Nachlese #2 – Frauensache
Mittwoch, 19. Juli 2017
Nachlese #2 – Frauensache
Diesmal habe ich fünf Romane von Frauen in aller Kürze besprochen. Dass heisst aber nicht, dass es sich um Frauenromane handelt!
Inhalt:
Binde zwei Vögel zusammen von Isabelle Lehn
Was ich euch nicht erzählte von Celeste Ng
Bleiben von Judith Taschler
Sweetbitter von Stephanie Danler
Die Vegetarierin von Han Kang
Isabelle Lehn: Binde zwei Vögel zusammen
Ein Buch, dass eigentlich eine eigene Rezension verdient hätte. Ein ungewöhnlicher Debütroman, der Kriegstraumata thematisiert. Nur das der Protagonist gar nicht im Krieg war, sondern ein paar Monate als Statist in einem Soldatenausbildungszentrum arbeitete. Dort war er der Cafébesitzer Aladdin. Im wirklichen Leben Albert. Doch die nachgespielten Terror- und Kriegsszenen sind so tief in ihm drin, dass er auch nach seinem Einsatz sein Leben von Aladdins Leben nicht mehr trennen kann. Und so wie Albert seine Identitäten und Realitäten nicht mehr auseinanderhalten kann, war ich als Leser bald verunsichert was Wirklichkeit und was Fantasie war. Sehr spannend, interessant und erschütternd.
Der Titel des Buches stammt übrigens aus einem persischen Sprichwort:
Binde zwei Vögel zusammen, sie werden nicht fliegen können, obwohl sie nun vier Flügel haben.
Kennengelernt habe ich das Buch bei einem Debütantensalon im Literaturhaus Köln.
Verlagsseite (Eichbornverlag)
Celeste Ng: Was ich euch nicht erzählte
Die junge Lydia verschwindet eines Nachts aus ihrem Elternhaus. Die scheinbar perfekte Familie (Eltern und noch zwei Geschwister) ist völlig ahnungslos was passiert sein könnte. Nach und nach wird die Geschichte aufgerollt. Viele ungesagte Tatsachen und Gefühle kommen zum Vorschein. Motive treten an den Tag, ich frage mich: wie wäre es gelaufen, wenn alle Familienmitglieder offen miteinander umgegangen wären? Dieses Buch steht oft bei Krimis, es ist für mich aber eher ein psychologischer Familienroman über eine Familie die stark mit Rassismus kämpft.
Verlagseite (dtv)
Judith Taschler: bleiben
Vier junge Menschen treffen sich in einem Zug nach Rom. Diese zufällige Begegnung wird das Leben von allen ändern. Zwanzig Jahre später werden alle erneut miteinander verbunden. Auf zufällige, tragische Art. Liebe, Schuld, Vergebung. Aus verschiedenen Perspektiven werden die Beziehungsgeflechte nach und nach deutlich.
Lieblingsstelle:
Alle wollen den Sinn des Lebens ergründen. Meine Güte. Der Sinn des Lebens. Rennen angestrengt herum und schauen nicht nach links und rechts. Sehen nicht, wie schön die Welt und das Leben ist. Der Sinn des Lebens besteht darin, dass man erkennt, wie schön es ist. Aber darauf kommt niemand.
Ich mag Taschlers Bücher, aber mit diesem wurde ich nicht richtig warm. Ich konnte mir die Namen nicht merken, war unkonzentriert und brauche deshalb ewig. Irgendwie gut, aber irgendwie hat es mich einfach nicht gepackt.
Verlagsseite (Droemer)
Stephanie Danler: Sweetbitter
Dieses Buch hat mich sehr positiv überrascht. Eine junge Frau flieht nach New York und landet als Kellnerin in einem Restaurant. Sie beschreibt ein Jahr Arbeit (Freizeit hat sie kaum) und vor allem das Miteinander der Kollegen. Sex, drugs und Alkohol. Schonungslos und offen hat es einige Teilnehmer einer Leserunde bei Lovelybooks schockiert. Allerdings trifft der Klappentext den Fokus des Buches auch überhaupt nicht. Ich hatte eine seichte Komödie erwartet und bekam ein vielschichtiges Coming-of-Age-Buch serviert. Für mich ein Genuss!
Verlagsseite (Aufbau Verlag)
Han Kang: Die Vegetarierin
Eine junge Frau verweigert erst Fleisch, dann allmählich auch alles andere. Kafka lässt grüßen!
Irres Buch mit viel Diskussions- und Interpretationspotential. Ein richtiges Lesekreisbuch, das sehr polarisieren kann. Ich habe mich sehr gerne von der Autorin zum Denken provozieren lassen. Ein Buch, das ich nicht verstehe und trotzdem verschlungen habe. Hier ist meine Rezension bei Lovelybooks zu diesem Buch.
Für alle, die es noch nicht kennen: im September 2017 erscheint die Taschenbuchausgabe.
Verlagsseite (Aufbau Verlag)
Und wieder fünf Bücher vom Stapel der unrezensierten Bücher geholt und im Schrank einsortiert. Ich denke zwar bei fast jedem Buch: da hätte ich mehr daraus machen können, aber dazu fehlt wirklich die Zeit. Ich hoffe ich konnte euch ein paar Anregungen geben. Nächstes Mal gibt es Männer-Bücher nicht nur für Männer.
Sehr schön. Mit gefällt das und ich werde wohl ein ähnliches Format demnächst auch umsetzen. Der gelesenen und unrezensierten Bücherstapel setzt mir irgendwie zu. Und je länger ich warte desto weniger Lust habe ich zu schreiben.
Nur zu, ich fühle mich schon echt erleichtert!
Liebe Grüße
Silvia
Liebe Silvia,
Was für ein schönes Format. Mir gefallen die kurzen Einblicke in die Bücher sehr gut. „Was ich ich nicht erzählte“ hat mir damals auch unglaublich gut gefallen. Ich sehe es wie du eher als Familiendrama und meine Rezension dazu ist ziemlich lang geworden. Aber ich finde, deine paar Zeilen reichen, um neugierig zu machen.
Die Vegetarierin hat mir leider überhaupt nicht gefallen! Konnte irgendwie gar nichts damit anfangen.
Und „Binde zwei Vögel“ liegt noch auf meinem SuB, aber nach deinen lobenden Worten werde ich es wohl bald mal zur Hand nehmen müssen!
Liebe Grüße, Julia
Hallo Julia,
Da haben wir ja viele Gemeinsamkeiten im Bücherregal aufzuweisen!
Alles Gute
Silvia
Ja, ich glaube, wir haben eh einen recht ähnlichen Buchgeschmack. Deswegen komme ich ja so gerne her zum Stöbern. 😉 LG
Danke gleichfalls
🙂
Klasse Artikel und Format!
Binde zwei Vögel zusammen klingt nach meiner Art von Buch.
Vielen Dank für die kurzen Eindrücke.
Da sind ja auch einige Bücher dabei, die auf vielen Blogs herum gingen, und wo dann für mich, die schon ein paar Rezensionen dazu gelesen hat, ein kurzer Eindruck völlig reicht.
Nur für „bleiben“ hätte ich mir eine konkretere Beschreibung
Des Themas oder der Konflikte gewünscht. Aber scheinbar ist sas Anliegen des Buches bei Dir ja auch nicht so richtig angekommen.
Hallo,
Danke für dein Lob. So kann ich einfach mehr Bücher auf dem Blog erwähnen, als es mit richtigen Rezensionen möglich wäre.
Was das genaue Thema in bleiben ist? Weiß ich wirklich nicht genau…
Viele Grüße
Silvia