Leipziger Buchmesse 2016
Sonntag, 20. März 2016
Endlich ist es wieder soweit!
Etwas gesünder, aber noch etwas angeschlagen von Grippe und Erkältung fahre ich am Donnerstag in aller Herrgottsfrühe in Hamburg los.
Wie schön, wenn die Kinder älter werden und sich für die jahrelangen Mama-Taxifahrten revanchieren können! Letztes Jahr musste ich mit dem Bus zum Bahnhof fahren – dieses Jahr werde ich chauffiert. Und das morgens um 5.30 Uhr!
Das Wetter verspricht gut zu werden! Ich freue mich! Leider ist Silvia dieses Jahr verhindert – schade! Wie schön wäre es, sie in Leipzig zu treffen.
Die Bahnfahrt ist kurzweilig. Meine Sitznachbarin fährt ebenfalls zur Buchmesse und kennt sich in der Cosplayer-Szene aus. So erfahre ich viel neues und hole auch gleich mein Notizbuch raus, um mir Tipps aufzuschreiben.
Pünktlich um 10 komme ich am Messebahnhof an und stürze mich gleich ins Getümmel. Ich fürchte, es sind ein paar Schulklassen zu viel hier.
Ich bummele in Ruhe von Stand zu Stand bis ich in der Glashalle beim blauen Sofa hängenbleibe. Heinz Strunk und sein Frauenmörder haben mich bisher nicht wirklich interessiert, aber das Interview ist sehr spannend und so kommt das Buch doch auf die „Vielleicht-Liste“.
Danach kommt Tilman Rammstedt mit seinem neuen Projekt „Morgen mehr“ aufs blaue Sofa. Sein Verleger Jo Lendle von Hanser ist auch dabei. „Morgen mehr“ ist der Versuch, jeden Tag zwei Seiten eines Buches zu schreiben. Vor Beginn wurden Leser gesucht, die an diesem Projekt teilnehmen und den Versuch wagen, schon für etwas zu bezahlen, was es noch gar nicht gibt. Silvia hat sich getraut und auch schon hier was darüber geschrieben.
Der Autor ist doch arg gestresst von dieser Art der Arbeit. Es gibt kein Aufschieben auf Morgen. Er beteuert, dass er wirklich jeden Tag schreibt und nicht etwa alles schon in der Schublade liegen hat. Auch die Sache mit dem Selfie scheint ihm Spaß zu machen, aber auch unter Druck zu setzen. Er ist froh, wenn das Buch am 8. April beendet ist. Im Mai soll das Buch auch in gedruckter Form erscheinen, allerdings ist sich Rammstedt noch nicht sicher, ob es eins zu eins übernommen werden kann oder ob er es noch einmal überarbeiten muss. Ich hatte den Eindruck, dass beide – Autor und Verleger – vom vorgesehenen Erscheinungstermin nicht überzeugt sind.
Danach ging es zu der Podiumsdiskussion. „Die Buchbeschleuniger“. Literatur zwischen Feuilleton und Blogosphäre. War ok, aber auch nicht mehr!
Noch einige Blogger hier und dort getroffen und schon war der erste Messetag vorbei. Die ersten Lesungen in der Stadt beginnen um 18.30 Uhr. Ich habe mich noch nicht endgültig für eine entschieden. Leider wird nichts draus. Mein Hotel liegt zwar mitten in der Stadt, aber trotzdem gestaltet sich die Anreise für mich schwierig. Google hat mir ein paar Fehlinfos ausgeworfen und auch eine fahrradfahrende Leipzigerin (?) schickt mich auf einen Wahnsinnsumweg. Sehr geschafft komme ich im Hotel an. Zu meiner Freude stelle ich fest, daß im Hotel eine Lesung inklusive ist. Ok, ist jetzt nicht meine erste Wahl, aber besser als Germanys next Topmodell.
„Letzter Aufruf Tegel“ – Geschichten vom tollsten Flughafen der Welt! Kein Buch, das ich in der Buchhandlung in die Hand nehmen würde. Aber wie so häufig: es wird eine meiner schönsten Stunden in Leipzig. Die beiden Autorinnen erzählen, lesen und zeigen im Hintergrund viele Fotos vom Tegel. Nie hätte ich gedacht, dass man so ein liebevolles Buch über einen Flughafen schreiben kann!
Der Freitag vormittag vergeht so schnell, dass ich fast zum Bloggertreffen in der Bloggerlounge hetzen muss. Dort treffe ich neue und bekannte Gesichter. Wie war das noch mit dem Klassentreffen?
Um 14.00 Uhr finde ich mich beim Bloggertreffen von Diogenes ein. Ein kleiner Kreis von Bloggern darf dort Benedict Wells lauschen. Seine Autoren-Betreuerin wirft immer wieder neue Fragen in den Raum, die Wells ausführlichst beantwortet. Ein sehr unterhaltsamer Nachmittag, wir haben viel gelacht mit diesem sympathischen Autor! Und ich brauche jetzt sofort das neue Buch von ihm.
Danach habe ich nicht mehr viel Zeit, ich schaue ständig auf die Uhr, um meinen Zug nicht zu verpassen. Aber ich bin mit meiner Entscheidung, nur Donnerstag und Freitag in Leipzig zu sein, sehr zufrieden. Einen Samstag möchte ich nicht mehr auf der Messe verbringen. Zu voll!
Ach, es war so schön! Ich freue mich über alle von Euch, die ich dieses Jahr kennenlernen bzw. wiedersehen durfte. Nach der Messe ist vor der Messe. Bis zum nächsten Jahr….
Und ich bin nun gespannt, wie lange ich nach meinem neuen Motto leben kann….
Wie spannend und aufregend die Leipziger Buchmesse doch ist, liebe Astrid!
Noch nie habe ich es dorthin geschafft, obwohl ich über 3 Jahrzehnte in der Bücherwelt gearbeitet habe.
Aber du hast schon auf Instgram so tolle Fotos gepostet und nun der der schöne Blogpost hier, gibt mir tolle Einblicke!
Danke dafür,
Kirsten
Liebe Kirsten,
gerne geschehen! Die Technik heute ermöglicht es fast, live dabei zu sein. Bei der letzten Frankfurter Buchmesse war ich auch über jeden Post von dort dankbar. Es war ein wenig so als wäre ich mittendrin. Aber ohne schmerzende Füße!
Nächstes Jahr muss ich wieder dabei sein! Der Termin sieht schon mal gut aus.
Schreib ihn Dir ganz dick in den Kalender!
Hey 🙂
Kluge Entscheidung, auf den Samstag zu verzichten :). Ich wusste es ja nicht besser, weil diese Buchmesse meine erste in Leipzig war … Aber gut, jetzt ist es mir klar, dass ich in Zukunft auf keine der beiden BMs mehr am Wochenende muss :D. Trotzdem hat es mir sehr gut gefallen und ich hab einige Vergleiche für mich zu Frankfurt (wo ich schon öfter war) ziehen können …
Liebe Grüße
Ascari
Liebe Askari,
Frankfurt kenne ich leider noch gar nicht. Da aber jeder erzählt, dass es dort noch größer und wuseliger ist, bin ich gar nicht so scharf darauf. Auf der anderen Seite zieht eine Freundin gerade nach Frankfurt. Ein kostenloses Bett in einer Messestadt sollte man nicht unterschätzen. LG Astrid
Hallo Astrid, ich hab dich an der LBM kurz kennengelernt – toll, deinen Bericht zu lesen, allgemein alle LBM-Berichte, denn jeder war woanders und so bekommt man doch noch mehr mit von der Messe als nur die eigenen Termine. Benedict Wells war wirklich witzig und obwohl ich mich dem Hype um sein neues Buch nicht anschliessen wollte – nachdem er so spontan erzählt hat, stehts nun auf meiner Wunschliste. Liebe Grüsse aus Zürich
Liebe Anya,
schade, dass wir uns nur so kurz kennengelernt haben!
Ja, Benedict Wells hat uns wohl alle überzeugt. Auch ich wollte diesen Hype nicht mitmachen. Und was mache ich? Laufe am Morgen nach dem Heimkommen von der Messe in die Buchhandlung, kaufe mir das Buch und habe sogar schon die ersten Seiten gelesen. Selten hat mich ein Autor so beeindruckt!
LG Astrid