Ulla-Lena Lundberg: Eis
Sonntag, 1. Februar 2015
Petter Kummel kommt nach dem Krieg Mitte der 40er Jahre auf die kleinen Örar-Inseln zwischen Schweden und Finnland, um dort als Pastor zu arbeiten. Er bringt seine Frau Mona und die kleine Tochter Sanna mit auf die wenig besiedelten Inseln. Der Alltag ist nicht immer leicht für die junge Familie, aber sie bekommen schnell Kontakt zu den Inselbewohnern und fühlen sich bald sehr wohl in ihrem neues Zuhause.
Petter ist sehr aufgeschlossen seiner neuen Gemeinde gegenüber, kümmert sich rührend um alle Dinge, die an ihn herangetragen werden. Da er zusätzlich noch für seine Abschlußprüfung büffeln muss, bleibt wenig Zeit für die Familie. Mona bewirtschaftet das Pfarrhaus, sie hat ein paar Kühe und Ziegen, um die sie sich gerne selbst kümmert und muss häufig Gäste bewirten. Zu Zeiten, in den man noch größtenteils Selbstversorger ist, eine schwere Aufgabe. Die Tochter wird sehr streng von ihr erzogen, nur der Vater erlaubt sich, die Tochter auch zu verwöhnen.
Der Alltag des Pfarrers und seiner Familie ist das Hauptthema des Buches. Sehr ausführlich werden alle Aufgaben rund um die Kirche beschrieben. Die Kirchinsel ist im Sommer sehr abgeschieden. Erst im Winter, wenn das Eis zugefroren ist, sind die Wege leichter zu bewältigen, aber auch gefahrvoller.
Das wird die Familie leider auch am eigenen Leib erfahren…
Schon wieder ein Buch aus dem Mare-Verlag, das auf einer abgelegenen Insel spielt. Dieses Mal sind die Inseln keine Fiktion, es gibt sie wirklich, allerdings sind sie so unbedeutend, dass sie auf den meisten Karten nicht zu finden sind. Daher fände ich eine Übersichtskarte im Buch sehr sinnvoll. Schwer zu verstehen waren für mich Zusammenhänge über den Krieg, die ich nicht immer nachvollziehen konnte. Auch da wären ein paar Hintergrundinformationen meiner Meinung nach sinnvoll gewesen.
Die Autorin schreibt sehr liebevoll von den Menschen und Ereignisse und man merkt, dass ihr das Leben auf den Inseln nicht unbekannt ist.
Die Beschreibungen der Landschaft und des kargen Lebens gefielen mir sehr gut. Auch das Miteinander der Einwohner auf vielen verstreut liegenden Inseln war für mich sehr interessant.
Die Beschreibungen des Kirchenlebens waren mir dagegen häufig zu intensiv und ausführlich. Vielleicht fehlt mir da als Nicht-jeden-Sonntag-Kirchgänger ein wenig das Verständnis.
Die Autorin ist in ihrer Heimat eine sehr bekannte Schriftstellerin, „Eis“ ist das erste Buch von ihr, das ins Deutsche übersetzt wurde. Es ist der bestverkaufte Roman in Finnland und wurde mit dem Finlandia-Preis ausgezeichnet.
Das Buch subt hier noch rum … 🙂