Petra Hartlieb: Ein Winter in Wien
Donnerstag, 22. Dezember 2016
Die Autorin kann auch anderes als biografisch!
Petra Hartlieb, die mit ihrem autobiografischen Buch über ihre Buchhandlung einen Bestseller geschrieben hat, kann anscheinend auch anders. Krimis schreibt sie schon länger und nun ist ein Roman entstanden, ruhig, unaufregend, aber wunderschön.
Inhalt
Es geht bei Hartliebs neuem Buch „Ein Winter in Wien“ – wie kann es bei der Frau anders sein – um eine Buchhandlung, die es wirklich gegeben hat. Auch viele Personen hat es gegeben. Die Geschichte spielt im Wien um 1910. Dr. Arthur Schnitzler lebt mit seiner Familie dort und läßt die Menschen seine Theaterstücke bewundern.
Hauptperson ist Marie, das Kindermädchen der Schnitzlers. Aus armen Verhältnissen stammend kommt sie eines Tages zu der Familie, gerade erst 18 Jahre alt, kümmert sie sich um den 9jährigen Sohn und die zweijährige Tochter.
Als sie eines Tages in einer Buchhandlung ein Buch abholen soll, lernt sie Oskar kennen, den jungen Buchhändler, der Gefallen an ihr findet.
Es entwickelt sich eine zarte Liebe. Aber zu der damaligen Zeit waren Verabredungen schwierig und so ist die Annäherung der beiden langsam und zurückhaltend.
Wir Leser verbringen mit Marie den Tag. Sie kümmert sich hauptsächlich um die Kinder, hilft aber auch in der Küche mit, wenn Gäste erwartet werden oder Feiertage anstehen. Aufgrund ihrer Herkunft ist Marie sehr bescheiden und schätzt sich glücklich, bei einer so netten Familie untergekommen zu sein. Nachdem ihr Vater sie früh aus dem Familienhaushalt verbannt hat, um einen Esser weniger am Tisch zu haben, hat sie viele schlechte Erfahrungen gemacht.
Weihnachtsgeschichte
„Ein Winter in Wien ist eine ruhige Geschichte, die auch eine Weihnachtsgeschichte ist. Es wird viel von der Stadt erzählt, von den Straßen, Gebäuden, vom Theater. Es ist Winter in Wien, es schneit fast unaufhörlich und man bekommt Lust auf diese Stadt. Der Leser bekommt einen Eindruck vom Wien vor über 100 Jahren und dem Leben dort. Die einzelnen Schichten leben noch sehr weit auseinander, arm und reich ist anders als heute.
Sprachlich hätte dieses Buch gerne noch wienerischer sein dürfen und ein klein wenig poetischer.
Für ein Weihnachtsgeschenk kommt diese Rezension sicher zu spät, aber wenn ihr in den Tagen nach Weihnachten noch Lust auf etwas ruhiges habt und euch vielleicht so wie ich nach Schnee sehnt, ist das Buch vielleicht etwas für euch.
Petra Hartlieb ist im Februar in Hamburg zu einer Lesung. Hoffentlich schaffe ich es, sie einmal persönlich zu erleben.
Petra HartliebEin Winter in WienVerlag: Kindler |