Paul Auster: Winterjournal
Sonntag, 17. Januar 2016
Seit ich vor meinem New York Urlaub Biografien über New Yorker gelesen habe, wollte ich unbedingt mal wieder ein Buch von Paul Auster lesen. „Mond über Manhattan“ hatte ich vor ewigen Zeit gelesen und nicht mehr in Erinnerung. Und ehrlich gesagt: irgendwann entsorgt! Da Auster schon so viele Bücher verfasst hat, wußte ich nun aber gar nicht, mit welchem ich beginnen sollte. Da empfahl mir die Buchbloggerin eines Tages „Winterjournal“. Das kam zur richtigen Zeit. Vielen Dank Frederike.
Paul Auster zieht in seinem Buch Bilanz seines bisherigen Lebens. Er ist 63 Jahre alt, als er das Buch schreibt. Angefangen bei seiner Kindheit, Pubertät bis hin zu seinem heutigen Leben. Da er in sehr vielen Wohnungen gelebt hat, in 21, um genau zu sein, berichtet er in mehr als 50 Seiten von jeder einzelnen. Spannend fand ich natürlich, dass er auch eine kurze Zeit in der Nähe meines Urlaubsappartments gewohnt hat.
Er berichtet sehr ausführlich über viele Bereiche seinens Lebens. Besonders seine Eltern nehmen einen großen Teil des Buches ein.
Auch über seine ersten Alterserscheinungen spricht er offen. Über den Spruch eines Freundes denkt er lange nach
Paul, ich möchte ihnen etwas sagen. Mit siebenundfünfzig habe ich mich alt gefühlt. Jetzt, mit vierundsiebzig, fühle ich mich viel jünger als damals.
Sehr liebevoll beschreibt er seine Liebesbeziehungen, seine zwei Ehen. Und natürlich seine Liebe zu New York. Mir ist ein wenig der Atem gestockt, als er vom 11. September schrieb. Wie muss es für jemanden sein, der tagtäglich an dieses Ereignis erinnert wird?
… seither weiterhin zwei- oder dreimal die Woche die Brücke überquert hast, ist die Fahrt nicht mehr dieselbe, die Toten sind immer noch da, auch die Türme sind noch da – pulsieren in der Erinnerung, anwesend als leeres Loch im Himmel.
Dieses Buch war für mich ein besonderes Lesevergnügen. Ich fühlte mich außerordentlich wohl bei der Lektüre. Für leidenschaftliche Leser ist es doch auch immer wieder spannend, über das Leben eines Autors zu lesen. Immer wieder bin ich erstaunt, dass das nahe Umfeld von Autoren häufig kein Interesse an den Werken der Autoren zeigt. Auster berichtet von seiner Mutter, die kein einziges Buch von ihm gelesen hat. Zwar standen sie alle an einem besonderes Platz in ihrer Wohnung, aber deren Inhalte kannte sie angeblich nicht.
Ein sehr persönliches Buch, ich glaube, ich muss noch mehr von diesem Autor lesen.
Paul Auster, Winterjournal, ISBN: 9783499259500, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 254 Seiten, 10,99 €
Es freut mich sehr, dass es Dir gefallen hat.
Viele Grüße,
Friederike
Danke für diese Rezension. Ich habe das Winterjournal direkt nach dem Erscheinen gelesen und es ist mir lange in Erinnerung geblieben. Für New York Fans eignet sich auch die Brooklyn Revue von Paul Auster sehr gut. Alles Liebe Karin
Liebe Karin,
Danke für die Empfehlung, ich werde sicher noch mehr von Auster lesen, bin da aber bei der Menge ein wenig aufgeschmissen.
Daher freue ich über jede Anregung. Lg Astrid
Paul Auster schreibt großartig. Manche seiner Werke allerdings nicht so leicht zugänglich, da sie eigentlich mehr unter der Oberfläche verbergen als sie preisgeben.
Sein Roman „Unsichtbar“ ist spannend und entwickelt einen ganz eigensinnigen Sog auf den Leser. Die „New York Trilogie“ ist ideal, wenn man sich mit Identität und Sprache auseinandersetzen möchte. Ersterer ist aber wahrscheinlich unterhaltsamer, wenn man ‚einfach nur einen guten Roman lesen‘ möchte. 😉
Vielen Dank für Deine Einschätzung. Die New York Trilogie hat mich natürlich auch schon angelächelt, aber ich habe mich noch nicht getraut, damit anzufangen. Und nach Deinen Worten bin ich jetzt ganz froh drüber. Muss ich vielleicht mal länger reinlesen in der Buchhandlung.
Liebe Leckere Kekse!
Jetzt habe ich Lust auf etwas Süßes! Hihi!
Auch ich habe „Winterjournal“ gelesen und bin hin und weg. Das ist eine Liebeserklärung, die ihresgleichen sucht.
Ich verlinke dich mit meinem Beitrag!.
Ich empfehle dir übrigens die Bücher von Siri Hustvedt! Ich bin ein wahrer Fan der Beiden.
Danke fürs Verlinken!
Mit Paul Auster komme ich irgendwie besser klar als mit seiner Frau. Ihre Bücher empfinde ich manchmal als verwirrend.
Aber ich probiere es trotzdem immer wieder. Irgendwann platzt der Knoten doch sicher.