Karneval – Eindrücke aus Kölner Sicht
Samstag, 14. Februar 2015
Die fünfte Jahreszeit – Eindrücke aus Kölner und Norddeutscher Sicht
Was haltet Ihr denn so vom Karneval? Feiert Ihr begeistert mit? Oder könnt Ihr damit gar nichts anfangen? Verreist Ihr vielleicht lieber in der Zeit?
Wir zwei Bloggerinnen haben eine ganz unterschiedliche Sicht auf dieses Ereignis. Was wohl hauptsächlich durch unsere Wohnorte begründet ist. Köln und Hamburg sind da schon sehr unterschiedlich.
Ein paar Impressionen zum Kölner Karneval
Ich bin ein kölsches Mädche. Oder zumindest bin ich in Köln geboren, wenn auch auf der falschen Rheinseite, und habe fast immer hier gewohnt. Als Kind war Karneval (man darf in Köln nie, wirklich niemals „Fasching“ sagen) einer meiner Jahreshöhepunkte, denn ich liebte es mich zu verkleiden. Karneval geht in Köln vom Elften im Elften und erst Aschermittwoch ist, bis auf das traditionelle Aschekreuz und Fischessen, alles vorbei.
Mein erstes Weiberfastnacht in der Kölner Altstadt war auch mein letztes dort. Ich war süße 16 und machte mich nach der Schule (in Kölner Schulen wird meistens eine Feier in der Klasse oder mit der ganzen Schule gemacht, so bis 12 Uhr) mit meinen Freundinnen auf ins tolle Leben. Bereits Mittags um Eins lagen die ersten Besoffenen in der Gosse, oft in eigenen Körperflüssigkeiten. Schon damals musste ich feststellen: ohne Alkohol geht irgendwie gar nichts. Und deshalb bin ich bis heute kein Karnevalsfreund. Mir fehlen dazu zwei grundlegende Voraussetzungen: ich mag weder Bier noch Karnevalsmusik. Und nüchtern kann man das nicht aushalten, und in einer Kölner Kneipe an Weiberfastnacht etwas anderes zu trinken zu bekommen ist fast unmöglich (wenn man es nach langem anstehen überhaupt hinein geschafft hat. Man muss immer sehr früh da sein und darf die Lokalität nicht wechseln).
Der Rosenmontagszug in Köln ist schon ein überwältigendes Ereignis. Über Stunden zieht sich der riesige Lindwurm durch die Straßen. Die begeisterte Masse steht bei jedem Wetter in 10-20iger Reihen am kilometerlangen Zugweg. Nicht nur Touristen stehen dort, auch viel aus Köln und Umgebung. Der Kenner besucht den Schull- un Veedelszöch, der am Tag vorher stattfindet.
Außerdem hat jedes Viertel und Stadtteil seinen eigenen Zug. Ich wohne immer noch auf der falschen Rheinseite, was die rechte ist (Kölner Logik). Genauer gesagt in Porz. Dort gibt es auch mehrere Züge. So am Sonntag den „Porzer“ mit ca. 45000 Zuschauern. Und zum Beispiel am Samstag den „Wahner Zug“. Da gehen wir hin seit wir Kinder haben. Dieser Zug ist klein, ca. 80 Gruppen und Wagen, dauert eine gute Stunde, wenn man ihn als Zuschauer an sich vorbeiziehen lässt.
Wir gehen mit ein paar anderen Familien (zwei aus Hamburg!) dorthin, haben ein Fässchen, Tisch und ein Picknick dabei (auch hier muss man mindestens eine Stunde vor Beginn am Zugweg stehen, sonst steht man in der dritten Reihe…) und haben viel Spaß.
Am Zug werde ich, als Karnevalshasserin, zum Tier. Ich schreie nach Kamelle und Strüssjer, springe, grabsche, singe. In jeder dritten Gruppe kenne ich jemanden, kreische wie irre den Namen und werde mit Pralinen, Stofftieren und Blumen belohnt. Und alle zusammen rufen wir beim Wagen von Guido Cantz (der wohnt hier im die Ecke) „Guido, ich will ein Kind von Dir“.
Nach dem Zug beruhige ich mich wieder und wir laufen schnell nach Hause, weil alle auf die Toilette müssen. Dann gibt es heiße Suppe und die Kinder leeren ihre vielen Taschen mit Kamelle aus, tauschen und freuen sich.
Ein schöner Brauch ist auch die Nubbelverbrennung. Der Nubbel ist eine Strohpuppe, die für die Sünden, die wir alle während der tollen Tage begannen haben, am Ende verbrannt wird. In einem Jahr hatten wir Stunk-Sitzungskarten für den Veilchendienstag mit anschließender Nubbelverbrennung. Das war sehr stimmungsvoll, mit ruhigen Liedern und großem Feuer. In der Südstadt habe ich mal eine Veranstaltung besucht, da mussten wir büßend auf der Straße knien und wurden mit Wasser von einer Klobürste gesegnet. War sehr lustig.
Beim Kölner Karneval ist alles erlaubt (natürlich außer Helau sagen und nach Düsseldorf fahren) was Spaß macht. Jedes Jahr will ich flüchten und bin dann doch ganz froh, dass ich geblieben bin.
In diesem Sinne rufe ich ein dreifaches „Kölle Alaaf“!
♌
🙂 Ich „hasse“ Karneval obwohl ich gebürtige Kölnerin bin. Als Kind hat mich unser Vater auf alle Sitzungen mitgeschleppt, weil er in allen möglichen Vereinen war. Ich habe es gehasst mich verkleiden zu müssen, zu lachen weil alle lachen … usw. Am schlimmsten ist für mich Weiberfastnacht. Da meinen div. Damen sie könnten mal so richtig auf die „K****“ hauen. Schrecklich!!!
Aber wem es gefällt 😉