Verlagsvorstellung: Matthes & Seitz Berlin
Donnerstag, 19. November 2015
Worum geht es?
Dies ist der Beginn einer neuen Beitragsreihe von mir. Ich würde gerne meinen Lesehorizont erweitern, nicht nur auf die Blogbuster schielen. Dazu schaue ich immer öfter auch in die Verlagsprogramme kleinerer Verlage. Unabhängige Verlage, die oft ein ganz besonderes Programm anbieten. Ich fragte mich: was treibt die Mitarbeiter dort an? Was unterscheidet die kleineren Verlage von den großen Fischen im Verlags-Haifischbecken? Wie können sie besondere Akzente setzen?
Das brachte mich dazu, auf der letzten Buchmesse mit mehren Verlagen Interviewtermine auszumachen, um die Verlage, ihr Programm und ihre Besonderheiten besser kennen zu lernen, und sie auch Euch etwas näher zu bringen.
Und, das gebe ich zu: damit möchte ich auch für diese Unternehmen und deren Bücher werben. Ganz selbstlos. Oder nicht ganz: nur wenn auch die kleineren Verlage erhalten bleiben, haben wir eine wirkliche Vielfalt in der Bücherwelt!
Verlagsvorstellung:
Matthes & Seitz Berlin
Dieser Verlag hat dieses Jahr Furore gemacht! Denn er stellte den Gewinner des diesjährigen deutschen Buchpreises. Ihr erinnert Euch? Das Buch mit dem gefühlt längsten Titel ever?
Und ich hatte den Termin zum Verlagsgespräch sogar vor der Preisverleihung ausgemacht!
Zum Verlag selbst
Matthes & Seitz gibt es schon seit 1977. Erst war der Sitz in München, seit 2004 gibt es mit dem Zusatz „Berlin“ eine Fortsetzung mit Sitz in der Bundeshauptstadt. Seitdem ist das Programm von Büchern mit philosophischen Schwerpunkt breiter geworden. So gibt es neben anspruchsvollen Romanen auch ein umfangreiches Sachbuchprogramm.
Insgesamt hat der kleine Verlag nur vier Mitarbeiter und stellt mit dieser Mannschaft ein facettenreiches Programm auf die Beine.
Das Gespräch führte ich mit Johanna Heide. Sie ist im Jahr 2015 als Volontärin im Verlag beschäftigt. Als solche hat sie kein festes Aufgabengebiet, sondern konnte in allen Bereichen arbeiten. Zum Beispiel auch im Vertrieb, Lektorat und in der Pressearbeit. Dazu gehörte auch die Betreuung von Gästen am Messestand auf der FBM15.
Ihr Lieblingsbuch aus dem eigenen Verlag ist übrigens „Wider die Kunst“ von Thomas Espedal.
Eine Aussage bei der es ihr sichtlich schwer fiel nur ein Buch zu nennen.
Eine der Programmlinien ist die „Fröhliche Wissenschaft“. Kleine, auffällig gestaltete Bände mit Essays zu Themen über „Gott und die Welt“.
Angetan haben es mir die „Naturkunden“. Sehr liebevoll gestaltete Bücher, in denen Judith Schalansky als Herausgeberin mitwirkt.
Im Literaturbereich sind sehr viele französische Autoren zu entdecken, aber auch deutschsprachige, wie Frank Witzel. Ich habe mir bereits „Am Fluß“ von Esther Kinsky gekauft.
Auf die Frage nach dem „bestverkauften Buch ever“ musste Frau Heide etwas nachdenken und war sich auch dann in der Antwort nicht sicher. Sie tippt dabei auf das Buch „Müdigkeitsgesellschaft“ von Byung-Chul Han, , ein Longseller des Verlages.
Aber wer weiß? Vielleicht wird „der Witzel“ das übertrumpfen können?
Zukunft
Zukünftig wird sich der Verlag wohl noch mehr Richtung Belletristik bewegen. Frau Heide rechnet damit, dass bald 50 % der Neuerscheinungen aus dem belletristischen Bereich kommen werden. Aber genau kann man auch die Auswirkungen, die durch den Gewinn des deutschen Buchpreises entstehen werden noch nicht überblicken (das war zum Zeitpunkt unseres Gespräches auch erst ein paar Tage bekannt). Ich persönlich habe mich schon sehr gefreut, dass der Gewinner sein Buch bei einem der „kleinen“, unabhängigen Verlage verlegt hat. Die Frage nach dem Highlight in diesem Jahr habe ich erst gar nicht gestellt.
Als einen der Herbsthöhepunkte nannte Frau Heide den wertvollen Bildband über Pilze, den ich bei meinen Neuerscheinungen 11/15 bereits vorstellte.
Weitere Fragen
Welche Bedeutung haben Blogger für Sie?
Die Szene wird intensiv verfolgt, ist aber nur sehr schwer zu überblicken.
Wie sieht es mit eBooks aus?
Matthes & Seitz hat eine eigene eBook-Reihe, MSeB, mit Büchern, die zum Teil nur als eBook verlegt werden.
Wie wichtig ist für Sie die Buchpreisbindung?
ESSENTIELL!!!
Online/lokaler Buchhandel. Wo sehen Sie die Zukunft?
Der lokale Buchhandel ist das Rückgrat für einen Verlag, der so viele Bücher anbietet, bei denen die Optik eine so große Rolle spielt.
Für die Zukunft erwartet sie, dass die „Buchhandlung des Vertrauens“ weiter wichtig bleibt. Ebenso die „besonderen“ Buchhandlungen, die sich auf bestimmte Themen spezialisieren.
Ich danke Frau Heide auch an dieser Stelle nochmal für das nette und informative Gespräch!
♌
Bin vor Kurzem schon mal über Espedal gestolpert und werde mir nun definitiv mal ein Buch von ihm kaufen. Finde es gut, wenn du uns kleine Schätze vorstellst, die man nicht ganz vorne in der Auslage findet. Liebe Grüße Donna G.
Danke und schön, das Du fündig geworden bist. Das war genau mein Anliegen!