Simone Lappert: Wurfschatten
Samstag, 23. August 2014
Wurfschatten
Ada ist jung, schön und eine talentierte Bühnenschauspielerin.
Aber sie hat Angst. Angst vor Krankheiten, Katastrophen, Unfällen.
Und Angst vor der Angst.
Sie muss sich mehrmals täglich mit einem Stethoskop versichern, das ihr Herz noch schlägt.
Ihre Wohnung hat ein Angstzimmer mit einer Therapiewand auf der sie alles, vor dem sie Angst hat, mit einem Bild an die Wand gepinnt hat. Die Wand ist voll. Ada hat ihre Aquarien hineingestellt um sich durch die Pflege ihrer Fische zu zwingen sich selbst mit diesen Ängsten zu konfrontieren.
Sie ist pleite, kann seit Monaten keine Rechnungen bezahlen, auch nicht die Miete. Aus Mitleid setzt sie der Vermieter nicht vor die Tür, sondern seinen Enkel Juri in ihre Wohnung.
Sie versucht ihn (recht fantasiereich) raus zu ekeln, was aber nicht klappt.
Ein Vorsprechen in München bietet ihr die Chance auf ein neues Leben, doch eine Angstattacke zerstört auch diesen Traum.
Mit der Zeit erkennt sie, dass auch andere Menschen Probleme haben. Maria, die seit Jahrzehnten um einen Mann trauert und sich an seinem Tod schuldig fühlt. Juri, der sich der Zukunft nicht stellen möchte. Herr Matusek, der so schüchtern ist.
Dieses Buch bringt alle zusammen und findet auch für einige Probleme Lösungen, ohne sie zu verharmlosen.
Die Autorin versucht „gesunden“ Menschen die Angst näher zu bringen. Anfangs suchte ich als Leser nach Ursachen und dachte an ein Kindheitstrauma. Aber sie hat einfach nur so Angst. Auch das muss man akzeptieren. Bei meinen Kindern versuchte ich Ängste eher herunterzuspielen (vor allem Nachts um 2 Uhr…). Vielleicht muss man sie aber einfach annehmen um damit umgehen zu können.
Es handelt sich um einen Debütroman, was man bei dem ausgereiften Stil kaum glauben mag. Es tauchen sehr schöne Sätze auf, z.B. „Sein Blick schien sich wohl zu fühlen in ihrem Gesicht.“. Außerdem finden sich wunderbare Wortschöpfungen, z.B. „Miteinanderwohner“.
Das ernste Thema Angst geht die Autorin mit viel Mitgefühl an; trotzdem handelt es sich nicht um ein deprimierendes Buch, da auch Humor nicht zu kurz kommt. So musste ich bei einer beschriebenen Angstattacke in einer Zugtoilette schon auch grinsen und die Rolle als Leiche bei einem Krimi-Dinner gibt schon durch die Gegebenheiten an sich Grund zum Lächeln.
Wurfschatten: ein Buch über die Angst und wie man mit ihr leben kann.
Simone Lappert: Wurfschatten, METROLIT Verlag, 207 Seiten, ISBN: 978-3-8493-0095-1
♌
Bin grad beim Surfen auf deiner Seite – wunderschöne Rezi für Wurfschatten. Bin schon wieder am Überlegen, ob ich das Buch nciht doch lesen möchte. 🙂
Danke für das Lob. Das Buch gefiel mir ganz gut und nächste Woche will ich die Autorin auch mal live im Kölner Literaturhaus sehen.
Wirst du darüber berichten?
Wirst du darüber berichten?
Das war der Plan. Leider wurde die Autorin krank und die Lesung fiel aus.
Du sammelst Zitate? Ich auch. Ich habe bei LB gesehen, dass du „wunder“ gelesen hast:
„…Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt…“
„…als sie dann zum ersten Mal auf mein winziges, zermanschtes Gesicht herunterschaute, konnte sie nichts anderes sehen, als wie schön meine Augen waren…“
„…Wenn du die Wahl hast, ob du Recht behalten oder freundlich sein willst, wähle die Freundlichkeit…“
„…Sie sagte Worte, von denen ich weiß, dass sie mir helfen sollten, aber Worte können mein Gesicht nicht verändern…“
„…Ich muss jeden einladen, denn ich will nicht, dass irgendwer verletzt ist, wenn er herausfindet, dass andere Leute eingeladen sind und er nicht …“
„…Aber er hat schon sehr viele Engel, die auf ihn aufpassen, Via. Und ich möchte, dass du mich hast und dass ich auf dich aufpasse…“
Justin: „…meine Kinder werden wissen, dass sie mir wichtig sind…“
„…das Universum kümmert sich um all seine Vögel…“
„…Ich überlegte, wie es sich wohl anfühlen musste, eines Tages im Himmel zu sein, wo mein Gesicht keine Rolle mehr spielte…“
„…Jack, manchmal meint man etwas nicht böse und verletzt trotzdem jemanden…“
„…Echte Größe…liegt nicht darin, stark zu sein, sondern darin, die eigene Stärke auf die richtige Weise zu nutzen…Wahre Größe zeigt derjenige, dessen Stärke die meisten Herzen bewegt…“
„Eure Taten sollen eure Denkmäler sein…“
„…Nimm dir keine Freunde, die dir nicht ebenbürtig sind…“ Konfuzius
„…Kein Mensch ist eine Insel, die nur aus sich selbst besteht…“ John Donne
„…freundliche Worte kosten nicht viel. Und doch erreichen sie viel…“ Blaise Pascal
„…Tu so viel Gutes, wie du kannst
mit all deinen Mitteln
auf alle möglichen Arten
an allen möglichen Orten
zu allen möglichen Zeiten
allen möglichen Menschen
solange du kannst.
(John Wesleys Gesetz)…“
Liebe Grüße!
Vielen Dank für die schönen Zitate!