Blogtour: Sommerbücher – Lissabon
Mittwoch, 11. Juli 2018
Ein literarischer Spaziergang durch Lissabon
Mein Mann erfüllte mir einen langgehegten Wunsch und schenkte mir einen Trip nach Lissabon. Als Zusatz gab es noch eine private Führung mit dem Schwerpunkt Literatur.
Das ergibt ein paar Buchtipps, die ich in die Blogparade Sommerbücher von Mona Tintenhain einreihen möchte. Denn ich verbinde Portugal mit Sommer und Urlaub und lese gerne vor Ort passende Bücher. Vielleicht möchte einer von euch ja bald nach Lissabon fahren und sucht noch eine passende Lektüre? Eine Reise in diese Stadt lohnt sich auf jeden Fall! Außerdem gibt es Infos über ein paar Buchhandlungen und Autoren in Lissabon.
Buchhandlungen in Lissabon
Bei unseren Spaziergängen durch die Stadt war Literatur allgegenwärtig. Es gibt zum Beispiel eine Buchhandlung, die viele Bücher portugiesischer Titel auch in anderen Sprachen bereithält. Bei Fabula Urbis kann man also bequem passende Lektüre für den Aufenthalt dort erwerben.
Ganz in der Nähe unseres Hotels sahen wir noch eine schöne, moderne Buchhandlung, in der man auf Deutsch beraten werden kann. Livraria Buchholz wurde von einer Deutschen gegründet und später von einer weiteren deutschen Frau übernommen.
Ein weiterer Besuch sollte der ältesten Buchhandlung Lissabons gelten. Pardon, sie ist die älteste der Welt!!! Seit 1732 wird sie durchgehend betrieben. Die Livraria Bertrand gliedert sich in mehrere hintereinanderliegende Räume, alle mit einem schönen Deckengewölbe. Dieses ist an einer Stelle bis auf den Stein freigelegt, damit man die typische Bauweise bestaunen kann. Ansonsten sind Wände und Decken in Weiß gehalten, was die Räume freundlich und sehr hell erscheinen lässt. Bücher auf Deutsch habe ich hier nicht entdeckt, aber es gibt ein großes Regal mit englischsprachigen Ausgaben. Ansonsten gab es dort sehr viel aktuelle Literatur. Witzig fand ich, dass einige Bücher das gleiche Cover hatten wie in Deutschland. So zum Beispiel die schönen Murakami-Ausgaben.
Die spektakulärste Buchhandlung ist aber Ler Devagar
Sie befindet sich in der LX-Factory. Dieses Gelände ist ein ehemaliges Industriegebiet, in dem sich jetzt viele junge, moderne Läden angesiedelt haben. Individuelle Bekleidungs- und Schmuckläden, viele Restaurants, Bars und Kunstgalerien findet man hier. Ein Besuch dort lohnt sich auf jeden Fall! Hier trifft man nicht nur auf Touristen, sondern auch auf viele junge Lissabonner.
Autoren
Es gibt in dem recht kleinen Land viele Autoren. Die Spuren einige Lissabonner Autoren sind über die ganze Stadt verteilt.
Saramago
José Saramago ist auch acht Jahre nach seinem Tod in Lissabon sehr präsent. Es gibt ein Museum einer Stiftung mit seinem Namen in einem historischen Gebäude, der Casa dos Bicos, davor einen Olivenbaum aus seinem Geburtsort und einen im Boden eingelassenen Gedenkstein.
Außerdem hält das Caffe Chiado immer noch einen Tisch für ihn frei. Mein Tipp: dort einen Espresso trinken und die Fotos betrachten.
Was seine Bücher betrifft, ist Stadt der Blinden sicher sein bekanntester Roman. Es ist wegen fehlender Absätze nicht so einfach zu lesen, da das Auge keine Struktur findet. Aber meiner Meinung nach ein must-read. Auf deutsch gibt es seine Bücher bei Hoffmann und Campe.
Pessoa
Ein weiterer, wichtiger portugiesischer Autor ist Fernando Pessoa. An seinem Werk Buch der Unruhe kommt man nicht vorbei, wenn man sich mit der dortigen Literatur beschäftigt. Es gehört laut Perlentaucher zum Kanon der Weltliteratur. Heute. Denn zu Lebzeiten hatte er keinen großen Erfolg. Jetzt gibt es eine Bronzeskulptur von Pessoa vor dem Café Brasileira und lädt Passanten ein, sich dazu zu gesellen.
Von dort kann man das Standbild eines weiteren Autoren aus Lissabon sehen, nämlich von Luís de Camões.
Nationaldichter
In der Innenstadt gibt es den Praça Luís de Camões mit einem monumentalen Standbild des „portugiesischen Goethes“. Er wirkte im 16. Jahrhundert, starb während einer Pestepidemie und wurde ganz pietätlos in einem Massengrab verscharrt. Doch er bekam später einen prachtvollen Sarkophag im Hieronymus-Kloster in Belem. Auf dem Wappen darauf ist eine Feder und eine Leier zu sehen:
Der Sarg ist leer, doch steht er direkt gegenüber dem Grabmal vom Nationalheld Vasco da Gama. Einige der Werke Camões gibt es auch jetzt noch in deutscher Übersetzung und erscheinen im Elfenbein-Verlag .
Meine Urlaubslektüre
Begonnen habe ich auf dem Kölner Flughafen mit Portugiesisches Erbe von Luis Sellano. Hier bin ich einem Irrtum aufgesessen. Denn hinter dem portugiesisch klingenden Namen verbirgt sich ein deutscher Autor. Der Krimi ist etwas platt, hat eine leicht wirre Geschichte, kann aber auch als Reiseführer dienen. Immer wieder sagte ich meinem Mann: „hier sind wir auch langgelaufen“ oder „Wollten wir da nicht morgen hin“? Vielleicht sind auch die im Buch besuchten Restaurants und Bars gute Tipps, doch das haben wir aus zeitlichen Gründen nicht überprüft.
Antunes
Dann fing ich noch in Lissabon Ich gehe wie ein Haus in Flammen von António Lobo Antunes an. Ein ganz anderes Kaliber. Kein einfaches Buch, recht anspruchsvoll, aber irgendwie auch genial. Es geht um ein Mietshaus in Lissabon, vielmehr um dessen Bewohner. Alle kommen mehrmals zu Wort, sie erzählen von ihrem Leben, ihren Problemen, ihren Freuden. Es machte mir Spaß die Zusammenhänge nach und nach aufzudecken. Es spielt nach der Diktatur durch Salazar. Doch der Diktator durch Rückblicke und die Nachwirkungen auf die Gegenwart der Protagonisten ist immer präsent. Insofern auch ein politisches Buch. Der Roman verrät viel über die Kultur und die aktuellen Probleme der Gesellschaft. So zum Beispiel die nachträgliche Verarbeitung der bis in die 1970iger dauernden Kolonialzeit. Altersarmut, ein Thema, über das ebenfalls unserer Stadtführerin gesprochen hat, ist auch ein Aspekt des Buches. Antunes lebt und schreibt noch, ich werde sicher noch weitere Bücher von ihm lesen.
Fazit
Mein Aufenthalt in Lissabon war wunderschön. Die gezielte Beschäftigung mit der passenden Literatur hat mir viel Spass gemacht. Auf die Idee nach Buchhandlungen in fremden Städten Ausschau zu halten brachte mich Torsten Woywod mit seinem Buch In 60 Buchhandlungen durch Europa.
Ich hoffe ich konnte euch ein paar Anregungen für Bücher und Autoren von dort und ein paar Tipps für einen Aufenthalt in dieser tollen Stadt geben. Vielleicht ist jetzt kein typischer Artikel für die Aktion Sommerbücher daraus geworden, aber manchmal bekommt so ein Beitrag bei der Erstellung ein Eigenleben.
Schönen Sommer wünsche ich euch
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