Islandreise
Sonntag, 23. Oktober 2022
Entdeckung meines Sehnsuchtsortes

Hast du einen Sehnsuchtsort? Einen Ort, wo du unbedingt einmal hinmöchtet?
Seit ich 2000 die Expo in Hannover und dort den isländischen Pavillon besucht habe, ist das für mich Island. Und dieses Jahr konnte ich mir diesen Traum erfüllen!
Im September ging es mit einer Freundin für zwei Wochen nach Island.
Planung
Meinen Mann so gar nichts nach Island. Da diese Reise sehr teuer ist, entfiel er als Reisepartner. Zum Glück konnte sich eine Freundin von mir dagegen sehr gut vorstellen nach Island zu reisen, und dass auch mit mir zusammen. Das war schon 2019 und diesen September war es endlich so weit: wir reisten nach Island!
Dazu haben wir uns eine fertige Reise ausgesucht, bei der Flug, Mietwagen, die Unterkünfte sowie ein paar Ausflüge vom Anbieter fertig gebucht wurden. Allerdings nach unseren individuellen Wünschen. So wollten wir unbedingt Einzelzimmer mit eigenem Bad. Meine Freundin ist allergisch gegen Tierhaare, also vielen alle Zimmer auf Bauernhöfen aus. Der von uns gewählte Anbieter hat verschiedene Bausteine im Programm, die wir relativ beliebig ein- und ausbauen oder auch verändern konnten. So entstand dann unser persönlicher Reiseplan für zwei Wochen Island.
Außerdem habe ich natürlich viel über das Land gelesen und auch isländische Literatur lag auf meinem Lesetisch. So vorbereitet starteten wir Anfang September auf unsere Reise.
Vielleicht sollte ich noch erklären, dass ich bisher, bis auf eine paar Städtetrips, immer Urlaub gemacht habe. Entspannung (gerne auch durch viel Sport) stand bei mir bisher im Vordergrund. Insofern war das für mich schon ein Wagnis: wie wird es mir gefallen, praktisch jeden Tag woanders zu schlafen, den ganzen Tag unterwegs zu sein und niemals „anzukommen“?

Ablauf
Wir fuhren in zwei Wochen rund um Island. In einigen Unterkünften blieben wir zwei bis drei Nächte, in den meisten nur eine Nacht. Das hieß fast jeden Tag wieder alles einpacken und ins Auto werfen. Abends die Koffer wieder ins Zimmer tragen und alles heraussuchen, was ich für den nächsten Tag brauchte. Jeden Morgen schauen, ob ich auch wirklich nichts vergessen hatte. Zum Glück brauchte ich mein Handykabel im Auto, sonst hätte ich es schon im ersten Hotel liegen lassen.
Für mich war das eine gewisse Art Stress. Niemals anzukommen. Daran musste ich mich erst gewöhnen.
Fahren
Rund um Island führt die sogenannte Ringstraße Nummer 1, die alle wichtigen Ortschaften verbindet. Das sind ca. 1300 km. Mit ein paar Umwegen kommt da schnell auf knapp 2000 km in zwei Wochen.
Das ist eigentlich nicht viel. Allerdings darfst du höchstens 90 km/h fahren. In Ortschaften natürlich weniger, auf Schotterstraßen fuhren sowieso nicht so schnell. Und unbefestigte Straßen kann man nicht umgehen. Einige unserer Unterkünfte waren nur so zu erreichen, einige Sehenswürdigkeiten ebenso. Einen Tag sind wir fast 100 km auf unbefestigten Straßen gefahren und dass zum Teil recht steil bergauf oder bergab. Deshalb würde ich ein geländegängiges Auto empfehlen. Wir hatten das nicht und kamen zwar auch irgendwie klar, aber wir hatten auch sehr viel Glück mit dem Wetter. Regnet es, fährt man direkt durch viel Schlammlöcher, das war manchmal nicht lustig.
Während der Fahrt haben wir mit einer Handy-App navigiert. Dieses war komfortabel ans Auto anzuschließen. Wir haben nur einmal gar kein Netz gehabt. Das war aber kein Problem, weil man sich die entsprechenden Karten vorher herunterladen kann, so dass wir offline navigieren konnten. Im Prinzip saßen wir den ganzen Urlaub im Auto. Von einer Unterkunft zur nächsten, immer wieder unterbrochen von Orten, die wir sehen wollten.

Mut zur Lücke
Dabei kann man einfach nicht alles ansehen. Zumindest nicht in zwei Wochen. Alle paar Kilometer gibt es einen Hinweis auf einen Wasserfall, einen Aussichtspunkt, eine hübsche Kirche oder ähnliches. Das ist einfach nicht zu schaffen. Wir haben vom Veranstalter sehr ausführliche Reiseunterlagen bekommen. Dort waren viele Sehenswürdigkeiten vorgeschlagen, alle mit Geocode und in der richtigen Reihenfolge, passend zu unserem Weg aufgeführt. Das war sehr praktisch, vor allem weil unsere mitgenommenen Reiseführer die Rundtour in der anderen Richtung absolvierten. Wir sind im Uhrzeigersinn gefahren.
Da wir meistens gutes Wetter haben (wir hatten wirklich in der Hinsicht sehr viel Glück), haben wir fast alle Museen ignoriert und uns meist auf die Höhepunkte der Natur Konzentriert. Wenn es mehr geregnet hätte, wären wir wahrscheinlich in allen Museen gewesen.
Einige Ausflüge mit Eintrittskarten waren in unseren Reisepaket schon inkludiert. Das war Fluch und Segen zugleich. Denn so mussten wir zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein, um eine Führung oder ein Boot nicht zu verpassen. Allerdings hätten wir sonst sicher einiges verpasst. Oder hätte ich vor Ort über 100 € für eine Whalewatching-Tour ausgegeben? Schließlich gab es keine Garantie einen Wal zu sehen. Und wir haben Wale gesehen, viele, ganz nah. Ich war platt vor Ehrfurcht.

Preise
Island ist sehr teuer. So arrogant es sich anhört: davon muss man sich als Islandurlauber frei machen. Alkohol, Lebensmittel, Essen gehen, Eintrittspreise: alles teuer. Ich habe dort den teuersten Urlaub meines bisherigen Lebens verlebt. Nur der Sprit war in einem ähnlichen Preisniveau wie hier. Man darf auch nicht vergessen, dass das Leben auch für die Isländer sehr teuer ist. Sie mögen es also eher nicht, wenn wir Touristen über die Preise jammern.
Wir haben keinerlei Bargeld benötigt und konnten immer mit Kreditkarte zahlen. Das war sehr praktisch und würde ich mir auch für Deutschland wünschen. Sogar die Toiletten konnten wir so bezahlen. Wildpinkeln ist verboten und auch schwierig ohne schützende Büsche. So sind wir entweder eingekehrt oder haben halt die Toilette bezahlt. Zwei Heißgetränke kosteten ca. 10€.

Essen
Natürlich kann ich mich auch mal zwei Wochen von Tütensuppen ernähren. An einigen Abenden blieb uns allerdings gar nichts anderes übrig, denn das nächste Restaurant wäre 20 km entfernt gewesen. Wir entschieden uns für eine Mischung aus Snacks aus dem Supermarkt und ab und zu einem schönen Restaurantbesuch. Letzterer war auch nicht so viel teurer als hier in Deutschland. Denn ich habe keinen Wein getrunken und Leistungswasser gibt es dort überall kostenlos dazu. Ich konnte mich auch problemlos vegetarisch ernähren. Vegan ist allerdings schon eine Herausforderung.
Wir haben uns meist vom Frühstück ein belegtes Brot mitgenommen. Ich habe jeden Tag eine heiße Schokolade getrunken, das war super lecker und ersetzt eine ganze Mahlzeit, vor allem mit Sahne :). Meist kamen wir damit bis zum Abend aus. Die Restaurantdichte ist nicht besonders hoch. Wir hatten deshalb immer etwas zu essen im Auto, falls wir kein Restaurant oder ähnliches finden würden.
In fast allen Unterkünften gab es einen Wasserkocher auf dem Zimmer. So konnte ich mir abends immer noch einen Tee kochen. Außerdem habe ich in einer kleinen Thermoskanne auch immer einen warmen Tee mitgenommen. Manche Unterkünfte haben auch eine Küche, die von den Gästen benutzt werden darf.

Unterkünfte
Unsere Unterkünfte waren alle vorgebucht. Ich habe mal bei einem besonders spartanischen Zimmer nach dem Preis geschaut: ca. 200€ pro Nacht. Zwar Einzelzimmer mit Bad, aber dafür nur 12qm groß und außer Bett, Stuhl, Minitisch unmöbliert.
Doch insgesamt waren wir zufrieden. Das Zimmer in Reykjavik war sehr klein, es gab da zum Beispiel keinen Platz den Koffer auf den Boden zu legen. Andere waren riesig und einige recht liebevoll gestaltet und eingerichtet. Manche hatten auch eine idyllische Lage. Keine Unterkunft glich der anderen. Aber alle waren voll. Und das in der Nebensaison. Vorbuchen würde ich also unbedingt empfehlen. Überwältigt
Ich bin so froh, dass ich mir diese Reise geleistet habe. Ich war immer wieder überwältigt von der Schönheit des Landes. Ja, insgesamt ist es sehr karg, aber dann freute ich mich über eine blühende Blume gleich doppelt.

Tierwelt
Da es nicht so voll war (also mit anderen Touristen) waren wir mit der gewählten Reisezeit im September sehr zufrieden. Wenn du aber Vögel beobachten willst, ist das zu spät. Die berühmten Papageientaucher sind dann zum Beispiel schon weg.
Dafür siehst du überall Islandpferde und Schafe. Schließlich leben in Island mehr Schafe als Menschen. Trotzdem hat es länger gedauert, bis ich welche fotografieren konnte. Denn auf der Ringstraße darfst du nicht anhalten und das ist auch gut so. Denn dort fahren auch LKWs und Busse. Die Straße ist zu eng um am Straßenrand haltenden Wagen ausweichen zu können.

Traumhaft!
Ich bin so froh, dass ich mir diese Reise geleistet habe. Ich war immer wieder überwältigt von der Schönheit des Landes. Ja, insgesamt sehr karg, aber dann freute ich mich über eine blühende Blume gleich doppelt.
Ich habe dort so viele Eindrücke gesammelt, dass ich noch eine Woche später nachts davon träumte. Immer wieder war auch die Macht der Natur spürbar, vor allem bei den großen Wasserfällen. Sehr skurril waren die Geothermalgebiete, wo überall heißer Dampf aus der Erde kam oder grauer Matsch vor sich hin köchelte. Der Geysir war sicher auch ein Highlight und auch die Buckelwale, die bis zu 10 Meter an unser Bott herankamen. Lavafelder und die Herbstfärbung der Vegetation waren auch sehr beeindruckend und schön. Die Fotos können die Realität nicht wirklich wiedergeben. Mir war es auch wichtig den Fotoapparat einfach mal beiseite zu legen und einfach die Eindrücke in mich aufzunehmen.
Ich kann gut verstehen, dass es einige Menschen immer wieder dorthin zieht.

Eine wunderschöne Urlaubsbeschreibung, welche die Faszination der Insel und des Erlebens (nochmal) nachempfinden lässt. Die Bilder geben die Stimmung so gut wieder. Da möchte ich direkt die Koffer packen…
Danke, liebe Cordula!
Das hört sich sehr interessant und schön an.
Sehnsuchtsorte habe ich noch einige.
Ich bin schon gespannt, wohin mich die Reise im nächsten Jahr führt.
Liebe Grüße von
Heike
Hallo Heike,
mein Mann und ich überlegen nächstes Jahr nach Irland zu fliegen. Dort war ich auch noch nie, habe aber schöne Bilder gesehen.
Aber wer weiß, was nächstes Jahr so passiert.
Liebe Grüße
Silvia