Verlagsvorstellung: mareverlag
Dienstag, 22. Dezember 2015
Vom mareverlag haben wir hier, auf Leckerekekse, schon einige Bücher vorgestellt. Wenn ich Lieblingsverlage nennen müsste, wäre dieser Verlag sicher unter den Top-Drei.
Deshalb habe ich mich auf dieses Interview besonders gefreut. Diese Freude wurde noch verstärkt, als ich hörte, dass ich mit Nikolaus Gelpke sprechen würde. Er ist der Gründer, Verleger und auch Chefredakteur des mare-Magazins.
Der Verlag
Der Ursprung dieses Verlags lag schon Mitte der 1990er Jahre, im dreiviertel Verlag. 2001 kam der marebuchverlag hinzu, seit 2008 läuft alles unter mareverlag. Der Sitz ist im schönen Hamburg, recht zentral in der Speicherstadt.
Neben der Zeitschrift, den Büchern und einer kleinen Hörbuchkollektion gibt es auch Präsenz in Radio (mareradio) und Fernsehen (mareTV).
Dieses Gespräch habe ich auf der Frankfurter Buchmesse 2015 geführt. Es war sehr hektisch am mare-Stand. Trotzdem habe ich mein Gespräch bekommen.
Mit einer kurzen Verspätung war es soweit. Ein recht erschöpft wirkender Nikolaus Gelpke konzentrierte sich auf mich und meine Fragen.
Der Chef
So konnte er mir zu seinen Aufgaben knapp erklären: „Ich bin der Chef“. Das bedeute vor allem für die Zeitschrift als Chefredakteur und als Verleger des Buchverlags Überwachung des Layouts, der Optik, Fotoauswahl, viel lesen, Material suchen, Beurteilung von Texten. Es ist ein sehr vielfältiger Job, der von ihm hohe Flexibilität und Entscheidungsfreudigkeit fordert. Dazu muss er multitaskingfähig sein, da viel gleichzeitig anfällt.
Außerdem trägt er die Verantwortung für seine (zur Zeit) 22 Mitarbeiter. Im Gespräch konzentrierten wir uns auf den Buchverlag, der 16-20 Veröffentlichungen im Jahr vorweist.
Der Schwerpunkt
Der Schwerpunkt liegt auf dem MEER. Es werden zwar recht vielfältige Bücher angeboten: Bildbände, Klassiker, neue Autoren, etablierte Autoren. Aber Voraussetzung ist das Thema Meer.
Dadurch muss der Verlag auf eine feste Autorenbindung verzichten, wenn das nächste Buch, auch nach einer vorher erfolgreichen Zusammenarbeit, nichts mit mare zu tun hat. Aber: Herr Gelpke konnte die Erfahrung machen, dass die Autoren wieder kommen. Wenn sie wieder ein „passendes“ Buch haben, kommen sie gerne zurück zum mare-Verlag.
Ein Beispiel für die Themenfixierung aus diesem Jahr: „Fünf Viertelstunden bis zum Meer“ wurde ihm ursprünglich als Kurzgeschichtensammlung von einem niederländischen Verlag angeboten. Doch die anderen Geschichten passten nicht ins Thema. Da Ihnen diese Erzählung von Ernest van der Kwast so gut gefiel, brachten sie diese als Einzelband heraus. Mit großem Erfolg!
Außerdem sei das Meer in vielen Geschichten enthalten. So gelingt es dem Verlag sich selbst und seinem Fokus treu zu bleiben. Dieses Thema erlaubt auch einen anderen Blick auf Geschichten.
Und sich selbst stets treu zu bleiben sieht der Verleger (übrigens Meeresbiologe) als eine seiner Herausforderungen in der Zukunft an, neben den noch unbekannten Veränderungen durch die digitale Welt. „Wir wollen bei uns bleiben.“ Aber natürlich ohne zu verstauben. So sei es ihm immer sehr wichtig eine hohe Qualität für seine Produkte zu halten. Jedes neue Buch wird aus hochwertigem Material hergestellt. Jedes Buch wird neu, dem jeweiligen Inhalt gemäß entwickelt.
Bestseller – Longseller
Das bestverkaufte Buch ever wird wohl „Rausch“ gewesen sein. Dieser Wälzer wurde von Elke Heidenreich im Fernsehen empfohlen und wurde daraufhin ein sehr großer Erfolg. Oder vielleicht auch „Der Atlas der abgelegenen Inseln“, ein richtiger Longseller des Verlages (übrigens wunderschön durch Judith Schlansky gestaltet, solltet ihr Euch unbedingt mal ansehen). So ganz sicher war er sich nicht, welches das wirklich meistverkaufte Buch bisher war.
Frau Chef
Herrn Gelpke war die Müdigkeit am Ende dieses Messetages anzusehen. Irgendwann war seine Konzentrationsfähigkeit dahin und er bat seine Frau, Katja Scholtz, die ebenfalls im Verlag tätig ist, zu übernehmen. Mit ihr sprach ich über die zu erwartenden Highligths im Frühjahr. Frau Scholtz ist übrigens die Programmleiterin vom mareverlag. Also genau die richtige Gesprächspartnerin für dieses Thema.
Neuheiten im Frühjahr
Sehr zu meiner persönlichen Freude wird im Februar ein neues Buch von Stefan Moster herauskommen. Zum Glück hat auch sein neues Werk etwas mit dem Meer zu tun, so dass es auch im mare-Verlag erscheinen kann. Die bisherigen Bücher und auch Übersetzungen aus dem Finnischen habe ich mit Begeisterung gelesen. Mit etwas Glück konnte ich etwas später, wie ein Groupie, auch noch ein Foto dieses Autors schießen.
Im März erwartet uns ein Buch des kolumbianischen Autors Tomás Gonzáles mit dem schönen Titel „Was das Meer ihnen vorschlug“. Ich muss zugeben, kolumbianische Autoren sind bisher an mir vorbeigegangen. Ich freue mich nächstes Jahr diese Lücke füllen zu können.
Die Lieblinge
Am Ende fragte ich Frau Scholz noch nach ihrem Lieblingsbuch im Verlag. Da sah sie mich ganz empört an und sagte: Das sind alles meine Lieblingsbücher!
Ich danke dem mareverlag, dass er mir diesen Einblick ermöglicht hat und Herrn Gelpke und Frau Scholtz für die Zeit und die Geduld meine Fragen zu beantworten.
♌
das ist ein spannender Bericht.
Was aus der Liebe zum Meer so alles entstehen kann!
Mich würde ja auch noch interessieren, auf welchen Wegen der Verleger vom Meeresbiologen zum Verleger geworden ist.
Ja, ich denke das Leben des Herrn Gelpke wäre an sich schon einen Bericht wert.