Zwei Lesungen mit Delphine de Vigan
Sonntag, 18. September 2016
Delphine de Vigan ist in Deutschland auf Lesereise mit ihrem neuen Buch „Nach einer wahren Geschichte„. Sie machte auch Station in Köln und in Hamburg. Wir waren bei beiden Lesungen dabei! Silvia am 14.09.2016 in Köln, Astrid am 15.09.2016 in Hamburg.
Wir haben uns über unsere Erlebnisse ausgetauscht:
Silvia: Nachdem ich schon vier Bücher der französischen Autorin gelesen habe, war ich direkt begeistert, als der Termin im Programm des Kölner Literaturhauses bekannt gegeben wurde. In welchem Rahmen wurde die Lesung in Hamburg veranstaltet?
Astrid: In Hamburg gibt es im September immer das Harbourfront Festival. Da gibt es interessante Locations am Hafen, an denen die Lesungen stattfinden. Dieses Mal war es ein Museumsschiff. Die Cap San Diego. Ich kaufe mir am Anfang immer jeweils zwei Karten von meinen bevorzugten Lesungen und frage erst kurz vorher, wer mich begleitet. Dieses Mal hatte eine Freundin große Lust. Warst Du alleine?
Silvia: Diesmal hatte ich viel Begleitung im Literaturhaus: vier Freundinnen aus dem Lesekreis waren mit dabei. Alle hatten noch nie etwas von der Autorin gelesen. Ich fand es sehr interessant, dass ihnen der Abend trotzdem so gut gefallen hat, obwohl sie von dem Buch und seinen Inhalten gar nichts wussten. Wer hat in Hamburg moderiert?
Moderation
Astrid: Tja, das fand ich komisch. Er nämlich keine Hamburgerin sondern Kölnerin. Es war Angela Spizig, eure ehemalige Bürgermeisterin. Sie sprach Französisch und hat auch die Übersetzungen gemacht. Allerdings wurde für mich zu lange auf Französisch gesprochen. Kürzere Passagen hätten mir besser gefallen. War Frau Spizig auch bei Dir?
Silvia: Nein, in Köln übernahm die Moderation Olga Mannheimer, die ebenfalls Romanistik studierte und auch viele Jahre in Frankreich lebte. Mit meinem verschütteten Schulfranzösisch konnte ich nur einzelne Wörter im Original verstehen. Doch einige im Saal anwesende Franzosen bescheinigten Frau Mannheimer später eine hervorragende Übersetzungsarbeit. Das Gespräch zwischen den beiden war lebhaft, repektvoll und spannend. Es wurde darauf geachtet, dass nicht zu viele Passagen am Stück auf französische gesprchen werden, so dass es auch für den Teil des Publikums nicht langatmig wurde, der diese Sprache nicht verstandt. Frau Mannheimer war sehr gut vorbereitet, hatte das Buch im Original und auf deutsch gelesen (sie lobte die Arbeit der Übersetzerin Doris Heinemann übrigens sehr) und bezog auch das Publikum immer wieder ein. Ich bin mir aber ziemlich sicher Frau Spitzig im Publikum entdeckt zu haben. Wer hat bei Euch den deutschen Text gelesen?
Deutscher Text
Astrid: Milena Karas. Als sie anfing zu lesen, dachte ich, wow, die Stimme kommt mir bekannt vor. Aber vielleicht war es auch nur dieses typische Hörbuchlesen, was mir da bekannt vorkam.
Silvia: Ist nicht wahr! Sie war auch in Köln dabei! Erst an diesem Abend ist mir übrigens aufgefallen das die Romanfigur L. ausgesprochen wie das französiche Personalpronom „elle“ klingt. Hattest Du auch so einen Aha-Effekt?
Astrid: Ja stimmt, das wurde bei uns auch erwähnt. Dass wir da nicht selbst drauf gekommen sind!
Silvia: War es bei Euch auch so heiß? Der lange schmale Lesungs-Raum war fast überfüllt, die Luft stand und ich habe mir vorgenommen mir mal einen Fächer zuzulegen.
Astrid: Puh! Hab noch nie so geschwitzt Mitte September im Hamburger Hafen. Auf der Cap San Diego hatten wir einen tollen Raum ganz unten im Schiff. Dort war es muffig und heiß.
Silvia: Hast Du Dein Buch auch signieren lassen?
Astrid: Na, klar! Was hat Delphine de Vigan denn in Köln Interessantes erzählt?
Das Lächeln meiner Mutter
Silvia: Spannend fand ich die Erzählungen von Delphine de Vigan, wie sie die Kontrolle über die Reaktionen auf das Buch „Das Lächeln meiner Mutter“ verlor. Fremde Menschen recherchierten plötzlich in Leben ihrer Familie herum. Das hat sie weder erwartet, noch gewollt. Bei diesem neuen Buch hat sie viel bewusster konzipiert um die Reaktionen besser absehen zu können. Hast Du durch die Lesung einen anderen Zugang zu dem Buch bekommen?
Astrid: Nein, das nicht. Das lag bei mir aber sicher an der Sprachbarriere. Ich habe bei Übersetzungen leider immer das Gefühl, dass Informationen bei mir nicht 100%ig ankommen. Da bedauere ich dann immer meine fehlenden Sprachkenntnisse.
Silvia: Ja, mein Schulfranzösisch ist auch viel zu rudimentär um wirklich etwas verstehen zu können. In Köln hat Frau Mannheimer sehr darauf geachtet die Autorin Delphine de Vigan sprachlich von der gleichnamigen Romanfigur zu trennen. Ist man bei Eurer Lesung auf die Unterschiede zwischen den beiden eingegangen?
Astrid: Ist mir so offensichtlich nicht aufgefallen.
Silvia: Ich hoffe, wir können auch mal wieder gemeinsam auf eine Lesung gehen. Spätestens im März in Leipzig.
Astrid: Ich glaube, das war das erste Mal, dass wir die gleiche Autorin bei einer Lesung gehört haben. Eine interessante Erfahrung. Dein Bild mit der Autorin ist übrigens klasse. Man könnte euch glatt für Schwestern halten.
Astrid: Ein Bild muss ich euch noch zeigen. Vor der Lesung war ich noch im Hafen essen, der Mond ging direkt neben der Elbphilharmonie auf und irgendein Kreuzfahrtschiff tummelt sich da auch immer.
Hab es auch gerade gelesen. Anfangs fand ich es eher gewöhnlich, aber irgendwann hats mich dann gepackt. Sehr vielschichtig! Meine Besprechung kommt auch bald.
Viele Grüße!
Ich freue mich auf deine Rezension. Vielschichtig ist ein guter Ausdruck um das Buch zu beschreiben.
Was für eine super Zusammenfassung!
Herrlich. Ich wollte es auch lesen. Irgendwann…
Liebe Grüße
Andrea
Danke. Und unbedingt lesen. Für mich eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe.