Einblicke in den Kölner Karneval aus norddeutscher Sicht!
Sonntag, 15. Februar 2015
Gestern hat Silvia hier ein wenig über den Kölner Karneval erzählt. Heute bin ich dran Euch meine Sicht auf den Karneval zu schildern.
Als Norddeutsche zog es mich für einige Jahre nach Köln. Als Kind hatte ich nur im Sportverein und in der Schule Kontakt mit Fasching – wie die Norddeutschen sagen. Fasching bestand aus einem Tag – Rosenmontag. Mein Umzug nach Köln fand irgendwann im Januar statt. Also schon in der Karnevalszeit. Da ich anfangs noch auf Jobsuche war, hatte ich keinen näheren Kontakt zu Kölnern und auch noch keinen Zugang zum Karneval.
Im Februar kam mich eine Freundin aus dem Norden besuchen und wir hatten vor, shoppen zu gehen. Dass ausgerechnet Weiberfastnacht war und was das genau bedeutete, davon hatte ich keinen blassen Schimmer. Wir fuhren in die Kölner Innenstadt und trauten unseren Augen nicht. Ich hatte in meinem Leben noch nie so viele verkleidete Erwachsene gesehen und die Geschäfte – hatten geschlossen! Unverrichteter Dinge fuhren wir zurück nach Hause und wunderten uns. Über diese Geschichte hat sich übrigens später jeder Kölner halb schlappgelacht. An Weiberfastnacht shoppen gehen – wer kommt nur auf die Idee!
Bei uns im Norden gab es im Fernsehen den Rosenmontagsumzug, den kannte ich. Dass aber in jedem Stadtteil und Vorort noch ein eigener Umzug stattfindet, merkte ich erst vor Ort. Meine damalige Wohnung lag sehr zentral und dass es dort direkt vor meiner Haustür einen eigenen Zug gab, das merkte ich erst auf dem Nachhauseweg mit dem Auto – die Straßen drum herum waren alle gesperrt. Ich mußte zu Fuß nach Hause laufen!
Als ich einen Job gefunden hatte, hatte ich plötzlich sehr viele nette Menschen um mich rum, die mir das Geheimnis um Karneval näher brachten. Ständig lernte ich etwas dazu. Dinge, von denen ich zuvor nie gehört hatte. Nubbelverbrennung, Fastelovend, Stuncksitzung, Dreigestirn, Karnevalssession, Karnevalsbands und -lieder und noch vieles andere.
Was ich gar nicht bedacht hatte, als ich nach Köln zog, waren die freien Tage. Dort ist wirklich Ausnahmezustand und ich hatte meist von Donnerstag (Weiberfastnacht) bis Karnevalsdienstag frei. Mit ein paar wenigen Überstunden konnte man prima ein paar Tage freimachen.
Jedes Jahr machte ich mehr und mehr an Veranstaltungen mit. Einmal war ich sogar mit Kollegen beim traditionellen Rosenmontagsumzug. Das ist eigentlich eine Touriveranstaltung und so langatmig, dass man zwischendurch schon mal gemütlich eine Pizza essen gehen kann. Im Restaurant und nicht auf die Hand!
Am meisten beeindruckt und in Erinnerung geblieben, ist mir die Nubbelverbrennung. Laut Wikipedia ist „der Nubbel, eine angekleidete mannsgroße Strohpuppe, die Figur des Sündenbocks im rheinischen Karneval. Der Nubbel hängt in der Karnevalszeit über vielen Kneipen und wird in der letzten Karnevalsnacht verbrannt.“
Es war gar nicht geplant dorthin zu gehen. Ich war mit einem Freund abends gemütlich essen in der Kölner City und auf dem Weg nach Hause waren wir plötzlich mitten in der Nubbelverbrennungszeremonie gelandet. Überall auf den Straßen standen Leute zusammen, tanzten und sangen Karnevalslieder, von denen ich allmählich auch endlich den Text verstand. Das war richtiges Gänsehautfeeling.
So, und bevor das ganze hier viel zu lang wird… Nun wohne ich seit etlichen Jahren in Hamburg und so oft ich es mit meiner Familie schaffe, fahren wir zum Karneval nach Köln. Unsere Kinder haben ein ganz anderes Verständnis für den Karneval als andere norddeutsche Kinder. Und ich werde schon mal schief angesehen, wenn ich hier mit blauen Haaren herumlaufe, weil ich es noch nicht geschafft habe, meine Verkleidung wieder ganz abzulegen.
Und wie steht ihr zum Karneval? Gibt es vielleicht noch mehr Norddeutsche, die auch gerne Karneval feiern und keine ablehnende/unwissende Einstellung dazu haben?