Rezension: Geschichte eines neuen Namens
Sonntag, 5. März 2017
[Rezension Hörbuch von Elena Ferrante]
Elena Ferrante – Die Geschichte eines neuen Namens
In der zweiten Hälfte des letzten Jahres waren alle im „Ferrante-Fieber“. Der erste Teil „Meine geniale Freundin“ wurde total gehypt und perfekt vermarktet. Bei solchen Büchern bin ich immer sehr vorsichtig. Doch da stand eines Tages das Hörbuch in der Bücherei und ich lieh es mir aus. Kostete ja nix. Ich dachte: da muss ich mal reinhören, danach weiß ich sicher, warum es nichts für mich ist…
Doch es kam anders. Kurz vor Weihnachten begann ich der Stimme von Eva Mattes zu lauschen und war schnell gefangen. Ferrante lässt sich viel Zeit die Geschichte der beiden Mädchen Lenù und Lila zu erzählen. Im ersten Band geht es um die Kindheit und Jugend und spielt in den 50iger Jahren.
Die Geschichte eines neuen Namens
Der zweite Band „Die Geschichte eines neuen Namens“ umfasst die 1960iger Jahre und bringt sehr viele Änderungen im Leben der beiden Mädchen. Beide leben zuerst in Neapel und werden in einem eher ärmlichen Viertel groß. Beide versuchen dort herauszukommen und nutzen sehr unterschiedliche Wege dazu.
Lenù, oder eigentlich Elena, ist die Ich-Erzählerin der Romanreihe. Sie bekommt durch viele Fürsprecher die Möglichkeit Abitur zu machen. Dieser Bildungsabschluss mit dem familiären Hintergrund ist schon eine kleine Sensation, zumal für ein Mädchen. Doch Lenù stellt immer wieder ihre Freundin Lila (eigentlich Raffaella, oder Lina) in den Mittelpunkt ihrer Beschreibungen. Lila heiratet mit 16 und bereut das noch während der Hochzeitsfeier. In der Hochzeitsnacht versucht sie ihrem Mann zu erklären, dass sie noch nicht reif für die Ehe ist, doch das endet in einem Desaster. Wir tauchen hier in eine Welt ein, in der Frauen ihren Männern zu gehorchen haben und dies auch gerne mit Gewalt eingefordert wird. Niemand greift ein, wenn eine Frau Spuren von Misshandlungen zeigt. Scheidung ist im erzkatholischen Italien natürlich auch keine Option.
Als der verlangte Kindersegen sich nicht einstellt, fahren die beiden jungen Frauen von zwei Verwandten begleitet nach Ischia damit Lila dort zu Kräften kommt. Und das funktioniert auch. Doch anders, als sich Lilas Mann das vorgestellt hat.
Ruhiges Buch
Egal wie heftig die Verwicklungen und Dramen ablaufen, Ferrante behält immer einen ruhigen Ton und lässt Lenù alles reflektieren. So entsteht ein tiefes Bild der damaligen Zeit und des beschriebenen Milieus. Die unausgesprochene Rivalität zwischen den beiden Frauen bleibt immer im Mittelpunkt ihrer Beziehung. Lenù scheint das Gefühl zu haben, das eigentlich Lila der Weg zur Universität gebührt hätte und nicht ihr. Doch richtig offen sprechen die beiden nie miteinander. Immer gibt es Geheimnisse und Unausgesprochenes. Und doch ist das Band der Freundschaft nicht zerreißbar.
Mehr rund um die Buchreihe und die Autorin, Gewinnspiele, sowie Lesungstermine und viele Rezensionen anderer Blogger gibt es hier.
So geht es weiter
Im August erscheint Band drei „Die Geschichte der getrennten Wege“. Da die beiden Protagonistinnen schon im zweiten band sich sehr weit voneinander entfernten (auf verschiedenen Weisen) bin ich gespannt auf die weitere Entwicklung der beiden in den 1970iger Jahren. Im Band vier „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ kehrt Elena wieder zurück nach Neapel. Die Hörbücher wird wieder Eva Mattes sprechen.
Elena Ferrante
Um diese Autorin gab es anfangs ein großes Gewese, da sie anonym bleiben wollte. Doch irgendwelche Journalisten machten sie ausfindig und damit wurde auch ein Teil des Mythos um diese Bücher zerstört. Sie stammt selbst auch aus Neapel und zog sich auf eine kleine Insel in Griechenland zurück, da sie nicht in die Öffentlichkeit treten möchte. Das sollte auch von der Buchwelt akzeptiert werden. Sie hat auch vorher schon einige Romane veröffentlicht. Zu „Tage des Verlassenwerdens“ wurden bereits die Filmrechte verkauft.
Eva Mattes
Diese Frau ist wohl jedem aus vielen Filmen und Fernsehsendungen bekannt. Am populärsten wurde sie durch die Verkörperung der Tatortkommissarin „Klara Blum“. Und so ähnlich, wie sie diese Rolle angelegt hat, kommt sie auch als Sprecherin bei diesen Hörbüchern rüber. Ruhig aber nie distanziert, hat sie schon vielen Büchern ihre Stimme geliehen. Sie schreibe übrigens selbst schon ein Buch und singt auch.
Fazit
Elena Ferrante beschreibt Lenù-Debütroman im Buch so: „Da ist Ehrlichkeit, Natürlichkeit, und etwas Geheimnisvolles im Stil wie man es nur in wahren Büchern findet.“ Diese Beschreibung passt auch genau auf die Ferrante-Bücher. Und als Hörbuch, gesprochen von Eva Mattes, konnte ich mich diesem Stil nicht entziehen. Dieser zweite Teil ist allerding schon sehr lang. Ich freue mich sehr darauf, dass die weiteren Bände bald erscheinen werden. Ich werde sie lieber hören als lesen, da die Stimme der Sprecherin jetzt für mich sehr eng mit den Büchern verbunden ist. Ich gebe zu, dass dieses Hörbuch sehr lang ist, allerdings trägt mich die Stimme der Vorleserin durch die Geschichte, so dass es mir nicht zu lang wurde.
Bibliografie
Elena Ferrante
Die Geschichte eines neuen Namens
gelesen von Eva Mattes
übersetzt durch Karin Krieger
Der Hörverlag
2 mp3-CDs, Laufzeit 18h 11min.
ISBN 9783844524710
Hallo Silvia,
es freut mich, dass dich die Geschichte überzeugen konnte! Mir ging es wie dir. Meistens warte ich bzgl. gehypten Büchern ab. Doch ich konnte bei diesem hier nicht lange warten, ich wollte unbedingt wissen, ob was dran ist, dass es in aller Munde ist. Und mir hat es auch sehr gefallen. Ich höre sie auch, weil ich finde, dass Eva Mattes das Buch absolut genial, mit ihrer Stimme und Art zu lesen, interpretiert. Kann den nächsten Teil kaum erwarten! 🙂
GlG vom monerl
Liebe Monerl,
dann haben wir ja genau die gleichen Gedanken zu diesem Hörbuch!
Ein paar Monate müssen wir aber wohl noch warten…
Alles Gute
Silvia
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