Emanuel Bergmann: Der Trick
Donnerstag, 25. Februar 2016
Ein Buch über zwei Jungen, die an die Macht der Magie glauben.
1934 in Prag. Moshe Goldenhirsch, fünfzehn, hat bereits sehr früh seine geliebte Mutter verloren und schleppt sich seither durchs Leben. Sein Vater, ein Rabbi, versinkt in seiner Religion und schafft es nicht, dem Sohn die Mutter zu ersetzen. Als Moshe mit 15 Jahren zum ersten Mal in seinem Leben in den Zirkus geht, entdeckt er dort seine Leidenschaft für die Zauberei. Nach kurzer Zeit des Überlegens verlässt er heimlich seinen Vater und läuft dem Zirkus hinterher.
Er lernte, dass die Bühnenzauberei nichts anderes war als eine Form des Geschichtenerzählens. Jeder Trick war ein Drama. … Moshe begriff, dass der wahre Trick sich immer nur in den Gedanken der Zuschauer abspielte.
2007 in Los Angeles. Max Cohn, zehnjährig, fühlt sich schuldig an der Trennung seiner Eltern. Nach einem Streit mit seinem Vater hat er sich nach dem Entdecken eines Geldstücks gewünscht, dass sein Vater verschwinden würde. Als die Eltern sich einige Wochen später trennen, sieht er diesen Wunsch bestätigt und möchte diesen rückgängig machen. Beim Auszug seines Vaters taucht eine alte Schallplatte auf. Vom großen Magier Zabatini. Die Platte verspricht einen Liebeszauber, den Max an seinen Eltern ausprobieren möchte. Da die Platte genau an der Stelle kaputt ist, macht er sich auf die Suche nach dem großen Zauberer.
Wenn der Spruch funktionierte, würde Dad wieder einziehen, Mom würde endlich aufhören zu putzen und die Scheidung würde abgesagt.
Moshe wird zu einem berühmten Zauberer und Mentalisten, der als Jude im Nationalsozialismus auch Nazioffiziere berät. Durch seine Fähigkeiten schafft er es nach seiner Verhaftung, im KZ zu überleben.
Max lernt Moshe kennen und es entwickelt sich eine zarte Freundschaft zwischen den beiden.
Meine Meinung
Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Welt der Magie und Illusion. Auf der einen Seite der große Magier, der die Kunst der Illusion beherrscht und auf der anderen ein kleiner Junge, der noch an Zauberei glaubt.
Dieser kleine Max macht uns Leser sehr deutlich, wie einschneidend eine Scheidung für einen Heranwachsenden ist. Er spürt, wie unglücklich seine Eltern sind und möchte nichts lieber, als dass alles wieder so wird wie es war. Zum Glück hat er Freunde, die dieses Schicksal bereits kennen und ihm zur Seite stehen.
Das Ereignis im Krieg, welches dem Roman seinen Titel verdankt, hat mich nicht überzeugt. Diese Episode ist zu konstruiert und nicht sehr glaubwürdig.
Jedes Kapitel ist ein Sprung in den Zeiten. Die Übergänge sind überzeugend und spannungsgeladen. Die Sprache klar und deutlich.
Fazit
Ein 400 Seiten Buch, dass ich am liebsten gar nicht aus den Händen gelegt hätte, so sehr hat es mich gefesselt. Die Handlung ist vorhersehbar, aber wie der Autor diese umgesetzt hat, hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Das Zirkusmilieu ist sehr interessant und einleuchtend beschrieben. Dieser Roman hat mir die Geheimnisse der Zauberei näher gebracht. Und mich auch ein paar meiner Illusionen beraubt.
Cover
Mit Diogenes Covern stehe ich ein wenig auf Kriegsfuss. Auf der einen Seite finde ich die einheitliche Aufmachung toll, auf der anderen Seite stechen sie mir selten ins Auge. Dieses Cover ist ein Ausschnitt aus dem Plakat „Thurston the Great Magicians Holding Skull“ von 1915. Hier könnt ihr das ganze Pakat ansehen http://www.amazon.com/Poster-Thurston-magician-wonder-universe/dp/B004JVLHVW. Und wenn ich ehrlich bin, ich hätte auch dieses Buch in der Buchhandlung nicht wahrgenommen! Sehr schade.
Ein toller Debütroman, der auch mich ein wenig an Astrid Rosenfelds „Adams Erbe“ erinnerte. Ich wünsche diesem Buch viele Leser.
Emanuel Bergmann: Der Trick, ISBN: 9783257862829, Diogenes Verlag
Verlagsseite
Ich freue mich schon drauf, wenn ich mein Buch in den Händen halte. Dann werde ich auch deine Rezension lesen.
Liebe Grüße
Andrea