[Rezension] Carmen Korn: Zeiten des Aufbruchs
Sonntag, 13. Mai 2018
Zeiten des Aufbruchs – Teil 2 der Trilogie von Carmen Korn
Erinnert ihr euch? Bei meiner Nachlese habe ich noch nicht gewußt, ob ich dieses Buch lesen werde. So sehr hatte mich der 1. Teil der Trilogie nicht gepackt. Und der Cliffhanger am Ende hat mich sehr genervt.
Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich mir nur durchlese, was es mit dieser einen Person auf sich hat. Aber ich bin hängengeblieben an diesem Buch. Plötzlich hat es mir Spaß gemacht. Obwohl es genauso weiterging wie es aufgehört hatte. Relativ kurze Abschnitte, immer kurze Einblicke in das Leben der Protagonisten. Bei dem ersten Band hat mich das in meinem Lesefluss sehr gestört. Dieses Mal nicht! Vielleicht brauchte ich einfach ein wenig länger, um mich einzulesen.
Inhalt
Zeitlich geht es in „Zeiten des Aufbruchs“ um die Jahre 1949 – 1969.
Am Anfang werden alle Personen vorgestellt und so kann man sich gut erinnern an die Menschen des 1. Buches.
Der Krieg ist lange vorbei und es geht wieder aufwärts in Deutschland. Die Freundinnen Henny, Käthe, Ida und Lina pflegen ihre Freundschaft weiterhin sehr intensiv. Henny arbeitet weiter in der Frauenklinik Finkenau, Käthe möchte nicht mehr dorthin zurück, Ida fängt in einer Modelagentur an zu arbeiten und Lina hat genug vom Lehrerdasein und wird Buchhändlerin.
Die Kinder werden größer und so werden auch sie berufstätig und leben ihr eigenes Leben. Durch Vertreibung und andere Umstände kommen immer wieder neue Menschen in ihr Leben und bereichern es dadurch sehr.
Zu rosarot?
Ein wenig rosarot ist die Beschreibung der Freundinnen. Trotz einiger unangenehmen Wendungen in ihrer aller Leben führen sie doch alle ein komfortables Leben in einem der besten und grünsten Stadtteile Hamburgs. Einige Wohnungen der Protagonisten hätte ich mir zu gerne einmal angesehen.
Geschichte in einen Roman eingebunden
Ich fand Gefallen an den Personen und an den Ereignissen. Sehr gut haben mir die mühelosen Einflechtungen der Zeitgeschichte Spaß gemacht. So ganz nebenbei erinnerte ich mich an große Ereignisse, die in der Welt passierten. Sei es der Einzug des Fernsehers in die Wohnzimmer der Menschen, die Mondlandung, die Studentenbewegung oder die Hamburger Sturmflut, bei der die Dämme brachen.
Keine reinen Geschichtszahlen, sondern wunderbar eingeflochten. So erfährt ein junges Mädchen die Studentenbewegung am eigenen Leib mit während andere Geschehnisse nur im TV ins Leben der Protagonisten kommen.
Wieder ist die Geschichte teilweise sehr emotionslos erzählt, das störte mich bereits im ersten Teil und es hätte der Geschichte gutgetan, manchmal ein wenig intensiver in die Personen hineinzuschauen.
Sehr amüsiert hat mich die alte Mutter, die in ihren letzten Jahren nur noch den Fernseher in ihr Leben lässt und sich auch von der Werbung sehr beeinflussen lässt.
Einige Unstimmigkeiten fielen mir in „Zeiten des Aufbruchs“ aber auch wieder auf. Das Thema Rauchen wird einmal sehr kritisch angemerkt. Das passte für mich nicht in diese Zeit.
Manchmal genervt und immer gewundert hat mich eine Eigenart der Autorin. Sie wiederholt innerhalb des Buches Stellen von den ersten Seiten. Betont noch einmal eine besondere Begebenheit, erinnert an Ereignisse, die einige Jahre zuvor passiert waren. Ich als Leserin kann mich immer noch gut erinnern, was 200 Seiten zuvor passiert ist. Diese Stellen empfinde ich als Wiederholung und künstliche Verlängerung der Seitenzahlen. Wenn sich die Autorin auf den ersten Band bezogen hätte, hätte ich Verständnis dafür gehabt. So war ich immer wieder irritiert.
Zweiter Teil – ohne den ersten lesbar?
Kann man das Buch lesen, ohne den ersten Teil zu kennen? Klar, kann man! Würde ich aber von abraten. Es ist doch eine zusammenhängende Geschichte, die nicht auseinander gerissen werde sollte.
Und nun? Nun freue ich mich auf den dritten Teil, der im Herbst kommt.