Interview mit Dino Minardi
Donnerstag, 25. April 2019
Dino Minardi ist das Pseudonym eines Mannes, der eine neue Krimireihe ins Leben gerufen hat. Der erste Band erschien dieses Frühjahr: Ein Espresso für den Comissario, Pellegrinis erster Fall. Das Buchs stellte ich mit einem Krimicheck vor. Dino beantwortete mir einige Fragen und stellte mir Fotos zur Verfügung.
Rheinland versus Italien
Silvia: Du kommst ursprünglich aus dem Rheinland. Hast du auch einen zweiten Wohnsitz in Italien?
Dino: Leider immer noch nicht, ich arbeite daran. Ich hoffe, dass es nicht bis zur Rente dauert… Aber ich bin beruflich immer wieder in Mailand, da liegt der Comer See erfreulich nahe.
Silvia: Was verbindet dich mit diesem Land?
Dino: Wie vermutlich viele deutsche Familien sind auch meine Eltern in den Achtzigern zur Adria gefahren. Dabei ist meine Mutter ein Fan vom Meer, mein Vater bevorzugt die Berge. Bei mir konnte sich weder die Liebe zu Wasser noch zu Bergen richtig durchsetzen, und da sind die oberitalienischen Seen der perfekte Kompromiss.
Pseudonym
Silvia: Als Kind habe ich es nicht südlicher als Bozen geschafft. Dino Minardi ist nicht dein richtiger Name. Warum hast du dich für ein Pseudonym entschieden?
Dino: Ich habe bereits einige Veröffentlichungen in anderen Genres, und da war es die klassische Marktingentscheidung, die „Autoren-Ichs“ nicht zu vermischen. Dazu bin ich im Genre „Krimi“ Debütant und kann mich in Ruhe entwickeln. Ich bin sehr kritisch mit mir und sehe selbst noch Luft nach oben.
Silvia: Ich werde immer neugieriger auf deine wahre Identität. Hältst du auch Lesungen ab, oder musst du darauf verzichten um deine Anonymität zu wahren?
Dino: Ich verzichte sehr gerne darauf, denn Lesungen sind mir unangenehm. Beim Vorlesen genüge ich meinen eigenen Ansprüchen nicht, ich bin ganz sicher keine „Rampensau“. Insofern war die Aussicht, keine Lesungen machen zu können/ zu müssen, ein weiterer guter Grund für ein geschlossenes Pseudonym.
Avatar
Silvia: So gibt es auch keine Fotos von Dino Minardi. Dein Instagram-Profil wird von einem Vierbeiner beherrscht. Erzähle mal was über deinen Avatar, deinen hübschen Hund.
Dino: Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Von einer kurzen Pause im Studium abgesehen, hatte ich immer einen. Im Januar 2019 musste ich meine alte Hündin einschläfern lassen. Eigentlich wollten wir eine „Hundepause“ machen (Endlich Städtereisen machen!). Aber nach vier Tagen ging die Suche los. Wir fuhren das folgende Wochenende zu einer Züchterin, die Welpen hatte und nebenbei erwähnte, dass sich zwei ihrer Zuchthündinnen nicht mehr vertragen. Und so nahmen wir statt eines Welpen eine dreijährige Hündin mit, die mit ihrer sanften Gelassenheit völlig aus der Australian-Shepherd-Art schlägt, was eine großartige Erfahrung ist. Sie lernt im kommenden Mai den Comer See kennen.
Essen und Getränke
Silvia: Ich habe ja bei fast jedem Buch den Verdacht, dass es auch autobiographische Züge hat. Wieviel von dir steckt in Pellegrini?
Dino: Eine Menge. Er ist Humanist und sehr rational, dazu aus ganzem Herzen Europäer. Im Caffè/ Espresso-Konsum würden wir einander auch nicht nachstehen. Seine Sprachbegabung hätte ich gern…
Ich hätte ihm gerne noch meine Liebe zu Craft-Beer angehängt. In der Lombardei ist das ein Riesentrend, die meisten Kleinbrauereien Italiens befinden sich dort. Aber das war „zu unrealistisch“, in den Romanen müssen die Italiener noch Wein trinken. Ich weiche daher auch auf Sprizz aus.
Silvia: Ich mag gar kein Bier, für Sprizz bin ich immer zu haben. Für einen Italienroman wurde auffallend wenig gegessen. Was isst du dort am liebsten?
Dino: Keine Angst, im zweiten Teil wird mehr gegessen! Die Gegend ist Polenta-Land, die habe ich dort schätzen gelernt. In Colico gibt es ein Restaurant, die machen „Spaghetti allo Scoglio“, das geht immer. Nicht furchtbar typisch für die Gegend, aber egal. Und Eis…
Comer See
Silvia: Jetzt bekomme ich aber Appetit. Dein Buch verursacht bei mir aber nicht nur Hunger sondern auch Fernweh. Wenn ich Urlaub am Comer See plane: an welchem Ort sollte ich mir eine Unterkunft suchen?
Dino: Am Comer See ist nicht viel Platz; das heißt, dass einige Orte in den Hängen liegen. Die Wege sind steil, nichts für Kinderwagen oder Rollatoren. Dann gibt es einige Orte, die mit „Blick auf George Clooneys Villa“ werben, nun wer das mag?
Ich mag Colico sehr gern, der Ort liegt am nordwestlichen Ufer, hat einen Seestrand, und es ist nicht weit in die Berge nach Graubünden. Dazu ist er mit einer Schnellstraße an Lecco, den zweitgrößten Ort nach Como, angebunden. Como selbst ist ein Traum, aber leider auch teuer.
Ach ja, um Bellagio sollte man einen weiten Bogen machen, wer nicht auf Touristenmassen steht. Der Ort ist für Amerikaner und Asiaten einer der „1000 Places To See Before You Die“.
Dumme Verbrecher?
Silvia: Gegen einen Blick auf George Clooney hätte ich nichts einzuwenden. Aber im Ernst: am Comer See möchte ich nächstes Jahr meinen Urlaub verbringen. Doch jetzt mal konkret zu deinem Buch: Deine Täterin/dein Täter wird durch einen Riesenfehler gefasst. Ich dachte beim Lesen: so dumm kann sie/er doch gar nicht sein.
Dino: Oh doch. Ich lasse Pellegrini einmal sagen, dass Verbrecher eben so dumm sind und ihre Verbrechen begehen, weil sie meinen, klüger als alle anderen zu sein. Meine allererste Lektorin warf mir einmal vor, ich habe einen übersteigerten Hang zum Realismus. Ich schreibe gern so, wie es „wahrhaftig“ passieren könnte, aber das wird von LeserInnen meist nicht gut angenommen. Verbrecher sind unglaublich blöd, und wenn psychopathologische Züge hinzukommen (damit kenn ich mich von meiner Ausbildung her ein wenig aus), erst recht. In der Realität ist das dann so: wer davon erfährt denkt sich nur: „Man glaubt es nicht!“. In einer fiktiven Geschichte „darf“ ich als Autor weder viele Zufälle unterbringen, noch eben Verbrecher „realistisch blöd oder dreist“ darstellen.
Pläne
Silvia: Das ist interessant so in die Psyche von Verbrechern zu schauen. Doch sag mal: Wie geht es weiter mit Pellegrini?
Dino: Das Mordopfer im zweiten Teil ist eine Person, denen die Leser in Teil eins kurz begegnet sind, und die Ermittlung wird sich hauptsächlich in Brunate abspielen; dabei werden auch familiäre Angelegenheiten Thema. In Teil drei holt Pellegrini dann eine Sache aus der Vergangenheit ein. Silvia: Drei Teile wird es also mindestens geben. Schön! Glaubst du, deine Bücher werden auch mal ins Italienische übersetzt?
Dino: Im Gegensatz zu Donna Leon, die sich ja angeblich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, hätte ich nichts dagegen.
Lieblingskekse
Silvia: Ich bin gespannt, wie sich das entwickeln wird. Nun noch unsere obligatorische Keksfrage: Was sind deine Lieblingskekse?
Dino: Wer wie ich Kekse liebt, ist in Italien gut aufgehoben, dort gibt es sie das ganze Jahr und in großen Mengen. Gekauft liebe ich fast alle Sorten von Mulino Bianco (Barilla), besonders aber Pan di Stelle und Ritornelli.
Silvia: Die muss ich mal unbedingt backen!
Danke für das Interview!
Was für ein schönes Interview. Ich lese das Buch gerade. Gern hätte ich eine Karte von der Gegend im Buch, da ich mich überhaupt nicht auskenne. Ein Autorenfoto wäre natürlich auch was. Ein geschlossenes Pseudonym macht ja schon neugierig. 🙂
Liebe Grüße
Mona
Hallo Mona,
ich finde es auch ein wenig schräg mit jemanden zu mailen, von dem ich gar keine Vorstellung habe. Doch der Kontakt war sehr nett.
Eine Landkarte zum Buch wäre wirklich eine gute Idee. Ich hoffe, ich kann die Gegend nächstes Jahr selbst erkunden.
Viele liebe Grüße
Silvia
….ich habe mir die beiden Krimis eigentlich nur gekauft weil ich den Comersee seit mehr als 40 Jahren LIEBE.
Ich war mit meinem Vater und seiner zweiten Frau und mit meinem Partner sehr oft in den 70igern dort auf Urlaub. Mein Vater hat diesen See auf einer Heimreise von Frankreich auf der Suche nach einem Hotel für eine Nacht gefunden und daraus ist eine Freundschaft mit den Hotelbesitzern entstanden. Ich habe NIRGENDWO auf der Welt besser gegessen als bei GIGI.
Nachdem ich dann seit Anfang der 80er Single war, bin ich nicht mehr in diese Gegend gekommen, habe immer wieder versucht eine Pauschalreise zu buchen – aber das war nicht möglich. Ich wäre auch mit dem Auto selbst gefahren, aber die Hürde war immer die Sprache….
Seit ein paar Jahren fahre ich regelmäßig einmal im Jahr – wenn es geht – zu diesem See und ich war auch mit Fotos aus den 70igern bewaffnet in dem Ort wo wir immer waren auf der Suche nach Menschen aus dieser Zeit……was ich erlebt habe würde meinen ohnehin schon sehr langen Kommentar sprengen…..
PS: übrigens die Krimis haben mir gefallen – wann kann ich den nächsten lesen….??????
….ich habe mir die beiden Krimis eigentlich nur gekauft weil ich den Comersee seit mehr als 40 Jahren LIEBE.
Ich war mit meinem Vater und seiner zweiten Frau und mit meinem Partner sehr oft in den 70igern dort auf Urlaub. Mein Vater hat diesen See auf einer Heimreise von Frankreich auf der Suche nach einem Hotel für eine Nacht gefunden und daraus ist eine Freundschaft mit den Hotelbesitzern entstanden. Ich habe NIRGENDWO auf der Welt besser gegessen als bei GIGI.
Nachdem ich dann seit Anfang der 80er Single war, bin ich nicht mehr in diese Gegend gekommen, habe immer wieder versucht eine Pauschalreise zu buchen – aber das war nicht möglich. Ich wäre auch mit dem Auto selbst gefahren, aber die Hürde war immer die Sprache….
Seit ein paar Jahren fahre ich regelmäßig einmal im Jahr – wenn es geht – zu diesem See und ich war auch mit Fotos aus den 70igern bewaffnet in dem Ort wo wir immer waren auf der Suche nach Menschen aus dieser Zeit……was ich erlebt habe würde meine ohnehin schon sehr lange Nachricht sprengen…..
PS: übrigens die Krimis haben mir gefallen – wann kann ich den nächsten lesen….??????
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