Musik trifft Literatur
Mittwoch, 16. Oktober 2019
Kiwi Musikbibliothek
Werbung – Rezensionsexemplare
Letzten Monat gab es überraschende Buchpost von Kiepenheuer & Witsch aus Köln. Vier kleine Bücher über Musiker bzw. Musikgruppen. Vier Autoren des Verlages durften über ihre Idole
Und einen Podcast zu jedem Buch gibt es auch noch. Wir haben uns jede ein Buch geschnappt und gelesen. Dazu habe ich angenehmen Jazz von https://www.jazzband-noblesse.de/ gehört – wunderbar 🙂
Welches hättet ihr euch ausgesucht und warum?
Astrid:
Tino Hanekamp: Nick Cave
Oh je! Wie peinlich!! Tino Hanekamp sagt mir nichts! Dass mir Nick Cave auch nichts sagt, finde ich nun nicht so schlimm! Kenne ich doch normalerweise eher Autoren als Musiker. Warum lese ich dann dieses Buch? Keine Ahnung! Vielleicht weil rot meine Farbe ist? Eigentlich wollte ich nur kurz reinlesen, weil ich die Idee dieser Buchreihe richtig klasse finde. Aber der Schreibstil reißt mich gleich mit. Und auch wenn ich mich nicht explizit für Musiker interessiere, so erfahre ich doch gerne etwas über Menschen, liebe normalerweise Biografien.
Tino Hanekamp war mal Musikjournalist und Clubbetreiber in Hamburg. So, jetzt wißt ihr das auch!! Vor zig Jahren durfte er Nick Cave einmal interviewen und hat sich dabei etwas in die Nesseln gesetzt. Einige Jahre später hat er noch einmal die Möglichkeit ihn zu treffen. Wohl ist ihm dabei nicht. Wird sich der große Musiker an damals erinnern?
Roadtrip
Zu der Zeit lebt Hanekamp in Mexico mit seiner Partnerin. Das Treffen soll in Mexico-City stattfinden. In seinem Buch über Nick Cave nimmt der Autor uns mit auf eine Autofahrt (neudeutsch auch Roadtrip) dorthin. Zwei Tage im Auto. Über 1000 km durch Mexiko. Mit im Gepäck: seine Frau Ixtzel, sämtliche Musik von Cave und eine Geschichte über das Leben seines Idols. Hanekamp erzählt locker und humorvoll, die Dialoge sind spritzig und so macht das Lesen echt Spaß. Ixtzel kennt die Geschichte bisher auch nicht in voller Gänze und lernt so ihren Mann noch von einer anderen Seite kennen und hat zwischendurch auch mal die Nase voll von dieser Musik. Kein Wunder – das kennen wir alle, oder?
Müssen wir jetzt die ganze Fahrt über den Typen reden?
Na klar, darum geht’s doch. Die Leser sitzen quasi auf der Rückbank, du hast ihnen gerade deine High Heels in die Gesichter gepfeffert.
Ist nicht dein Ernst! Das kannst du doch hinterher alles erfinden.
Hier wird gar nichts erfunden, das ist ein Tatsachenbericht.
Man könnte es glatt glauben!
Podcast
Die Moderatorin Sabine Heinrich spricht mit Tino Hanekamp eine knappe halbe Stunde über das Buch. Der Autor erzählt sehr flapsig und ehrlich von seinem Leben in Mexiko, seinem Werdegang und seiner besonderen Beziehung zu Nick Cave. Ein bisschen ist es so wie bei einer Lesung, nur dass ich immer noch nicht das Erscheinungsbild hinter der Stimme kenne und ganz alleine zu Hause bin. Ein Podcast verleitet einen ja leider auch immer dazu, nebenher noch etwas anderes zu machen 🙂 und sich nicht 100% auf das Thema einzulassen.
Ich bin sehr begeistert, was der Kiwi-Verlag auf die Beine gestellt hat. Playlisten gibt es natürlich auf Spotify auch – aber ich bin ja nicht der begeisterte Musikhörer, also war das jetzt eher nichts für mich. Für andere sicher schon. Eine tolles neues Format und ich bin gespannt, was da in nächster Zeit noch kommen wird.
Silvia:
Thees Uhlmann: Die toten Hosen
Normalerweise, wenn ich Bücher über Musik lese, kommen auch Klaviere darin vor. Wie zum Beispiel in Der Klavierschüler oder Das Gewicht eines Pianos. Doch ich höre sehr viel Rock- und Popmusik. Auch gerne mal was von den Toten Hosen. Deshalb habe ich direkt nach diesem Buch von Thees Uhlmann gegriffen.
Wenn Sie etwas Negatives über die Toten Hosen lesen wollen, gehen Sie ins Internet. Es ist voll davon. Viel Spaß.
Wenn ihr was Positives und Persönliches über die Toten Hosen lesen wollt, dann lest das Buch von Thees Uhlmann.
Thees Uhlmann
Thees betreibt selbst ein kleines Plattenlabel. Er macht solo Musik und spielt in einer Band. Und er ist Autor. Vor zwei Jahren habe ich das Hörbuch seines Romans „Sophia, der Tod und ich“ gehört. Mir ging es genauso wie Annika von Der Hörbuch Blog, die das Hörbuch aktuell dieses Jahr besprochen hat. Thees ist also auch noch Hörbuchsprecher, denn er hat seinen eigenen Roman eingelesen. Und er ist Vater einer Tochter. Im Buch gibt es ganz nebenbei und ungefragt noch Erziehungstipps von ihm. Ich hatte den Eindruck, seine Tochter ist sehr selbstbewusst und glücklich, er macht da wohl etwas richtig.
Die Hosen und ich
Eigentlich nicht ganz mein Geschmack, der Punkrock. Doch mein Mann ist seit Jahrzehnten Fan der Toten Hosen. Ihm sind auch die ganzen CDs, die in unserem Schrank liegen. Doch einige Songs liebe ich auch sehr. Allen voran „Der Weihnachtsmann vom Dach“. Etwas morbid, aber ich mag es. Das Lied ist auf der CD „Wir warten aufs Christkind“. Danach ist auch eine Tradition bei uns benannt, die kurz vor Weihnachten stattfindet und mit viel Alkohol und einer über 40 Jahre währenden Freundschaft zu tun hat.
Ein Konzert habe ich auch mal besucht. Hier in Köln. Immer ein besonderes Ereignis, auch für die Hosen, weil Köln ja Feindesland ist. Für alle, die nicht von hier sind: Köln hasst Düsseldorf und umgekehrt. Die Band und das Publikum nahmen diese Rivalität mit viel Humor. Und nachdem ich dieses Büchlein gelesen habe, bekam ich viel Lust auf ein erneutes Konzert mit den inzwischen auch nicht mehr ganz jungen Düsseldorfern. Das wäre ein schönes Geschenk für meinen Gatten, oder?
Thees und die Toten Hosen
Nun ist die Verbindung zwischen Thees Uhlmann und den Toten Hosen schon etwas besonderes. Er hat schon mal als Vorband für sie gespielt (auch hier in Köln), er hat mit ihnen auch schon Songtexte geschrieben, geht mit Campino und den anderen Bandmitgliedern schon mal auf ein paar Bier und hat deren Handynummern. Doch der Weg dahin war weit.
Der Anfang
Die erste Begegnung war Ende 1988. Der 14jährige Thees durfte in einem organisierten Bus zu einem Konzert der Toten Hosen mitfahren. Die Beschreibung dieses Abends im Buch ist einfach traumhaft! Was mein erstes Konzert war möchte ich öffentlich nicht erzählen. Das ist mir peinlich.
In vielen kleine Kapiteln beschreibt er sein Verhältnis zu den Bandmitgliedern und vor allem zu ihrer Musik. Ein Teil am Ende des Buches besteht aus Kurzbeschreibungen seiner Lieblingslieder und was ihn persönlich damit verbindet.
Dabei sind die Beschreibungen sehr witzig zu lesen. Ein paar Funfakts gibt es auch. Aber kann ich wirklich glauben, dass Campino nach einem Konzert Weißweinschorle trinkt? So ein Mädchengetränk? Darüber und einiges andere würde ich mit Thees gerne mal quatschen, gerne auch bei einer Weinschorle.
Fazit
Natürlich gibt es auch zu diesem Buch einen passenden Podcast und eine Playlist.
Die Lektüre macht sehr viel Spaß und ist unheimlich kurzweilig. Doch irgendwie ist es auch ein Buch über Thees Uhlmann. Die Toten Hosen gehören zu seinem Leben einfach dazu. Da damit auch ein Stück deutscher Geschichte erzählt wird kann ich mir vorstellen, dass das Buch auch was für Nicht-Tote-Hosen-Fans ist. Diese sollten aber unbedingt die erwähnten Songs anhören.
Da mich dieses Buch so großartig unterhalten hat möchte ich die anderen drei drei auch noch lesen und bin gespannt, was die Zukunf der KiWi-Musikbibliothek so bereithält.
Musikbibliothek
Es gibt noch zwei weitere Bände dieser neuen Edition.
Anja Rützel schreibt über Take That. Sie ist eingefleischter Fan und weinte als die Band sich auflöste. Und Sophie Passmann schreibt über Frank Ocean. Auch bei ihr ist Musik und das Leben selbst eng miteinander verknüpft.
Mehr Infos gibt es auf der Webseite zur Musikbibliothek von KiWi.