Emma Brockes: Sie ging nie zurück
Sonntag, 2. August 2015
Originaltitel: „She left me the Gun“.
Emma Brockes ist Journalistin und schreibt über ihre Mutter Paula, die mit Anfang 20 ihre Heimat Südafrika verlässt, um in England neu anzufangen. Emma, einzige Tochter, erfährt nicht viel vom Leben der Mutter vor ihrer gemeinsamen Zeit. Nur manchmal kommen wie aus dem Nichts Sätze wie „Eines Tages erzähle ich dir die Geschichte meines Lebens, da wirst du staunen.“
Die Mutter lebt in England hinter eine hohen imaginären Mauer, sie lässt nicht viele Einblicke in ihr früheres Leben zu. Erst kurz vor ihrem Tod beginnt sie zu erzählen, aber es bleibt vieles offen. Emma macht sich auf eine lange Reise nach Südafrika. Sie möchte mehr über ihre Mutter herausfinden. Paula hat damals in Südafrika ihre große Familie zurückgelassen, 7 Geschwister, eine Stiefmutter und ihren Vater.
In Archiven, in Gesprächen mit den Geschwistern und Freunden der Mutter erfährt sie unglaubliches.
Es ist trotz der dramatischen Geschichte kein spannendes Buch, die Autorin schreibt sehr sachlich über ihre Nachforschungen. Sie führt viele Gespäche, die nicht immer spektakulär sind. Da die Geschwister der Mutter wesentlich jünger waren, konnten sie vieles nur aus der Kindersicht wiedergeben, was der Sache häufig nicht wesentlich weiterhalf. Als Leser verlor ich irgendwann ein wenig den Überblick über die vielen Menschen.
Dieses Buch ist interessant für Leser, die sich selbst schon einmal auf die Suche nach ihren Wurzeln gemacht haben. Es kommen nicht immer so spektakuläre Dinge ans Tageslicht wie in dem vorliegenden Buch, aber man erkennt sich trotz allem in vielen Sätzen wieder. So geht es nicht immer nur um die Tatsachen, sondern auch um ein erweitertes Verständnis der Personen. Wie sind sie mit den Geschichten fertig geworden und warum sind so geworden, wie sie waren? Für jüngere Leser ist das Buch sicher etwas langweilig, da man sich in jüngeren Jahren noch nicht die Frage nach der eigenen Herkunft stellt. Diesen Lesern kann ich nur den Rat geben, sich rechtzeitig mit den Familiengeschichten auseinander zu setzen. Wie viel einfacher wäre es für die Autorin gewesen, einmal ein längeres intensives Gespräch mit der Mutter zu führen als diese noch am Leben war.
Wir redeten über alles. Wir redeten wie ein Wasserfall um die Dinge herum, über die wir nicht redeten.
Emma Brockes, Sie ging nie zurück, , Mit SW-Fotos, Deutsche Erstausgabe, 352 Seiten, ISBN 978-3-423-26016-9, Juni 2014
Ich habe das Buch vor einem Jahr gelesen und mit dem Zitat hast Du genau das gesagt, was ich empfunden haben … es war viele Bla und wenig Inhalt …
Hallo Angelika,
das Zitat bezog sich auf die Kommunikation zwischen Mutter und Tochter. Ich fand es so treffend, da die Mutter eigentlich eine Menge zu erzählen hatte, es aber nicht tat. Und ich erlebe es leider immer wieder, dass es in vielen Familien so läuft.
LG Astrid