„Die Formel der Hoffnung“ von Lynn Cullen
Sonntag, 21. Januar 2024
Die Geschichte der Polio-Impfstoff-Entwicklung
Erinnert sich hier noch jemand an die Schluckimpfung? Lediglich ein Stück Zucker in den Mund und schon war man sicher vor dieser heimtückischen Krankheit Polio. Ich kann mich tatsächlich noch vage dran erinnern. Ich bekam das Zuckerstück in meiner kleinen Grundschule auf dem Dorf. Es muss in der ersten Klasse gewesen sein.
Schon lange habe ich nicht mehr über diese Krankheit nachgedacht. Kein Wunder, habe ich doch das Glück, dass sie quasi ausgerottet ist und in meinem Leben nie eine Rolle gespielt hat.
Ganz anders als bei den Eltern der Kinder, die vor den 1960er Jahren aufwachsen. Die Kinderlähmung, wie sie im Volksmund genannt wird, kommt besonders häufig im Sommer vor, im Winter eher weniger. Für viele Kinder ist sie eine harmlose Viruserkrankung, aber eine beachtliche Anzahl bekommt auch Lähmungserscheinungen und manche sterben sogar daran. Die Behandlung ist schwierig.
Die Ärztin Dr. Dorothy Horstmann
Im Buch lernen wir die Ärztin und Wissenschaftlerin Dr. Dorothy Horstmann kennen. Ihre Eltern sind deutschstämmige Einwanderer, die eigene große Probleme haben. Aber Dorothy schafft die Ausbildung gegen alle Widerstände. Der Einstieg ins Berufsleben gestaltet sich schwierig, da sie als Frau in diesem Metier nicht ernst genommen wird. Sie schafft es nur über Umwege in den Klinikalltag. Dort hat sie viel mit kleinen Poliopatienten zu tun und schon bald reift der Wunsch nach der Ausrottung der Krankheit in ihr. Durch einen Zufall schafft sie es nach Yale, wo sie tatsächlich forschen kann. Sie verbringt viel Zeit in den akuten Poliogebieten der Welt und sammelt Forschungsmaterial. In den Laboren verbringt sie Wochen mit dem Aufarbeiten der Proben. Auch Tierversuche gehören dazu, auch wenn das nicht ihre liebste Aufgabe ist. Leider gibt es aber auch immer wieder Rückschläge. Die Wissenschaft ist auf Gelder angewiesen, die nicht immer in dem Maße fließen, wie sie gebraucht werden. Daher verzögert sich ihre Forschung. Sie glaubt an die Theorie, dass das Virus im Blut auffindbar ist. Als sie es tatsächlich bewiesen hat, behandelt man sie wie eine Nobelpreisträgerin. Leider wird das in Europa anders gesehen und sie geht leer aus.
„Die Formel der Hoffnung“ – Nach einer wahren Begebenheit
Diese Art des Buches „Die Formel der Hoffnung“ ist gerade sehr beliebt. Entweder Bücher spielen auf zwei Zeitebenen oder man pickt sich eine historische Begebenheit heraus und verbindet diese mit einem Roman. Ich mag das sehr. Viele Personen in diesem Buch gab es tatsächlich, natürlich die Protagonistin, aber auch die meisten Wissenschaftler. Der Liebhaber ist dann reine Fiktion. Sicher macht das Schreiben eines solchen Buches auch viel Spaß, da die Autorin zwar auf der einen Seite viele Fakten hatte, aber auch ihrer Fantasie freien Lauf lassen konnte.
Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen mit einer Epidemie und dem Wettrennen nach einem Impfstoff, ist dieses Buch sehr interessant. Während es für Corona mehrere Impfstoffe gibt, existierten für Polio bis heute lediglich zwei. Bis der zweite – bessere – genehmigt und angewendet werden konnte, gab es für Dorothy eine Menge Arbeit. Mehr will ich dazu lieber nicht verraten.
Eine einfache Sache für Kinder – die Schluckimpfung!
Und während der Lektüre von „Die Formel der Hoffnung“ kommt bei mir dann die Erinnerung an meine Schluckimpfung in der 1. Klasse. Kannst du dich noch an eine Schluckimpfung erinnern? Meine Kinder haben keine mehr bekommen, aber es hat sie tatsächlich sehr lange gegeben. In Deutschland gab es in den letzten 20 Jahren keinen einzigen Fall mehr von Polio. Drücken wir die Daumen, dass wir das von Corona auch mal sagen können.
Kleiner Fauxpas meinerseits: Ich dachte, „Die Formel der Hoffnung“ wäre das neue Buch von der Autorin von „Eine Frage der Chemie“. Mein Buchhändler brachte mich dann aber auf den richtigen Weg. Und nachdem ich jetzt beide Bücher gelesen habe, die einzige Parallele ist tatsächlich die tatkräftige Frau in der wissenschaftlichen Forschung. Ansonsten sind die Bücher sehr unterschiedlich und nicht vergleichbar.
Danke für diesen tollen Lesetipp. Ich hab’s schon fast bestellt. 🙂
Wieder mal eine Wissenschaftlerin, deren Leistung einfach übergangen wurde. Ich hatte bis eben jedenfalls nie von ihr gehört.
Da gab es doch diesen Spruch: Zucker (oder Schluckimpfung?) ist süß, Kinderlähmung ist grausam. Und jetzt hab ich auch noch gelesen, dass sie wieder zurückkommt, die Kinderlähmung.
LG