Diese Dinge geschehen nicht einfach so
Dienstag, 17. November 2015
Taiye Selasi
Diese Dinge geschehen nicht einfach so
Eine Familiengeschichte über Menschen die zwischen verschiedenen Kulturen und Kontinenten hin- und hergerissen werden.
Im ersten Teil wacht ein Mann früh morgens auf, geht in den Garten und stirbt. Das dieser Teil sich über fast 120 Seiten erstreckt, liegt daran, dass der Mann, Kweku, vieles in seinem Leben Revue passieren lässt, während er so barfuß in seinem Garten in Ghana steht.
Dabei lernt man seine Geschichte und die seiner Familie aus seiner Sicht kennen. Dahinter steht eine ärmliche Kindheit in Afrika, ein entbehrungsreiches Studium in den USA, eine wunderschöne Frau, tolle Kinder und ein gescheiterter, amerikanischer Traum.
Und dabei haben er und seine Frau so zielgerichtet an dessen Erfüllung gearbeitet:
… es war ein energischer Aufwärtstrend, es wurde etwas gebaut: Eine erfolgreiche Familie. An diesem Punkt waren sie alle sechs beteiligt, sie strebten ein gemeinsames Ziel an…
Im zweiten Teil versammelt seine Exfrau Folasadé, die nach der Trennung und dem Auszug der Kinder ebenfalls nach Afrika zurückging, die Kinder um sich. Sie wollen zusammen bei der Beerdigung Abschied von Kweku nehmen. Dabei werden andere Geschichten und Hintergründe aufgedeckt. Die strahlende Fassade wird zum Teil demontiert. Die Familie muss einen neuen Weg finden miteinander umzugehen.
Ich bin immer ein wenig schockiert, wenn ich in die Gedankenwelt von Migranten schauen kann. Am meisten hat mich der Zusammenprall asiatischer mit afrikanischer Kultur in diesem Buch aufgewühlt. Die Situation entsteht, als ein junger Mann afrikanischer Abstammung beim Vater seiner japanisch-stämmigen Freundin um ihre Hand anhält.
Der Wechsel zwischen den Kulturen, Schauplätzen und Perspektiven werden durch eine wunderschöne Sprache verdeutlicht. Zum Teil malerisch, manchmal auch hart, dann wieder philosophisch bis poetisch.
Nach Amerikanah, war es für mich das zweite Buch, das von den Identitätsproblemen von Afrikanern in den USA und auch in ihrem Ursprungsland handelt. Ich glaube, wir müssen angesichts der Globalisierung in anderen Kategorien denken, so wie sich auch die Autorin sich als „Afropolitan“ bezeichnet. Am Ende sind wir doch alle einfach nur Weltbürger.
♌
Taiye Selasi: Diese Dinge geschehen nicht einfach so, Roman (Fischer Taschenbibliothek), aus dem Englischen von Adelheid Zöfel, 560 Seiten, ISBN: 978-3-596-52040-4, Preis € (D) 12,00
Unter diesem Titel und dem Cover hatte ich mir ein ganz anderes Buch vorgestellt.
Ja, es sieht so gar nicht nach dem aus, was drin ist.