Jean Echenoz: 14
Sonntag, 7. September 2014
Ein kleines Buch über einen großen Krieg
1914.
Anthime hat einen freien Tag und macht eine kleine Radtour. Da hört er Glocken läuten.
Die Mobilmachung!
Er und einige seiner Freunde, wie auch sein Bruder Charles, finden sich am nächsten Tag ein, um sich ordnungsgemäß zu melden. Ganz Frankreich ist überzeugt, dass der Krieg nur ein paar Wochen dauern wird.
Charles hinterlässt die schwangere Blanche, Industriellentochter, in die auch Anthime verliebt ist.
Im Krieg sind nicht alle Soldaten gleich: außer den Rangunterschieden gibt es auch Unterschiede in der Todesart, der Schwere einer Verwundung und im Vermögen die Gräuel zu verwinden.
Ein verlorener Arm wird als glückliche Verwundung angesehen. Denn danach muss man nicht mehr an die Front, man kommt aber noch besser durch das restliche Leben, als wenn ein Bein verloren ging.
Das Buch hat ganze 79 Seiten (zumindest meine eBook-Ausgabe), schildert kompakt den Krieg aus Sicht französischer Soldaten, der zurückgebliebenen Zivilisten und den heimkehrenden Verwundeten.
Aufgriffen werden auch ganz unvermutete Probleme wie die Langeweile im Schützengraben.
Umrahmt wird alles von neuem Leben welches den Krieg fast in den Hintergrund treten lässt.
Alle Geschehnisse werden in einer fast beiläufigen, undramatischen Art erzählt.
Für mich ein empfehlenswertes Buch um sich dem 1. Weltkrieg literarisch zu nähern. Wem das dann schon zu heftig ist, sollte von weiteren Büchern zu diesem Thema besser absehen.
Jean Echenoz kommt übrigens auch kurz im Buch Zweiundzwanzig von Jean-Phillipe Blondel vor.
Jean Echenoz: 14, Hanser Berlin, ISBN 978-3-446-24500-6
Leseprobe: 14
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