Hamburgs dunkle Seiten – ein Bildband
Sonntag, 13. Oktober 2019
Ein Bildband von Kathrin Hanke
Nie hätte ich gedacht, dass mich dieser Blog mal zur Polizei führen würde! Aber Silvia und ich haben ja schon häufiger Dinge erlebt mit denen wir nie gerechnet haben. Also warum nicht auch das.
Mit großem Interesse habe ich die Einladung zur Buchpremiere „Hamburgs dunkle Seiten“ gelesen. Und da die Fotografie momentan ganz oben auf meiner Liste mit Lieblingsdingen steht, notierte ich mir den Termin.
Letzten Donnerstag war es soweit. Ich fuhr zur Hamburger Polizei, genauer gesagt zum Polizeimuseum in den Krimisalon. Das Museum existiert für die Öffentlichkeit seit 2014, für interne Schulungszwecke schon viel länger. In den Wintermonaten gibt es dort auch Lesungen. Vorzugsweise natürlich Krimis.
Vor der Buchpremiere erkundete ich das Museum. Besonders spannend waren dabei die spektakulären Hamburger Verbrechen. Die Hitlertagebücher sehen ja sowas von unspektakulär aus 🙂 Und Heinz Strunk war für seine Recherchen zum Buch „Der goldene Handschuh“ sicher auch hier. Der Fall des Hamburger Frauenmörders Honka ist hier nämlich ebenfalls dokumentiert.
Aber wir wollen uns ja mit wirklich alten Straftaten beschäftigen…
Die Hamburger Autorin Kathrin Hanke schreibt Kriminalromane. Dazu recherchiert sie viel, unter anderem im Archiv des Hamburger Polizeimuseums. Irgendwann kam die Idee, aus diesen Mengen an Material ein Buch zu machen. Die Tatortfotos hatten es ihr anscheinend angetan. Und so stöberte sie mit dem Leiter des Archivs Frank Wiegand in den Untiefen des Archivs und recherchierte Todesfälle und Todesarten. Einen Verlag zu finden, war nicht schwer. Wer ist dafür prädestiniert? Klar, der Gmeiner-Verlag.
Fotografiert wurde schon einige Jahre in der Polizeiarbeit. Aber erst im Jahre 1903 wurden Fotografien in den Gerichtssälen zu Beweiszwecken zugelassen. Früher gab es lediglich Zeichnungen und Augenzeugenprotokolle, beides war aber nicht sehr neutral. Da waren Fotos einfach besser geeignet.
Ein wenig unheimlich war mir schon zumute als ich von dem Buch hörte. Wer interessiert sich schon für Tatortfotos? Das sind lediglich Informationen, zudem etwas gruselig und sicher keine Kunst. Und sicher auch kein Vergnügen. Aber ich muss meine Meinung revidieren. Nach der Präsentation des Buches sehe ich es ganz anders. Durch das Alter der Aufnahmen kann man die Fotos nicht mit heutigen Aufnahmen vergleichen. Durch die fehlende Farbe wird viel von dem Schrecken genommen. Schwarzes Blut ist einfach nicht mit rotem zu vergleichen. Da braucht es schon ein wenig Kopfkino!
Das Hamburger Gängeviertel
Viele der damaligen Verbrechen wurden im Gängeviertel begangen. Einem Viertel, in dem viele Menschen auf kleinstem Raum lebten. Die Häuser standen dort so dicht beisammen, dass sie nicht durch Straßen, sondern nur durch enge Gänge zu erreichen waren. Daher war es auch eine Einfachheit, sich dort zu verstecken. Die Bewohner gehörten zur armen und mittleren Schicht.
Heute ist von der Gegend nicht mehr viel übrig. Aber das Buch veröffentlicht wunderschöne Fotografien von damals und die sind wirklich sehenswert. Für mich gibt es nur wenige Fotos im Buch, auf die ich gut hätte verzichten können. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht sehr abgebrüht bin.
Zu Hause auf dem Sofa habe ich mir das Buch in Ruhe angesehen. Es ist eine interessante Dokumentation über die damalige Zeit. Ich habe viel neues gelernt über die Polizeiarbeit von damals. Allerdings hätte ich mir ein paar mehr Informationen gewünscht, insbesondere über die Fotografie der damaligen Zeit. Mit welchen Methoden hat man fotografiert? Wie war der Stand der Technik?
Fazit: Hamburgs dunkle Seiten
„Hamburgs dunkle Seiten“ ist ein faszinierendes Buch, das sicher viele Leser findet. Ein Buch fernab von den Hochglanzbildbänden mit Elbphilharmonie und Landungsbrücken. Aber so eine Großstadt wie Hamburg hat eben auch ihre Schattenseiten.
Die Autorin Kathrin Hanke schreibt übrigens auch Lüneburgkrimis. Sie hat in Lüneburg studiert. Kulturwissenschaften! Ich habe auch dort studiert. Wirtschaftsinformatik! Die Informatiker haben die „KuWis“ immer etwas belächelt. Das Studium im Gegensatz zu unserem immer etwas abgetan. Brotlose Kunst! Was konnte man damit schon werden? Tja, ich war damals nicht so arrogant wie viele meiner Kommilitonen. Ich finde es einfach klasse, was viele der Absolventen aus dem Studium gemacht haben. Die Kulturwissenschaftler genauso wie die Informatiker 🙂
Moin Astrid
Der Bildband hört sich ja wirklich sehr interessant an.
Gerade für mich als Hobbyfotografin und Hamburgverliebte ❤️…
Bei meinem letzten Besuch in Hamburg, bin ich durch das jetzige, noch
bestehende Gängeviertel geschlendert und ich kann mir die damalige Kriminalität dort sehr gut vorstellen…
Vielen Dank für diese Buchvorstellung
Ganz liebe Grüße
Sonja
Liebe Sonja,
wenn man Interesse an der Fotografie hat kann man gar nicht genug Bildbände haben, oder? Mir haben es ja auch gerade die alten Fotos angetan. Obwohl ich selbst sehr selten in Schwarz/weiß fotografiere, mag ich diese Bilder sehr.
Und das heutige Gängeviertel muss ich mir nun auch noch mal genauer ansehen. Vielleicht mache ich da mal einen Fotoausflug hin. Sehr viel ist von damals nicht übriggeblieben, fürchte ich.
Liebe Grüße
Astrid