[Rezension] Petra Hartlieb: Wenn es Frühling wird in Wien
Sonntag, 22. April 2018
Frühling in Wien?
Der Frühling ließ dieses Jahr auf sich warten. Wenn ich an die Schneemassen bei der Buchmesse in Leipzig denke, bin ich immer noch fassungslos. Wo die Buchmesse doch immer mein Frühlingserwachen ist.
Aber auch nach der Messe kam der Frühling nicht. Also musste es unbedingt ein frühlingshaftes Buch werden. Ich stellte mir blühende Bäume in Wien vor und konnte mir vorstellen, dass Petra Hartlieb ein sehr blumiges Buch geschrieben hat.
Aber dem war leider nicht so. Im Wien des Jahres 1912 kam der Frühling auch sehr spät. Und so wurde im Buch genauso gefröstelt wie in Hamburg im Jahre 2018.
Inhalt
„Wenn es Frühling wird in Wien“ ist die Fortsetzung von Petra Hartliebs Roman „Ein Winter in Wien“.
Marie ist immer noch bei der Familie des berühmten und erfolgreichen Dichters Arthur Schnitzler angestellt. Als Kindermädchen kümmert sie sich um den Sohn Heinrich und die kleine zweijährige Tochter Lili. Ein Traumjob für das einfache Mädchen vom Lande, das keine große Schulbildung bekommen hat auf dem Hof ihrer Eltern.
Oskar ist Buchhändler, arbeitet in einer kleinen Buchhandlung und hat Marie in sein Herz geschlossen.
Die Liebe zwischen Marie und Oskar entwickelt sich langsam weiter, sie gehen zusammen ins Theater und besuchen Museen. Marie entdeckt die Welt des Lesens. Aber zu mehr fehlt ihnen der Mut und auch das Geld.
Die Welt der Schnitzlers bleibt dem Leser meist verborgen. Das Ehepaar ist häufig auf Reisen, besucht das Theater und lädt Freunde ein. Streitet auch viel. Arthur Schnitzler wird als sehr verständiger und netter Mann beschrieben.
Es passiert nicht viel
Und wieder ein Buch, in dem eigentlich nicht viel passiert. Der Leser erlebt mit Marie, Oskar und den Kindern von Familie Schnitzler ein relativ normales Leben. Marie kümmert sich um die Kinder und den Haushalt, himmelt ihren Dienstherrn an und zweifelt manchmal, ob sie gut genug ist für Oskar, der so viel weltgewandter ist als sie. Oskar bekommt ein paar aufregende Angebote und muss sich entscheiden.
Das Lesen dieses Buches ist Entschleinigung pur. Hektik gibt es nicht, Aufregung schon, aber auch das irgendwie in einem anderen Maße als heutzutage.
Die Romantik des Winters, die der Leser bei dem Vorgängerbuch hatte, fehlt in diesem Band. Gut gefallen hat mir der Perspektivenwechsel. Es wird diesmal sehr intensiv aus der Sicht von Oskar geschrieben. Dessen Leben als Buchhändler ist etwas interessanter als das von Marie und so erfährt der Leser einige Details aus dem Leben der Buchhändler um 1912 in Wien.
In einem Nachwort erläutert die Autorin Petra Hartlieb die Schwierigkeiten, die bei einem Roman mit historischem Hintergrund bestehen. Ich finde es auch immer spannend, wenn Autorin über die Entstehungsgeschichte eines Buches berichten. Hartlieb ist beispielsweise auf Unterlagen gestoßen, in den Buchhändler genau wie heute über sinkende Leserzahlen und zu niedrige Buchpreise berichten. Spannend, dass sich die Probleme anscheinend in über 100 Jahren nicht verändert haben.
Fazit
„Ein Frühling in Wien“ ist die gelungene Fortsetzung von „Ein Winter in Wien“. Jahreszeitlich gefällt mir der Winter mit seinem Schnee besser, das Frühlingsbuch wartet nicht mit einem wirklichen Frühling auf. Inhaltlich geht das Geschehen so weiter, wie man es erwartet hat. Ein ruhiges Buch, dass keine großen Überraschungen parat hält und trotzdem ein Leseerlebnis ist.
Bibliographische Daten
Petra HartliebWENN ES FRÜHLING WIRD IN WIENRoman 176 Seiten, Gebunden mit Lesebändchen Erscheinungstag: 19.02.2018 ISBN 978-3-8321-9848-0 |