Auszeit: Yoga-Bildungsurlaub
Samstag, 28. September 2019
Landpartie mit Meditation
Diesen Sommer empfand ich als sehr stressig. Mein Mann hatte einen Unfall, meine Tochter zog aus, mein Vater bekam einen Herzschrittmacher, meine Mutter stürzte schwer. Urlaube mussten abgebrochen und storniert werden. Eine kurze Auszeit habe ich mir schon in einem Wellnesshotel gegönnt. Eine zweite fand letzte Woche statt: fünf Tage Yoga im Bergischen Land!
Bildungsurlaub
Hast du schon mal Bildungsurlaub gemacht? Eine tolle Möglichkeit, um ein paar Tage aus dem Arbeitsleben herauszutreten und etwas anderes zu machen. Der Arbeitgeber gibt dir dazu ein paar freie Tage (wenn die Bedingungen dazu gegeben sind), die Kursgebühr muss man selbst übernehmen.
Diese Möglichkeit habe ich schon mehrmals in Anspruch genommen. Dabei habe ich Sprach- und Programmierkurse gemacht, persönlichkeitsbildende Seminare zur Planung der beruflichen und privaten Zukunft, eine Reise nach London und auch letztes Jahr schon eine Yoga-Woche. Diese wird zur Stressreduktion angeboten und geben Anleitungen dies auch in den Alltag mitzunehmen.
Örtlichkeit
Dieses Jahr fand die Yoga-Woche für mich im bergischen Land statt. Das Haus Wiesengrund gehört einem evangelischen Träger. Eine Kapelle ist direkt auf dem Grundstück. Gleichzeitig mit uns Yogis war eine Gruppe zur Prädikantenausbildung mit im Haus. Von dort hörte man schon mal Kirchenlieder durch das Haus schallen. Aus unserem Raum gab es auch melodische Musik, zum Beispiel zur Klangmediation zu hören.
Diese Einrichtung liegt mitten im Bergischen Land, sehr idyllisch, sehr abgeschieden. Gute Voraussetzungen um zur Ruhe zu kommen.
Ich habe mich für dieses Bildungsurlaubangebot entschieden, weil ich in 45 Minuten mit dem Auto schon dort war. So kam kein Stress durch eine längere Fahrt auf.
Der Kurs
Stephan Maey leitete uns versiert durch die Woche. Der Kurs heißt kreatives Hatha Yoga. Für nicht Yogis: es gibt viele verschiedene Yoga-Stile und Philosophien, Hatha ist in Deutschland sehr populär. Ich habe auch schon Ashtanga, Kundalini, Vinyasa und Iyengar Yoga ausprobiert. Doch eigentlich gibt es soviel Yogaarten wie Ausführende. Jeder kann sich seine eigenen Assana (Übungen) zusammenstellen und sich aus den Philosophien dahinter die passende heraussuchen, oder auch nicht.
Dieser Kurs basierte also auf Hatha-Yoga und beinhaltete neben sportlicher Praxis einen Überblick über verschiedene Möglichkeiten zur Meditaion und Tiefenentspannung mit und ohne Musik, zum Beispiel von Klangschalen oder auch anderen Instrumenten.
Daneben gab es jeden Tag auch einen Theorieteil. Meistens wurde in Gruppenarbeit ein Thema erarbeitet und später kurz präsentiert. Dann wurden auch einige Grundlagen der jahrtausendealten Yoga-Philosophen erarbeitet. Besonders interessant fand ich das Konzept der Kleshas, deren Grundzüge sich auch immer wieder in Kommunikationsseminaren wiederfinden lassen.
Dann gab es auch immer wieder Gespräche über den Transfer in den eigenen Alltag.
Für einen solchen intensiven Yoga Kurs muss man schon bereit sein sich auf Unbekanntes einzulassen. Das finde ich persönlich sehr spannend.
Tagesablauf
Dieser Kurs (und auch der Yoga Kurs im letzten Jahr) war nichts für Langschläfer. Morgens fingen wir (außer am Anreisetag) schon um sieben Uhr an. Eine halbe Stunde Mediation, eine Stunde Yoga-Übungen. Dann gab es eine ausgiebige Frühstückspause. Darauf folgte Theorie bis zur Mittagspause. Das Essen war übrigens sehr gut! Fasst zu gut. Ab dem dritten Tag habe ich mittags nur noch beim Salatbuffet zugeschlagen und das ansprechende Hauptgericht ausgelassen, weil ich sonst zu träge wurde.
Nachmittags gab es dann eine Mischung aus Theorie, Mediation und praktischen Übungen. Nach dem Abendessen eine angeleitete Tiefenentspannung.
Diese entfiel nur am letzten Abend, da wurde ein Feuer im parkähnlichen Garten gemacht und zusammengesessen. Wann habt ihr zum letzten Mal am Lagerfeuer gesungen?
Freie Zeit
Da wir so früh anfingen und das Seminar manchmal bis 21 Uhr ging, konnten die Pausen großzügig bemessen werden. So hatte ich immer wieder Zeit mich zurückzuziehen, das Alleinsein zu genießen und zu lesen. Mit dabei hatte ich Die Zeuginnen von Margaret Atwood. In den ersten 100 Seiten habe ich mich gelangweilt, doch danach hatte mich das Buch gepackt. Ich bin froh, dass ich zur Übersetzung gegriffen habe. Eigentlich wollte ich das Buch im Original lesen, doch das wäre mir wohl doch zu anspruchsvoll gewesen. Ob ich eine Rezi schreibe weiß ich noch nicht, nur schon mal zum Inhalt: Staffel zwei der Verfilmung hat mich dem Buch nichts zu tun.
Am Donnerstag konnte ich noch mit Winterbienen von Norbert Scheuer beginnen. Den Autor dieses Buches, das es auf die Shortlist des deutschen Buchpreises schaffte, werde ich am Dienstag hier in Köln auf einer Lesung kennenlernen.
Fazit
Diese Woche hat mich wieder geerdet.
Leider gab es in der Abschluss Runde noch etwas Streit, doch damit muss man in einer so dynamischen Gruppe rechnen.
Ich konnte für meinen Alltag einige Anregungenmitnehmen und habe jetzt endlich auch eine Idee, wie ich eine tägliche, kurze Meditation realisieren kann.
Ich suche schon nach dem nächsten Bildungsurlaub. Im Moment schwanke ich zwischen Niederrhein und Nordsee, Yoga und Qigong. Mal sehen, was es wird!
Lasst es euch gut gehen.
Linkparty
Diesen Beitrag veröffentliche ich im Rahmen der wöchentlichen Linkparty Samstagsplausch auf dem Blog von Andrea Karminrot. Schaut euch dort um, es sind viele weitere interessante Beiträge zu entdecken.
Und das Thema der Weiterbidlung ist ganz frei, sie muss nicht beruflich orientiert sein? Liebe Grüsse von Regula
Hallo Regula,
Meines Wissens nicht. Zumindest hier in NRW.
Schau dich mal auf der Seite um, da gibt es auch nähere Infos zu. Der Bildungsurlaub muss nur für dein Bundesland genehmigt sein. Das kann man aber direkt in der Suchmaske eingeben.
Der Hintergrund ist, dass Fortbildungen, die du für den Beruf benötigst ja auch vom Arbeitgeber bezahlt werden sollen. Den BU zahlst du selbst. Viele Kurse, die ohne Übernachtung angeboten werden sind recht günstig.
Es gibt natürlich Vorgesetzte die sagen: was willst du damit? Das Recht ist aber auf deiner Seite. Natürlich musst du das abwägen. Ein gutes Verhältnis im Job ist auch wichtig.
Ich arbeite in einem großen Unternehmen, da ist das kein Problem. Ich muss nur den Termin mit meinen Kollegen absprechen.
Grüße
Silvia