Analoge Fotografie: 10 Schritte bis zum fertigen Foto!
Sonntag, 17. Mai 2015
Ein Erfahrungsbericht
Das Buch Foto-Kreativ-Lab (Rezension findet ihr hier) hat mich auf die Idee gebracht, nach langer Zeit wieder einmal analog zu fotografieren. Nur so zum Spaß und weil ich mir die Unterschiede deutlich machen wollte. Bewusst habe ich keine Spiegelreflex genommen, obwohl ich hier sicher auch noch irgendwo eine rumfliegen habe. Nein, es war eine alte Minox Kleinbildkamera, die schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Ich habe diese Kamera geliebt. Sie war so klein und handlich und hat damals wirklich tolle Fotos gemacht. Allerdings waren die Ansprüche damals andere als heute. Damals musste man vor dem Abdrücken an alles denken. Heute kann ich im Nachhinein alles am Computer korrigieren. Ist zeitaufwendig, aber eine tolle Sache.
Und nun zeige ich Euch Schritt für Schritt, wie ihr vom Film zum fertigen Foto kommt.
- Kamera fit machen. Bei der Minox bedeutete das, dass ich eine spezielle Batterie brauchte, die ich im örtlichen Fachhandel nicht mehr bekam und so leider online bestellen musste. Das verzögerte den Start meines Projektes, da ausgerechnet jetzt die Post streikte.
- Film kaufen: das war ganz einfach. Bekommt ihr noch in jedem Fotoladen. An der Kasse kam allerdings der erste Schock. Drei 36er Filme kosteten fast 13 Euro.
- Film einlegen. Kein Problem, ich weiß noch, wie es geht
- Filmempfindlichkeit einstellen: Der Isowert des Films muss an der Kamera eingestellt werden
- Nun sind die Vorarbeiten endlich abgeschlossen – war schon sehr aufwendig, oder? Endlich kann es losgehen mit dem Knipsen. Wie war das noch mal? Entfernung einstellen, Blende einstellen, die Verschlusszeit wird im Sucher angezeigt. Ich muss mir alles noch einmal vergegenwärtigen, um loszulegen. Das erste Bild wird gemacht, Knips!!! Klick!!
- Film vorspulen, bei der Minox muss ich zweimal das Vorspulrädchen betätigen. Und was passierte? Ich habe es ständig vergessen.
- Film voll nach 36 Bildern. Beim Rumknipsen hat sich mein Verhalten bezüglich der Menge der Aufnahmen wieder sehr verändert. Wie früher knipste ich jedes Motiv höchstens 3 mal. Da man die Aufnahmen nicht kontrollieren kann, reichte das völlig. Übrigens schaue ich nach jedem gemachten Foto auf das nicht vorhandene Display auf der Rückseite der Kamera. Es ist nicht zu glauben, aber diesen Reflex konnte ich nicht ablegen. Und die Kamera macht wirklich jedes Mal „Klick!“
- Film voll! Der Film muss raus aus der Kamera. D. h. Film zurückspulen und dann vorsichtig herausnehmen. Den Entriegelungsknopf drücken und spulen. Was mir früher noch nie passiert ist, passiert. Der Film reißt. Mist! Und nun? Ich erinnere mich, ein Film darf nicht ans Tageslicht kommen. Ich lese im Internet nach und finde keine wirkliche Antwort. Ich ziehe mich in das dunkelste Zimmer im Haus zurück. Zum ersten Mal im Leben vermisse ich Rolläden zum Abdunkeln. Ich nehme Alufolie und unter der Bettdecke nehme ich den Film aus der Kamera, wickle ihn auf und stecke ihn in Alufolie. Ist Alufolie lichtundurchlässig? Ich hoffe es.
- Wohin bringe ich nun den Alufolienfilm? Ich probiere es in der Drogerie und habe Glück. Sie nehmen noch Filme an. Die Entwicklung dauert ca. eine Woche
- Warten! Ich kann mich kaum noch erinnern, was ich überhaupt fotografiert habe. Die Spannung steigt. Nach einer guten Woche hole ich die Fotos ab. Von den 36 Bildern sind immerhin 30 entwickelt worden. Vielen sieht man an, dass sie mit Tageslicht in Berührung gekommen sind, aber immerhin. Hätte schlimmer sein können! Bei vielen Bildern bin ich überrascht, dass mir alles so weit weg vorkommt. Das liegt an dem 35mm-Objektiv. Normalerweise benutze ich bei Landschaftsaufnahmen ein Zoom-Objektiv und so wirken die Bilder unterschiedlich, je nach benutzter Brennweite.
Fazit:
Mir hat dieser Ausflug in die analoge Fotografie sehr gefallen. War eine gute Idee. Es sind Erinnerungen an früher hochgekommen, manche Dinge im Zusammenhang mit dem Fotografieren sind in Vergessenheit geraten. Die digitale Fotografie hat natürlich sehr viele Vorteile, vor allem die Kosten für die Fotografie sind heutzutage wirklich sehr gering. Außer Anschaffungskosten gibt es quasi keine weiteren. Da die meisten ihre Fotos nicht mehr ausdrucken, entfallen sogar die Entwicklungskosten. Was das allerdings für langfristige Folgen haben kann, werde ich in einem späteren Blogbeitrag näher beschreiben.
Das Gute an der Analogfotografie sind aber auch die Kosten .;-) Jedes Bild will gut überlegt sein und es gibt damit keine Massenfotografiererei. Das nervt mich bei einigen Veranstaltungen nämlich gewaltig. Manche sehen heutzutage die Welt nur noch durch ihren Sucher oder über das Kameradisplay. Bei einer Filmentwicklung werden fast alle gemachten Fotos auch zu Papierbildern und das ist gut so. Niemand kann vorher Bilder löschen, die nicht so perfekt geworden sind. In meinen Fotokisten befinden sich viele Fotos, die man heute als nicht gelungen bezeichnen würde. Damals wie heute bin ich aber froh, sie als Erinnerung zu haben.
Auch für Kinder ein lehrreiches Experiment:
Mein 13jähriger Sohn ist zwar noch zu Zeiten der Papierbilder geboren worden, erinnern kann er sich aber daran nicht mehr. Für ihn war das alles Neuland. Film einlegen, vorspulen, entwickeln lassen. Warum das Entwickeln so lange dauerte, war ihm nicht klarzumachen. Die Geräusche der alten Kamera waren ungewohnt und die Negativstreifen zum Nachbestellen fand er nur lustig.
Hallo,
ich habe auch noch einen Schwarz-Weiß-Film in meiner Kleinbildkamera. Hatte angefangen bewusst Motive für Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu suchen, aber nach einigen Bildern das Projekt wieder vergessen. Nun werde ich mal sehen, dass ich den Film voll kriege und entwickeln lasse. Ja, man schaut genauer hin, was man fotografiert und macht nicht von jedem Motiv 50 gleiche Aufnahmen. Das sollte man sich wieder angewöhnen, aber tja, die Technik machts möglich, drauflos zu knipsen.
Liebe Grüße Donna G.
Ich habe mir auch schon häufig vorgenommen, mehr in Schwarz-weiß zu fotografieren, aber irgendwie geriet das immer in Vergessenheit. Vielleicht probiere ich das nun auch noch mal analog.
Ich habe eine Lochkamera, und fotografiere damit hin und wieder. Allerdings ist das sehr aufwendig, da man die Verschlusszeiten wirklich berechnen muss. Allerdings sind die Ergebnisse immer sehr interessant, da sie nie so sind wie man sie erwartet. 🙂
Mit einer Lochkamera habe ich noch nie fotografiert. Kommt da denn wirklich ein einigermaßen realistisches Foto raus?
Sie sehen schon anders aus, als die Fotos, die man mit Digital- oder Analogkameras macht. Die Fotos kann man mit Fotos langer Belichtungszeiten vergleichen. Man sieht manchmal Dinge darauf, die man gar nicht vorher gesehen hat. Und die Welt erscheint einem etwas „rund“ 🙂
Für mich sind das auch eher Bilder als Fotos, also eher Kunstwerk, da man im Entstehungsprozess nicht ahnt, was letztendlich daraus wird …