Rezension-Serienmörder
Sonntag, 24. Mai 2020
Serienmord mal zwei
Ich lese gerne Krimis, wenn mich jemand frag welche, sage ich gerne: bluttriefende Serienmördergeschichten. Im April waren direkt zwei Bücher auf der Krimibestenliste der FAZ, die das Wort „Serienmörder“ im Titel hatten. Beide habe ich gelesen und bespreche sie jetzt auch in einem Post.
Gemeinsamkeiten
Beide Bücher stammen aus einer mir unbekannten Kultur. Meine Schwester die Serienmörderin spielt in Lagos, Nigeria, während Aufzeichnungen eines Serienmörders in Südkorea beheimatet ist. Beide Bücher sind aus meiner Sicht keine typischen Krimis. Beide behandeln Serienmörder, aber das Blut spritzt jetzt nicht heraus 😉 Auch haben beide Romane einen gewissen literarischen Anspruch, was aber nicht heißt, dass sie verkopft sind. Und meiner Ansicht nach sind beide Bücher auch was Besonderes mit Stories und Ansätzen, die ich so noch nicht gelesen habe.
Meine Schwester die Serienmörderin
Die Erzählerin ist die korrekte Korede. Die ältere Schwester in einer Familie. Sie ist Krankenschwester und hat auf der Station das Sagen. Auch zuhause, denn der Vater ist tot. Sie lebt mit Mutter und der jüngeren Schwester Ayoola zusammen. Und diese ist es auch, die schon mal ihren Freund umbringt. So beginnt auch der Roman. Ayoola hat sich mal wieder ihres Freundes entledigt. Hat er sie wirklich angegriffen? Oder hat sie einfach so zugestochen? Egal. Ayoola, das Nesthäkchen, ruft ihre große Schwester. Die räumt hinter ihr auf. Sie putzt, desinfiziert den Tatort und sorgt dafür, dass die Leiche verschwindet. Dazu muss man auch wissen, dass Korede schon als unvermittelbare alte Jungfer gilt. Dagegen ist Ayoola schön, charmant und sehr begehrt bei Männern. Die Mutter hofft sehr auf eine gute Partie, wodurch Familie von den finanziellen Problemen erlöst werden könnte. Ansonsten ist Ayoola mit Instagram beschäftigt, während Korede das Geld verdient und auch sonst alles organisiert.
Doch dann interessiert sich Ayoola plötzlich für einen Arzt, auf den Korede eigentlich ein Auge geworfen hat.
Wo wird jetzt Koredes Loyalität liegen? Beim geliebten Arzt oder bei ihrer kleinen Schwester?
Die Autorin Braithwaite legt hier ihren weltweit erfolgreichen Debütroman vor. Sie lebt, wie ihre Protagonisten, in Lagos (Nigeria).
Fazit zum Buch von Oyinkan Braithwaite
Sehr kurzweilig. Gibt einen interessanten Einblick in den Alltag einer bürgerlichen Familie in Lagos. Die pragmatische, zupackende Korede ist eine ganz besondere Protagonistin. Temporeich, spannend, ironisch und auch humorvoll. Kein Cosy-Crime, aber auch nicht sehr blutig
Aufzeichnungen eines Serienmörders
Ein älterer Mann hat früher mehrere Morde verübt. Ein „pensionierter“ Serienmörder also. Jetzt leidet er unter Alzheimer. Der Roman besteht aus seinen Tagebuchaufzeichnungen. Im Laufe der Zeit wird er immer verwirrter und nutzt das Buch auch als Erinnerungsstütze. Er lebt mit seiner Tochter in einem Haus mit Bambushain. Dort geht er gerne spazieren. „Gedüngt“ ist der kleine Wald mit den Gebeinen seiner Opfer.
Ein neuer Serienmörder treibt sein Unwesen in der Gegend. Dadurch werden viele Erinnerungen wach. Er begegnet einem verdächtigen Mann und ist überzeugt, dass dieser der zurzeit gesuchte Killer ist und als nächstes Opfer seine Tochter eingeplant hat. Das soll natürlich verhindert werden. Doch gar nicht so einfach, wenn man sich am nächsten Morgen an nichts erinnern kann. Für mich geht es in diesem Buch weniger um die Morde, sondern vielmehr um das Vergessen. Meist kurze Einträge im Tagebuch erzählen auch vom Alltag, von der Vergangenheit und den Gedanken des Mannes, der mit dem Gedächtnis auch seine Identität verliert.
Young-ha Kim ist ein preisdekorierter Schriftsteller aus Südkorea. Das Original stammt aus dem Jahr 2013. Es hat also eine Zeit gedauert, bis der deutsche Buchmarkt zugegriffen hat. Ein Glücksgriff für den unabhängigen cass-Verlag.
Fazit zum Buch von Young-Ha Kim
Wirklich mal was anderes! Ein Buch, dass auch für Menschen geeignet ist, die sonst keine Krimis lesen. Ich empfand es als spannend zu erfahren, ob es dem Mann gelingt seine Tochter zu retten. Das Ende war für mich überraschend. Der Stil ist angenehm zu lesen, es gibt einige Aussagen über Alzheimer und die Gefühle des Kranken, die mich sehr zum Nachdenken brachten. Da Demenz auch in unserer Familie ein Alltagsthema ist, fand ich die Einsichten sehr interessant. Für mich war das Buch eine tolle Entdeckung!
Weitere Bücher zum Thema Demenz
Rezensiert haben wir zum Beispiel folgende Bücher:
Geblitzdingst
Traumschiff
Empfehlenswert sind aus meiner Sicht auf alle Fälle „Der alte König in seinem Exil“ von Arno Geiger und „Still Alice“ von Lisa Genova sowie „Der Tag an dem ein Wal durch London schwamm“ von Selja Ahava.
Hast du Tipps für mich?