Lesen. Eine Selbstreflexion.
Sonntag, 23. August 2015
Warum lese ich eignetlich? Wo mache ich das? Wieviel lese ich? Wie lese ich? Hat sich mein Leseverhalten in den letzten Jahren verändert? Wie beeinflusst lesen mich und vielleicht auch mein Leben?
Ich möchte mal kurz innehalten und darüber nachdenken.
Wo lese ich am häufigsten?
Am liebsten wirklich auf meinem alten Sofa
Aber auch gerne auf der Terrasse, in der Hollywoodschaukel oder im Liegestuhl.
Und natürlich morgens und abends im Bett. Das allerdings immer seltener. Ich liebe es auch, am Wochenende als Erste aufzustehen und mich mit einem Tee schon mal aufs Sofa zu setzenund zu lesen.
Zunehmend höre ich auch. Seit ein paar Jahren höre ich gerne Hörbücher. Vor allem im Auto, ich flippe im Stau wesentlich seltener aus, bleibe ruhig und gelassen. Ein sehr toller Nebeneffekt. Seit ich ohne Lesebrille nicht mehr auskomme, höre ich auch in der Bahn, statt wie früher zu lesen.
Was lese ich am liebsten?
Ich lese sehr gerne Gegenwartsliteratur. Und da auch zunehmend deutsche Autoren. Sehr wichtig ist mir aber auch die Abwechslung: Thriller, Krimis und Klassiker stehen auch auf meinem „Leseplan“. Allerdings bin ich in letzter zeit mehr dazu übergegangen Krimis zu hören und lese eher selten einen selbst. Auch Jugendbücher lese ich ganz gerne. Ich habe zwei Teenager-Töchter, da bleibe ich gerne etwas auf dem laufenden. Eine ganze Zeit lang habe ich auch jeden Monat ein englisches Buch gelesen (sehr häufig Jungendbücher oder Krimis), aber in dieser Beziehung bin ich sehr faul geworden. Schade eigentlich.
Wie lese ich am liebsten?
Ich lese gerne eBooks und „richtige“ Bücher. Bevor wir den Blog hatten, war das etwa halbe/halbe. Im Moment lese ich mehr Papierbücher, was auch daran liegt, das wir schon mal ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Und eBooks lassen sich nicht so gut fotografieren (obwohl ich sowieso eher eine schlechte Fotografin bin…).
Dicke Bücher bevorzuge ich mittlerweile eindeutig als eBook, einfach damit ich nicht soviel Gewicht mit mir herumschleppen muss.
Bei „richtigen“ Büchern ist mir ein Hardcover lieber als das Taschenbuch. Eine Alternative, die auch sehr gut in der Hand liegt sind diese „Zwitter-Ausgaben“, meist broschiert genannt. Sie sind nicht so schwer wie ein hardcover, aber qualitätsbewusster gebunden als normale Taschenbücher.
Der Preis spielt für mich da keine so große Rolle. Da meine zur Verfügung stehende Lesezeit begrenzt ist, und ich mir auch sehr gerne Bücher ausleihe, fallen die Bücherkosten nicht so in Gewicht.
Und leider muss ich jetzt immer mit Brille lesen. Das finde ich schrecklich, ich fühle mich alt und eingeschränkt. Sie zeigt mir täglich: meine Lebenszeit ist endlich.
Wieviel lese ich?
Immer zuwenig…
Ich führe da tatsächlich Buch. Wortwörtlich. Seit ca. 8 Jahren. Ich schreibe jedes Buch mit dem Lesebeginndatum in ein Heft. Für jeden Monat und jedes Jahr bilde ich eine Summe.
Erschrekenderweise lese ich jedes Jahr weniger. In der Gesamtzahl kann ich das durch Hörbücher wieder auffangen, aber der Abwärtstrend ist deutlich erkennbar. Dafür steigt die Zeit, die ich vor dem Rechner verbringe. Die eigenen Posts schreiben,andere Blogs lesen, auf Facebook und Twitter virtuelle Bekanntschaften pflegen. Das macht alles viel Spass, geht aber von meiner Lesezeit ab.
In Zahlen:
Dieses Jahr habe ich bisher 46 Bücher gelesen, ausserdem 30 Hörbücher genossen.
Im Vergleich dazu habe 2011 80 Bücher und 21 Hörbücher „erledigt“. Nun ist dieses Jahr noch nicht vorbei, aber auch letztes Jahr habe ca. 20 Bücher weniger gelesen als noch 2009. In den letzten Jahren habe ich im Schnitt 80 Bücher gelesen. Das werde ich dieses Jahr nicht „schaffen“.
Ich habe mehr und mehr das Gefühl die Bücher die ich nicht lese setzen mich unter Druck. Je mehr ich mich mit Büchern, Empfehlungen, Blogs und ähnlichem beschäftige, desto weniger Zeit habe ich zum Lesen. Leider steigt aber auch der SUB durch die Zahl der Empfehlungen (SUB = Stapel ungelesener Bücher).
Inzwischen freue ich mich immer wenn mal jemand sagt: „Das Buch musst du nicht lesen. Es ist nicht gut.“
Wie kommuniziere ich über Bücher?
Sehr intensiv. Seit Jahren schon über Lovelybooks, dort heisse ich Gruenente (Link auf Bücherregal). Ich versuche zu jedem Buch ein paar Sätze zu schreben und eine Bewertung abzugeben. Auch Leserunden und Challenges regen sher zum Austausch über Bücher an. Seit ich bei Lovelybooks bin steigt mein SUB stetig.
Dann bin ich Mitgleid in zwei Lesekreisen. Wir treffen uns ca. alle 6 Wochen und besprechen ein vorher gemeinsam ausgesuchtes Buch. Diese Diskussionen sind sehr anregend, manchmal kontrovers, immer interessant. Auch habe ich dort schon viele gute Buchtipps erhalten.
Und dann noch Gespräche mit meinem Mann, der auch sehr gerne liest, einigen Bekannten und Kollegen. Ich habe auch schon Wildfremde in Bibliotheken oder Buchhandlungen angequatscht und meinen Meinung wahllos verteilt… Da hatte ich auch einmal ein schönes Erlebnis: eine Frau sprach mich in der Gemeinsebibliothek an und bedankte sich für eine Buchempfehlung, die ich ihr Monate vorher gab. Das hat mich sehr gefreut!
Lese ich jedes Buch bis zum Schluß?
Ja. Leider. Ich schaffe es so gut wie gar nicht ein Buch abzubrechen. Und das auch noch endgültig. Ich gebe ihm auch schon mal eine zweite oder dritte Chance. Manchmal denke ich auch ich muss das irgendwie lesen. Ob das Erziehung ist? Sowas wie „den Teller leeressen, wenn ich ihn mir selbst gefüllt habe?“.
Ich bewundere Menschen die ein Buch nach n-Seiten weglegen können und sagen: wir passen nicht zueinander. Da würde ich auch gerne mal hinkommen…
Werde ich meinen SUB jemals durchlesen?
Nein. Das ist nicht realistisch. Mit den eBook-Dateien, den Wunschlisten und den vielen Büchern die ich mir gerne leihen möchte, den Büchern die ich aus Platzmangel aus meinem SUB-Regal schon ins allgemeine Regal einsortiert habe, sind es sicher um die 500 Bücher.
Wenn ich weiter soviel lese wie bisher, brauche ich in den nächsten 6 Jahren kein weiteres Buch mehr kaufen, leihen, ansehen. Undenkbar.
Es gibt auch Bücher von denen ich jetzt denke: muss ich haben. Und dann, kommen ganz viele andere „dringende“ Bücher dazwischen. Die Prioritäten verschieben sich.
Das Schlimme ist: ich fühle mich unter Druck. Von meinem eigenen, selbstaufgebautem SUB. Wie verrückt ist das denn?
Wie komme ich da wieder raus?
Keine Ahnung. Alle selbstauferlegten Verbote werden direkt durchbrochen. Das ist wie mit Schokolade oder keksen: irgendwann, bei mir recht schnell, bin ich inkonsequent und gebe meiner Sucht (?) nach. Bin ich ein Messi? Muss ich alle Bücher retten? Ein ungelesenes Buch im Regal stehen zu haben (oder im Dateiordner „My Books“ ist doch eine Art Frevel?
Ich habe da keine Lösung. Ausser bei Null anfangen. Vielleicht wäre Konsequenz dann leichter. Das wäre eigentlich traumhaft: kein SUB. Wenn ein Buch ausgelesen ist, dann erst das nächste kaufen. (aber die Neuerscheinuungen im September sind schon wieder so verführerisch…)
Ich schaffe es nicht. Gibt es eine Selbsthilfegruppe? Die anonymen Bücherstapler?
Warum lese ich?
Das ist des Pudels Kern. Darüber denke ich oft nach. Lesen ist ein Hobby, eine Beschäftigung. Für andere nur ein Mittel um die Zeit totzuschlagen.
Aber es ist eine Möglichkeit an Dingen teilzuhaben, die man nicht selbst erleben kann und möchte.
Ich glaube nicht, das ein Buch eine Reise ersetzen kann. Wenn ich etwas über die Niagarafälle lese ist es nicht das gleiche wie dort gewesen zu sein. Aber so ein Buch kann mein Interesse wecken dorthin zu fahren. Oder in mir den Gedanken an das Gegenteil säen.
Ich werde auch nicht zu einem Teil von Büchern. Ich bewahre immer einegewisse Distanz. Trotzdem beeinflusst mich das was ich lese. Dadruch wird mir klar, das in jedem Kopf ein eigenes Universum steckt. Ich glaube fest daran, das Lesen meine Empathie verbessert, weil ich dadurch gewöhnt bin, mich in andere hineinzuversetzen.
Lesen regt mein Denken an. Ich kann in der Geschichte versinken, mich in Protagonisten hinein versetzen oder auch nicht. Versuchen zu verstehen was in anderen Menschen vor sich gehen könnte. Manchmal versuche ich auch nur zu verstehen um was es überhaupt geht.
Ich glaube ich lese um zu denken, um mich zu erweitern. Um zu lernen. Um mich abzulenken. Zur Entspannung. Es gibt viele Gründe, manche sind sogar gegensätzlich.
Wäre mein Leben anders ohne Bücher? Ja, sicher. ich habe schon unzählige Stunden mit Büchern verbracht. Diese Zeit hätte ich anders genutzt. Oder auch vertan. Womit? Keine Ahnung. Ich kann meine Zeit ja nur einmal verbringen. Da ich lese seit ich sechs Jahre alt bin, kann ich es mir anders nicht vorstellen. Vielleicht leben Menschen ohne Bücher intensiver?
Zu meinem Leben gehört lesen einfach dazu. Und ich glaube, ohne Bücher wäre ich ein anderer Mensch. Definitiv. Ob besser oder schlechter, keine Ahnung . Nur anders.
Will ich aber nicht!
Und Ausserdem…
Ich merke ich könnte hier seitenweise weiter schreiben und mich über meine Leidenschaft auslassen. Aber ich habe keine Zeit. Ich muss noch ein Buch auslesen…
♌