[Rezension] Marina Jenkner: Die Unwillkommenen
Sonntag, 28. April 2019
„Die Unwillkommenen“ habe ich auf der Buchmesse entdeckt. Trotz so vieler Verlagsvorschauen und Blogbeiträgen über neue Bücher war es an mir vorbei gegangen. Ich erlebte in Leipzig eine Lesung der Autorin. Leider jedoch nur die letzten 5 Minuten. Aber es nahm mich irgendwie gefangen. Daher unterhielt ich mich danach noch kurz mit Marina Jenkner und sie stellte mir ihr Buch schnell in Kurzform vor. Mehr Zeit hatte sie leider nicht.
Nun habe ich es gelesen und den Kauf nicht bereut.
Marina Jenkner stammt aus einer Familie, die ihre Wurzeln in Ostpreußen hat. Und die sich für ihre Familiengeschichte sehr interessiert. Zum Glück hat sie ihren Vater, der sich sehr intensiv um die Erhaltung dieser ostpreußischen Familiengeschichte gekümmert hat. Und glücklicherweise hat sie selber auch noch rechtzeitig mit einigen Familienangehörigen sprechen können bevor diese verstarben. Ich beneide sie ein wenig darum. Auch meine Eltern hatten ihre Wurzeln in Ostpreußen, sie haben in meiner Jugend immer und immer wieder davon erzählt. Leider hat sich in meiner Familie nie jemand Notizen gemacht, und als ich vor einigen Jahren anfing, nachzuforschen, war es schon viel zu spät. Ich habe nicht mehr viele Antworten bekommen.
Inhalt
Betty und Tobias haben zwei kleine Jungs. Jonathan und Jasper. Jonathan ist gerade in die Schule gekommen und trifft dort auf Rami Ibrahim. Rami ist ein syrischer Flüchtling. Bald lernt Betty auf dem Schulweg Nadim kennen, Ramis Vater. Er kann schon recht gut deutsch. Er ist 2014 über die Balkanroute nach Deutschland gekommen und hatte das große Glück, sehr schnell seine Familie nachholen zu können. Beide Familien freunden sich sehr schnell an und Betty und Tobias helfen der syrischen Familie wo sie können. Der Anfang ist nicht leicht, da es immer wieder zu Missverständnissen kommt. Aber beide Familien sind sehr offen und beide Familien lernen von der jeweils anderen Familie.
Ostpreußische Wurzeln
Bettys Familie kennt das Gefühl des nicht Willkommenseins. Auch einige Mitglieder aus ihrer Familie sind nach dem zweiten Weltkrieg geflohen. Aus Ostpreußen. Sie kamen nach Norddeutschland. Damals ging der Krieg gerade zu Ende und viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten mussten sich eine neue Heimat suchen. Auch sie hofften damals, irgendwann wieder dorthin zurückzukehren. Damals wurden die Flüchtlinge einfach bei den Einheimischen einquartiert. Wer zu viele Zimmer hatte, mußte welche abgeben. Das war für beide Seiten nicht leicht.
Marina Jenkner verknüpft ihre eigene Familiengeschichte mit der der Familie aus ihrem Roman. Das empfinde ich als ungewöhnlich. Die Autorin hat selbst gute Kontakte zu einer Flüchtlingsfamilie, betont aber in ihrem Nachwort, dass sich die Begebenheiten aus dem Buch nicht so zugetragen haben. Auf der anderen Seite hat sie ihre eigene Familiengeschichte wirklichkeitsgetreu wiedergegeben.
Eigentlich habe ich schon lange auf so ein Buch gewartet. Wir Deutschen müssen nicht zum ersten Mal mit einer Flüchtlingswelle klarkommen. Und gerade Menschen, die in irgendeiner Form mit den Kriegsflüchtlingen von früher Kontakt hatten, engagierten oder engagieren sich immer noch in der heutigen Flüchlingswelle. Eigentlich war es nur logisch, ein Buch daraus zu machen.
Integrationshilfe
So wie es Marina Jenkner in ihrem Buch beschreibt, ist es für mich die beste und sinnvollste Hilfe.
Eine Familie kümmert sich um eine andere Familie. Dadurch, dass sie in der gleichen Lebenssituation sind, können sie sich in vieles besser hineindenken. Durch die gleichaltrigen Kinder ist das Kennenlernen einfacher und man kann sich auch gegenseitig unterstützen. Betty und Tobias helfen der Familie Ibrahim auch bei den Behördengängen. Diese Beschreibungen sind leider meist sehr negativ behaftet.
Ich hoffe sehr, dass „Die Unwillkommenen“ eine große Leseschaft findet, denn es könnte helfen, mehr Verständnis für die heutigen Flüchtlinge zu entwickeln. Letztes Jahr las ich „Butterfly“. Eine syrische Hochleistungsschwimmerin berichtet darin von ihrer Flucht und ihrem neuen Leben. Seitdem hat sich mein Blickwinkel eine kleines bisschen verändert.
Fazit
Eine deutsche Familie freundet sich mit einer syrischen Flüchtlingsfamilie an. Eltern und Kinder beider Seiten lernen viel voneinander, das Verständnis füreinander wächst und damit auch die Akzeptanz. Ich wünsche dem Buch „Die Unwillkommenen“ viele Leser.
Hallo Astrid!
Ich finde es toll, dass diese Thematik nun langsam in der Literatur aufgegriffen wird. Denn schließlich kamen viel, die heute hier leben vor Jahrzehnten selbst einmal als Flüchtlinge in das Land.
In ihrem Roman „Ein fesches Dirndl“ ihre Zdenka Becker ihre eigene Geschichte. Sie kam vor 40 Jahren nach Österreich und hat als Deutschlandlehrerin in der Erwachsenenbildung nun mit Flüchtlingen zu tun. Es werden viele Schicksal erzählt. Und auch gezeigt wie schwer das Ankommen und eine neue Heimat finden ist.
Liebe Grüße
Sabrina
#litnetzwerk
Liebe Sabrina,
danke für den Buchtipp. Das muss ich mir merken. Wir müssen uns einfach besser informieren, dann wächst auch das Verständnis und das Miteinander wird einfacher!
Viele Grüße
Astrid