Wie steht es eigentlich mit eurem Plastikmüll?
Sonntag, 28. März 2021

Oder: Warum gibt es immer nur ein Thema zur Zeit???
Vor dem Thema Corona gab es aufreibende Diskussionen über das Klima und den Plastikmüll. Jeder zweite Journalist hat sich in einem Selbstversuch eine plastikfreie Zeit verordnet. Wir haben auf unserem Blog die Blogtour „Weniger Plastik ist mehr“ organisiert. Hast Du auch dabei mitgemacht? Wenn ja, sag doch mal, was daraus geworden ist in deinem Corona-Alltag? In der Presse ist das Thema tot. Dabei könnte das Plastikthema doch gerade jetzt neue Interessenten finden. Für viele von uns hat sich der Alltag komplett verändert und so wäre es doch ein Versuch wert. Was meint Ihr?
Ich bin stolz auf uns! Ehrlich! Für meine Familie ist das Thema nämlich so sehr im Alltag angekommen, dass wir da gar nicht mehr so viel drüber nachdenken. Der Erfolg ist jede Woche zu sehen. Und es ist echt nicht so schwer, wie viele das immer sagen. Ein Argument von vielen ist ja der Zeitfaktor. Angeblich hat man für so was keine Zeit. Ha, und nun? Viele haben plötzlich Zeit ohne Ende, weil einfach vieles in unserem Leben einfach angehalten wurde. Es gibt keine Veranstaltungen mehr, keine Freizeitaktivitäten wie wir sie von früher kennen. Ok, vielen geht es trotzdem zeitmäßig schlechter als früher. Homeoffice und Homeschooling verschlingen andere Zeitfenster als früher. Aber gerade weil sich unser aller Leben gerade so massiv ändert, ist es doch eine Chance über neue Einkaufsstrategien nachzudenken.
Plastikmüll: Essen-to-go
Corona bringt ein ganz großes Problem mit sich. Es gibt nur noch Essen-to-go! Mit Müll ohne Ende! Ehrlich, das lässt mich sehr verzweifeln. Auch ich möchte meine Lieblingsrestaurants unterstützen – tue ich auch. Aber wenn ich mir die Müllberge danach ansehe, könnte ich heulen. Warum haben die meisten Restaurants das Thema noch nie ernst genommen? Meine kleine Gemeinde ist gerade sehr aktiv bei Instagram. Sie haben eine Liste veröffentlich mit allen ortsansässigen Restaurants, die in diesen Zeiten Essen to go anbieten. Finde ich toll! Aber warum antwortet mir keiner auf meinen Kommentar, in dem ich frage, ob eines der Restaurants auch nachhaltige Verpackung anbietet?
Kommen wir zu meiner persönlichen Bilanz, die sich trotz Corona sehen lassen kann. Vor einem Jahr haben wir die gelbe Tonne für den Plastikmüll bekommen. Nach großem Aufschrei von diversen Menschen war es mir möglich eine kleine Tonne zu nehmen. 120 Liter. Eigentlich sollten ALLE eine 240 Liter große erhalten. Puh, wisst ihr wieviel 240 l sind? Die Tonne ist riesig!! Jetzt könnte ich euch mit ein wenig Mathematik nerven. Haha! Mache ich aber nicht! Die Tonne wird alle 14 Tage geleert und ich kann es immer nicht glauben, wenn am Abfuhrtag die Deckel der Tonnen nicht mehr zu gehen. Das heißt, diese Tonnen sind alle gut gefüllt. Meine Tonne – wie gesagt nur die kleine – stelle ich nur alle 4 Wochen raus, da ich gar nicht so viel Müll habe. Und auch dann geht der Deckel zu!!!
Musstet ihr euer Einkaufsverhalten durch Corona ändern?
Mein Einkaufsverhalten hat sich durch Corona nicht geändert. Ich kaufe in meinem Hofladen trotzdem sehr viel unverpackt ein. Auch mein Lieblingsmarkthändler füllt mir weiterhin meine mitgebrachten Dosen. Lediglich meine Einkäufe in einem Hamburger Unverpackt-Laden habe ich eingestellt, weil ich da nicht mehr vorbei komme. Nur einmal war ich dort im vergangenen Jahr. Was mir auffällt, es wird immer einfacher, plastikfrei einzukaufen. Selbst im normalen Supermarkt gibt es inzwischen gute Alternativen. Ich habe selbst in einer großen Kette Abfüllbehälter für Müsli und Co gesehen. Haarseife gibt es inzwischen fast überall und auch Putzmittel könnt ihr schon ohne Plastik kaufen. Es tut sich so viel in den herkömmlichen Läden – warum also sind die Tonnen trotzdem so voll?

Ich gebe es zu! Um mal neue Eindrücke in dieser doch sehr einsamen Welt zu bekommen, habe ich einfach mal andere Supermärkte ausprobiert. Ich nenne hier keine Namen, aber ich war entsetzt als ich den Laden mit den 4 großen Buchstaben mit dem R am Anfang besuchte. Dort hat man von weniger Plastik noch nie was gehört. Selbst das Obst und Gemüse gibt es dort immer noch plastikverpackt in rauen Mengen!!!!
Plastikfrei einkaufen wird immer leichter
Es wird immer einfacher, plastikfrei einzukaufen. Immer mehr Läden bieten das an. Aber in vielen Köpfen ist das Bewusstsein leider immer noch nicht da. In meiner Online-Spinning-Stunde sehe ich Teilnehmer, die sich Einmal-Plastik-Trinkflaschen bereit stellen. Puh! Muss sowas heutzutage sein? Leitungswasser ist für mich so selbstverständlich geworden, obwohl ich mir das früher auch nicht vorstellen konnte. Ich verzichte heute auf vieles, was mir früher wichtig war. Allerdings weiß ich inzwischen kaum noch, was das eigentlich war. 🙂 Und wißt ihr, was mich echt nervt? Wenn ich im Laden sage: „Geben Sie es mir einfach so, Sie müssen es nicht extra einpacken“. Dann wirft man mir häufig ein verständnislosen Blick entgegen. Das verstehe ich einfach nicht.

Blumen in Plastik, Obst in Folie – ich sehe es immer weniger, ihr auch?
Natürlich kaufe ich auch noch genug Plastik, weil ich es nicht anders realisieren kann. Fleisch zum Beispiel. Salate als Brotaufstrich und vieles andere mehr. Aber nach jedem Essen, dass ich ohne große Müllberge realisiere, bin ich glücklich.
Ich bin sehr gespannt, wie es euch inzwischen mit dem Thema geht. Habt ihr durch Corona alle Anstrengungen wieder aufgegeben oder ist es bei euch auch schon so zur Gewohnheit geworden wie bei mir? Oder wächst der Plastikmüll gerade erst recht? Erzählt doch mal!

Hallo Astrid,
beim Einkauf versuche ich, auf Plastik zu verzichten, wenn es geht. Wir haben hier zum Glück einen sehr guten Markt um die Ecke, wo man z. B. Milchprodukte oft in Gläsern bzw. Flaschen kaufen kann und auf dem viele Stände auch mitgebrachte Verpackungen annehmen. Ganz ohne geht es trotzdem nicht.
Bei Kosmetikprodukten versuche ich seit einiger Zeit, auf festes Shampoo bzw. Duschgel umzusteigen. Da ich die empfindlichste Kopfhaut der Welt habe, ist das immer ein größeres Experiment, aber ich scheine jetzt was gefunden zu haben, allerdings erst im 9. Anlauf. Bei vielen Putzmitteln bin ich bei den meisten Reinigern auf eine auflösbare Tab-Lösung umgestiegen, allerdings überzeugt mich das noch nicht bei allen Produkten.
Trotzdem ist seit Corona unser Verpackungsmüll explodiert, besonders weil wir extrem viel bestellt haben, was wir sonst vor Ort gekauft hätten. Wir sind im September umgezogen und haben sehr, sehr viele Sachen neu gebraucht, da kommt schon einiges zusammen, besonders was Kartons angeht, aber eben auch beim Plastik. Und das Mitnehm-Essen trägt natürlich auch gewaltig dazu bei. Da setzt bei vielen Restaurants gerade ein Umdenken ein, aber dank Verpackungsgesetzt müssen sie jetzt ja auch langsam mal.
Ich finde es gut, dass es mittlerweile z. B. feste Kosmetik in jedem Drogeriemarkt gibt und das auch zu relativ günstigen Preisen. Oft ist es leider immer noch so, dass die Produkte in umweltfreundlicheren Verpackungen auch die teureren sind. Hier im Supermarkt gibt es z. B. nur den Bio-Joghurt im Glas und der ist fast doppelt so teuer wie die Eigenmarke im Plastikbecher. Und auch Haarseife bzw. festes Shampoo kostet teilweise um die 10 € pro Stück. Das mag den Preis wert sein, wenn die Produkte eine tolle Qualität haben, trotzdem ist sowas für viele eine unüberwindbare Hürde. Gleiche gilt für die Unverpacktläden, die es jetzt auch immer mehr gibt. Die Lebensmittel haben fast alle Bio-Qualität. Das ist toll, aber leider auch teuer.
Und das war jetzt viel mehr, als ich eigentlich sagen wollte 🙂
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Marion
Liebe Marion,
danke für deinen ausführlichen Bericht.
Bei den Putzmitteln bin ich auch noch am Probieren. Mit welchen Tablösungen bist du denn zufrieden? Kannst du was empfehlen?
Klar, die ganzen Onlinebestellungen waren in letzter Zeit echt eine Katastrophe und ich befürchte, das ganze geht bald wieder los. Ich kann mir gut vorstellen, was da zusammen kommt, wenn man gerade umgezogen ist und es an allen Ecken fehlt.
Was die Preise angeht, hast du natürlich recht. Aber da sage ich mir immer, wenn ich wenig kaufe, darf es auch gerne etwas teuerer sein. Meine Haarseife kostet auch 10 Euro, aber dafür habe ich auch nicht viel anderes. Und so handhabe ich das auch bei Lebensmitteln und Klamotten. Ich bin da schon ziemlich minimalistisch ;-))
Liebe Grüße und ein schönes Restwochenende
Astrid
Hallo Astrid,
bei den Tabs habe ich die von Everdrop. Mit dem Badreiniger und dem Küchenreiniger (den ich für alles mögliche benutze) bin ich zufrieden. Allerdings hat der Badreiniger im Badezimmer in der letzten Wohnung orangefarbene Rückstände in den Fugen hinterlassen, die ein bisschen mühsam zu entfernen waren, wenn man das beim Abspülen übersehen hat. In der neuen Dusche gibt es das Problem nicht mehr. Mit dem Glasreiniger bin ich nicht so glücklich. Wenn ich richtig mit Wasser Fenster putze ist der gut, allerdings mache ich damit auch „mal eben zwischendrin“ Spiegel und sowas sauber, und dann hinterlässt er leider Schlieren, weil er mangels Alkohol oder ähnlichem zu langsam trocknet. Hast du schon Tabs ausprobiert? Ein Bekannter von mir schwört auf „5 Hausmittel ersetzen eine Drogerie“, damit macht er viele Reinigungsmittel auch selbst. Selber probiert habe ich das allerdings noch nicht.
In der letzten Zeit sehe ich sehr oft Werbung für Flüssigseife zum selber anrühren und wollte das demnächst mal ausprobieren. Zum Händewaschen mag ich die einfach lieber als feste Seife, die ich beim Duschen wiederum ganz gut finde.
Liebe Grüße,
Marion
Everdrop kenne ich noch nicht! Muss ich auch mal ausprobieren.
Das Buch habe ich auch, ist sehr zu empfehlen.
Hallo Astrid,
ich finde es traurig, dass das Thema in den Medien erstmal auf Eis zu liegen scheint. Ich beschäftige mich auch schon länger mit der Problematik und habe im Master meine Abschlussarbeit über das Thema Plastikmüll geschrieben.
Ich versuche beim Einkauf von Lebensmitteln darauf zu achten, nach Möglichkeit plastikfreie Artikel zu kaufen. Das ist aber oft nicht einfach (auch schon vor Corona). Ich wünschte wir hätten einen Unverpackt-Laden in der Nähe, am besten in der Innenstadt, das fände ich richtig klasse!
Bei Beautyprodukten, Badartikeln und Ähnlichem versuche ich ebenfalls so weit wie möglich plastikfrei einzukaufen. Zum Beispiel kaufe ich Wattestäbchen aus Bambus, Seife anstatt Duschbad, Baumwollpads anstatt Abschminktücher. Bei Make-Up ist es leider etwas schwieriger; also habe ich einfach meinen Konsum an sich eingeschränkt.
Und ich fühle mich sehr wohl damit. 🙂
Liebe Grüße
Lisa Marie
Hallo Lisa Marie,
Wow, ich bin beeindruckt über deine Masterarbeit. Dann bist du ja eine echte Expertin bei diesem Thema.
Gibt es wirklich immer noch Städte, in denen es keine Unverpacktläden gibt? Ich dachte, auch wenn sie vielleicht nicht immer so heißen, aber irgendein Laden ist doch immer bemüht, diese Philosophie aufzugreifen. Aber ich bin sicher, wenn es noch keine gibt, sie werden sich überall durchsetzen. Nur muss endlich das allumfassende aktuelle Thema etwas von seiner Macht verlieren.
Mach auf jeden Fall weiter so! Liebe Grüße Astrid