[Rezension] Zeitenwende
Mittwoch, 16. Januar 2019
Carmen Korn beendet mit diesem Buch ihre Trilogie
Ich war nicht 100 % begeistert von „Töchter einer neuen Zeit“ und „Zeiten des Aufbruchs“. Zwar habe beide gerne gelesen, aber sie haben mich auch irgendwie ratlos zurückgelassen. Und trotzdem wollte ich den dritten Band unbedingt lesen. Und ich bin froh, es getan zu haben.
Gerade richtig passte dieser Roman in die Weihnachtszeit, in der Familie und Freunde immer eine zentrale und wichtige Rolle spielen.
Wir befinden uns Anfang des Jahres 1970 und es kommen unruhige Zeiten auf die befreundeten Familien zu. Henny ist in dritter Ehe endlich glücklich verheiratet und feiert ihren 70. Geburtstag. Ihr Mann Theo verspricht ihr, mindestens 90 zu werden. Auch Hennys Freundin aus Kindertagen Käthe ist mit Mann Rudi dabei. Und natürlich auch alle anderen lieben Freunde und Verwandten.
Florentine, die Tochter von Ida und Tian, kommt nach einigen Wochen schwanger aus Paris zurück ins heimatliche Hamburg und es kommen gleich zwei Männer für die Vaterschaft infrage.
Klaus und Alex, das homosexuelle Paar mit der Traumwohnung an der Alster, sind immer noch sehr glücklich miteinander und beruflich sehr erfolgreich. Leider hat Alex Flugangst und so sind weite Reisen keine Option für die beiden. Das birgt eine große Gefahr.
Die 70er Jahre
Politisch stehen unruhige Zeiten bevor, die vor allem für die Adoptivtochter von Rudi und Käthe in der Katastrophe enden. Und natürlich spielt auch die Mauer im dritten Teil der Erzählung eine große Rolle. Wie hätte die Autorin diesen Teil der deutschen Geschichte auch weglassen können?
Familiengeschichte + deutsche Geschichte
Wie in den anderen beiden Teilen macht die Verknüpfung von Familiengeschichte und echter deutscher Geschichte einen großen Reiz aus. Mir gefällt es sehr, mich so wieder an Ereignisse von früher zu erinnern. Das Thema Aids kommt hier auch wieder vor. Vor nicht langer Zeit wurde ich daran schon in John Boynes Roman „Cyril und Avery“ erinnert.
Eine genauere Betrachtung hätte ich mir bei dem Thema Homosexualität gewünscht. Alex und Klaus leben schon sehr lange zusammen und am Anfang ihrer Beziehung war sie kriminell. Wann wurde daraus eine legale Beziehung und wie wurde dafür gekämpft? Wie war die Stimmung generell in Hamburg?
Die Protagonisten werden alt und älter. Und auch der Tod kommt vermehrt vor im letzten Teil der Trilogie. Er kommt immer sehr leise und sanft. Und genau das tut mir gut. Ich weiß, es entspricht keinesfalls der Realität, aber trotz der Krisen und schweren Zeiten in diesen Büchern wird meist alles gut und das weiß ich besonders vor Weihnachten zu schätzen.
Auch die kurzen Kapitel liebe ich bei diesem Buch. Das empfinde ich vor allem beim Lesen vorm Einschlafen als großen Vorteil.
Mit dem dritten Teil anfangen?
„Zeitenwende“ hat direkt am Anfang ein kleines Personenregister und dadurch ist es kein Problem, wenn ihr direkt mit diesem Teil anfangen wollt. Wenn Euch nur die Zeit von 1970-1999 interessiert, lest es einfach. Vielleicht kommt dann auch die Lust auf die Anfänge.
Fazit
„Zeitenwende“ ist die gelungene Fortführung der ersten beiden Teile. Das Leben der befreundeten Familien geht weiter und es ist weiterhin sehr stark mit dem Zeitgeschehen verknüpft. Für mich der beste Teil.