Margaret Forster: Mein Leben in Häusern
Sonntag, 6. Dezember 2015
Rezension: Mein Leben in Häusern
Kennt Ihr Margaret Forster? Habt Ihr schon mal ein Buch von ihr gelesen? Nein? Dann solltet ihr es tun. Sie hat schon viele geschrieben und so ist sicher für jeden das richtige dabei.
Mir haben nicht alle gefallen, aber „Mein Leben in Häusern“ ist wie für mich geschrieben.
Schon lange wunderte ich mich, dass noch niemand (soweit ich das weiß) eine Biografie anhand von seinen Wohnungen und Häusern geschrieben hat.
Margret Forster, 1938 in Carlisle in England geboren, beschreibt im Buch alle Stationen ihres Lebens anhand von ihren Wohnhäusern. Angefangen im Haus ihrer Eltern, wo sie geboren wurde, bis zu ihrem vermutlich letzten Haus, in dem sie schon sehr lange lebt. Als Kind und Teenager ist sie nicht zufrieden mit ihrer Wohnsituation, wünscht sich ein eigenes Zimmer und Ruhe zum Lesen und Lernen. Immer geht sie lieber zu ihren Freundinnen als dass sie jemanden zu sich einlädt. Mit großer Freude startet sie in ihr Studentenleben, fühlt sich allerdings auf dem Campus nicht wohl und zieht schon bald in ein Zimmer zur Untermiete. Lange muss sie sich mit Vermietern rumschlagen und später auch als Hauseigentümerin mit einer eigenen, ungewollten Untermieterin bis eine adäquate Lösung gefunden war und sie meist zufrieden war mit ihrem „zu Hause“.
Ihre Häuser waren ihr immer wichtig, sie und ihr Mann machten sich vor einem Umzug viele Gedanken und wenn ein Haus nicht „passte“, verließen sie es wieder. Nur an ihrem ersten Eigenheim halten sie trotz vieler Probleme fest. Margaret Forster sagt es zwar nie, aber sie oder ihr Mann haben viel Freude daran, neue Häuser zu finden und für sie passend zu machen.
Die Autorin macht sich viele Gedanken über das Wohnen
In diesem Stadium war mein letzter Gedanke der, dass niemand seines Hauses verwiesen werden sollte, der es seit mehr als fünfundzwanzig Jahren hatte und die ganze Zeit darin gewohnt hatte
Über viele Episoden im Buch amüsiere ich mich. Der Vermieter ihrer ersten Ehewohnung wohnt über ihnen und stellt viele Forderungen. Die Kommunikation erfolgt über Zettel, die auf die Treppe gelegt werden. Als das erste Eigenheim gekauft wird, gibt es eine Mieterin in der obersten Etage mit lebenslangem Wohnrecht, das erfordert viele gute Ideen. Vieles von den Erzählungen kann ich mir kaum vorstellen. Liegt es an der früheren Zeit oder an den unterschiedlichen Ländern, in denen wir wohnen?
Ich fing an, unser Haus so zu behandeln, wie viele Teenager es tun – als einen Ort, wo man baden konnte und ein gutes Essen bekam, anders gesagt als Hotel, das nichts kostete.
Liebevolle Illustrationen
Margaret Forster schreibt sehr liebevoll über ihre Häuser. Genauso liebevoll hat die Illustratorin das Buch gestaltet. Vor jedem neuen Haus darf der Leser ein schöne Illustration bewundern. Lesen tut sich das Buch ähnlich wie die Romane der Autorin. Forster hat eine angenehme Art zu unterhalten.
Mir hat „Mein Leben in Häusern“ sehr gefallen. Allerdings scheine ich ähnlich gestrickt zu sein wie die Autorin. Auch ich sehe in Häusern mehr als nur ein „Dach über dem Kopf“. Alleine aus Interesse schaue ich mir die Maklerseiten im Internet an, besuche offene Besichtigungstermine von Neubauten und habe mich vor Jahren sehr über die Erkenntnis gefreut, dass mir ein 1 Mio. teures Objekt so gar nicht zusagte.
Das letzte Buch von Margaret Forster
Leider betrübt mich dieses Buch auch ein wenig. Muss ich doch akzeptieren, dass auch Lieblingsautoren älter werden. Der Schluss lässt vermuten, dass es keine weiteren Bücher mehr geben wird. Außer, jemand von den Nachmietern findet in einem ihrer Häuser noch ein Manuskript oder sie hat selbst noch welche in der Schublade.
Meine Lebkuchenhäuser stelle ich Euch in einem der nächsten Beiträge genauer vor. Wie schön, wenn die aktuelle Weihnachtsbäckerei so gut zu dem gerade gelesenen Buch passt :-))
Ich wünsche Euch einen schönen Nikolaustag und einen schönen zweiten Advent. Genießt den Tag und macht was draus.
Mein Leben in Häusern, Margaret Forster, Arche Literaturverlag, ISBN 9783716027363
UPDATE: Leider ist die Autorin kurz nach meiner Rezension am 8. Februar 2016 verstorben.
Interessantes Buch. Und deine Häuschen sind wunderschön geworden!
Danke! Die Lebkuchenhäuschen waren eine schöne Bastelgelegenheit für die ganze Familie. Aber sehr zeitintensiv!
Liebe Silvia, liebe Astrid
Margaret Forster mag ich sehr gerne – „Ich warte darauf, dass etwas geschieht“ hat mir damals sehr gut gefallen. Danke für die Auffrischung meiner Erinnerung.
Mir fällt gerade ein, dass es noch einen weiteren Autoren gibt, der anhand seiner Wohnungen sein Leben beschreibt: Paul Auster in seinem „Winterjournal“; ein Buch, welches mich sehr beeindruckt hat.
Ich wünsche Euch einen schönen Abend,
viele Grüße,
Friederike
Liebe Frederike,
„Ich warte darauf, dass etwas geschieht“ war auch mein erstes Buch von Margaret Forster. Danke für Deine Empfehlung, von Paul Auster wollte ich gerne mal wieder ein Buch lesen, das letzte liegt schon Jahre zurück und die Begeisterung war damals nicht so groß. Aber ich möchte ihm gerne noch eine Chance geben. „Winterjournal“ hört sich vielversprechend an, zumal ich Biografien sehr mag.
Dir einen schönen Tag
Astrid
Das scheint ein Buch nach meinem Geschmack zu sein. Werde ich sicher lesen.
LG Donna G.
Dann bin ich gespannt, wie Du es findest. LG Astrid