Steven McCurry: Lesen
Sonntag, 11. Dezember 2016
Eine Leidenschaft ohne Grenzen
Warum sind wir Buchmenschen eigentlich alle so verrückt? Wir brauchen nicht nur Bücher zum Lesen! Wir brauchen auch Bücher um uns rum, wir laufen ständig in eine Buchhandlung, weil wir uns dort alle so wohl fühlen. Wir sehen gerne lesende Menschen, wir fotografieren gerne lesende Menschen.
Steve McCurry, einer der bekanntesten Fotografen der Welt, hat jetzt ein Buch herausgebracht mit Fotos von lesenden Menschen. Viel lesen können wir in diesem Buch nicht, aber dafür mit Hingabe Fotografien von Lesern bewundern.
McCurry ist auf der ganzen Welt unterwegs. Überall hat er Menschen mit Büchern, Zeitungen oder ähnlichem fotografiert.
Sehr unterschiedlich sind seine Aufnahmen, die er für das Buch ausgewählt hat. Sämtliche Altersgruppen sind vertreten, allerdings wesentlich mehr Männer als Frauen. Da McCurry viel in Ländern der dritten Welt unterwegs ist, frage ich mich, ob das Leseverhalten dort anders ist. Während in Europa wesentlich mehr Frauen lesen, ist es dort den Bildern zu urteilen, anders.
Das Schönste ist das Cover
Das Schönste aller Bilder ist auf dem Cover abgebildet. So kann man das Buch super mit der Front ins Regal stellen und sich daran erfreuen.
Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Paul Theroux, einem amerikanischen Reiseschriftsteller. Er ist nicht nur Autor, sondern auch begeisterter Leser. Über diese Leidenschaft spricht er im Vorwort. Mit jedem Satz spricht er uns Lesern aus der Seele.
Der große Unterschied
Der große Unterschied in der Welt, wie ich sie kenne, besteht nicht darin, dass es alte und junge Menschen gibt, schwarze und weiße, Menschen der Dritten und Menschen der Ersten Welt, reiche und arme, gebildete und ungebildete, erwerbstätige und arbeitslose Menschen, sondern darin, dass es Menschen gibt, die lesen, und andere, die nicht lesen. Die meisten tun es nicht.
Lesen ist eine ernste Angelegenheit
Lesen ist eine ernste Angelegenheit, doch einsam oder gelangweilt sind Leser selten, denn Lesen ist eine Zuflucht und eine Erleuchtung, eine Erfahrung, die zuweilen offen zutage tritt. Mir kommt es immer so vor, als ginge vom Gesicht eines lesenden Menschen etwas Strahlendes aus.
Theroux beschreibt die Bilder von McCurry folgendermaßen:
Die Selbstvergessenheit des Lesers, der leuchtende Blick, die Vorstellung von Abgeschiedenheit, die entspannte Körperhaltung, die besondere Art von Leistung, der Entdeckungsdrang – und einen Eindruck purer Freude.
Mir gefallen Bildbände sehr. Und einer über lesende Männer, Frauen und Kinder umso mehr. Ein Buch für lange Winterabende, an denen man sich ein Buch nach dem anderen immer wieder aus dem Regal holen kann, um darin in Seelenruhe zu blättern. Die Welt da draußen ist im Winterschlaf und macht uns kein schlechtes Gewissen, wenn wir nur ruhig dasitzen und staunen.
Buchdaten
Paul Theroux
Steve McCurry
Lesen
Eine Leidenschaft ohne Grenzen
Gebunden
ISBN: 978-3-7913-8275-3
Prestel Verlag
Bücher sind auch etwas zum anfassen. Über die Seiten streichen und einfach nur blättern. Das gehört auch dazu.
Oh ja, das stimmt!