Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen
Samstag, 13. September 2014
Ein beeindruckendes Buch über den zweiten Weltkrieg, der zu großen Teilen in Saint Malo an der französischen Küste spielt.
Marie-Laure, ein erblindetes junges Mädchen, das von ihrem Vater immer mit an seinen Arbeitsplatz im Naturkundemuseum in Paris genommen wird bis sie vor den Deutschen nach Saint Malo zu ihrem Großonkel fliehen. Der Vater kümmert sich rührend um seine Tochter und hat ihr in Paris und auch in Saint-Malo kleine filigrane Modelle ihres Wohnviertels entworfen, mit denen sie sich auch als Blinde dort zurechtfindet.
Werner, ein Waisenjunge aus dem Ruhrpott, außerordentlich begabt und hauptsächlich damit beschäftigt, Radios zu erforschen. Sein Talent wird erkannt und so kommt er als 14jähriger auf eine Nationalpolitische Lehranstalt (die sogenannte Napola). Ein Lehrer erkennt sofort seine Begabung und entwickelt mit ihm zusammen ein Peilgerät, mit dem feindliche Sender aufgespürt werden können. Als Werner mit 16 Jahren an die Front geschickt wird, ist das seine Aufgabe.
Etienne, der Großonkel von Marie-Laure, hat im ersten Weltkrieg seinen Bruder verloren und gilt seitdem als verrückt. Er hört Stimmen und geht nicht mehr aus dem Haus. Sein Bruder hatte einst einen Radiosender auf dem Dachboden, mit dem er Kindern die Wissenschaft erklärte.
Madame Manec ist die Haushälterin von Etienne und kümmert sich rührend um die Verwandtschaft aus Paris.
Als sich der Krieg in Frankreichs Norden zuspitzt, unterstützt Madame Manec den Widerstand und überredet Marie-Laure und Etienne, sich dem anzuschließen. Fortan sendet der Radiosender auf dem Dachboden wieder regelmäßig. Werner kommt ebenfalls nach Nordfrankreich, um diesen Sender aufzuspüren…
Dann gibt es noch: einen fanatischen Feldwebel, der auf der Suche nach einem Diamanten ist, den Marie-Laures Vater aus dem Museum in Paris geschmuggelt hat, Jules Vernes Buch „Zwanzig Tausend Meilen unter dem Meer“ spielt eine große Rolle und nicht zu vergessen, Werners Freund Frederik, der sich auf Vögel spezialisiert hat und seinen Prinzipien treu bleibt.
Was für ein beeindruckendes Buch! Und so schön geschrieben! Es nimmt einen gefangen bis zur letzten Seite. Es beschreibt die Gewissenskonflikte der hauptsächlich jungen Charaktere sehr eindringlich. Werner, der froh ist, der Arbeit unter Tage entkommen zu sein, erkennt auf der Eliteschule schon bald seinen Irrtum. „Die Arbeit eines Wissenschaftlers wird von zwei Dingen bestimmt. Seinen Interessen und den Interessen der Zeit.“
Dieses Buch ist eines der schönsten, die ich seit langem gelesen habe. Es kommt auf jeden Fall auf meine Liste der verschenke-tauglichen Bücher.
C.H.BECK ISBN 978-3-406-66751-0
Hallo ihr 🙂
Das Buch liegt schon länger auf meiner Wunschliste und nach dem Lesen dieser tollen Rezension möchte ich es noch umso mehr. Übrigens gefällt mir euer ganzer Blog richtig gut, weshalb ich gleich mal ein Follow auf Bloglovin‘ da gelassen habe.
Liebe Grüße aus Wien
Antonia
Pingback: Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen [Rezension] | Tintenhain