dafür sicher der bessere Geschäftsmöglichkeiten für die Aussteller bieten. Gibt es in Österreich auch eine Buchmesse?
Aaaahhhh … nach diesem schönen Bericht ärgere ich mich noch mehr darüber, dass ich nicht da war. Und mich packt voll der Neid, wenn ich sehe, dass ihr bei einer Lesung von Ulla Hahn gewesen seid. *heul … jammer … auf den Boden werf …* 🙁
Bitte, bitte nehmt mich nächstes Jahr mit … 🙂
Ja, es war schön! Wir treffen Dich gerne nächstes Jahr in Leipzig