J. D. Salinger: Der Fänger im Roggen
Donnerstag, 16. Juli 2015
Eine Rezension zu einem Buch, das 1951 veröffentlicht wurde, werde ich hier nicht schreiben. Darüber gibt es wahrlich genug zu lesen. Ich werde hier nur ein paar von meinen Gedanken niederschreiben.
Als ich das Buch von Joanna Rakoff „Lieber Mr. Salinger“ las (Rezension hier klicken), hatte ich noch kein Buch von Salinger gelesen. In meiner Schulzeit bin ich um den Fänger im Roggen herumgekommen. Wieso eigentlich? Joanna Rakoff hat mich neugierig gemacht auf den Autor und auch Silvia und andere Blogger haben ihren Teil dazu beigetragen.
„Der Fänger im Roggen“ – ich habe ihn auf Deutsch gelesen – ist wohl das erste Buch, das ich gelesen habe, ohne vorher den Inhalt zu kennen. Ich hatte ein paar Vorstellungen, die trafen aber alle gar nicht zu. Da frage ich mich, wie kann man so viel über ein Buch hören, ohne jemals auch etwas über den Inhalt zu hören?
Nach der Lektüre ist mir völlig klar, warum dieses Buch so verhasst ist. Viele Schüler kommen in der Oberstufe nicht um die englische Version „The Catcher in the Rye“ herum. Die Schüler müssen sich mit einem Gleichgesinnten auseinandersetzen. Es geht im Buch um einen 16jährigen, der noch keinen roten Faden in seinem Leben gefunden hat und sehr arrogant über die Gesellschaft denkt. Welcher 16jährige möchte so einen Spiegel vorgehalten bekommen?
Aber auch die Lehrer kann ich verstehen. Es ist ein sehr realistisches Buch über einen pubertären jungen Erwachsenen.
Sehr fasziniert an diesem Buch hat mich wieder einmal die Aktualität. Dieses Buch ist über 60 Jahre alt und man merkt es kaum.
Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben, um nun mitreden zu können. Ein wirkliches Vergnügen hat es mir nicht bereitet. Es war teilweise sehr langatmig, außerdem gehören pubertierende 16jährige nicht zu meinen Lieblingsprotagonisten.
Ich habe mir übrigens die Taschenbuchausgabe gekauft, die es nicht nötig hat, einen Klappentext zu drucken, geschweige denn im Buch eine Inhaltsangabe zu veröffentlichen.
Weitere Rezensionen im Zusammenhang mit Salinger findet ihr hier:
Der Fänger im Roggen, J. D. Salinger, ISBN: 978-3-499-23539-9, Rororo
Guten Morgen,
ich bin schon als Gernleser in die Schule gekommen und habe die Schullektüre nicht als Belastung empfunden. Meiner Erinnerung nach war es dabei so, daß mich manche der Bücher gefesselt und beeinflußt haben – und andere eben nicht. The Catcher in the Rye (11. Klasse, Grundkurs Englisch) gefiel mir damals nicht; ich habe es nie wiedergelesen und auch kein anderes Buch von Salinger.
Rückblickend ist es wohl so, daß die Schule mir den Zugang zur englischsprachigen Literatur erschwert, zur französischsprachigen zumindest teilweise eröffnet hat (in deutscher Übersetzung). Und am liebsten lese ich das, was im Deutschunterricht systematisch ausgesperrt wurde: die europäische Romanliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts.
Viele Grüße
Norman
Nach meiner Erfahrung liegt die Erfahrung mit Schulliteratur auch am Lehrer.
Ich wurde durch die Lektüre in der Obestufe zum totalen Kafka-Fan.
Durch die intensive Beschäftigung mit den in der Schule besprochenen Büchern sind sie mir meist auch sehr in Erinnerung geblieben. Mene Highligths im Englischunterricht waren für mich Golding und Orwell.
Ich bin gespannt, was meine Töchter in der Schule lesen werden. Die bisherigen Lektüren waren enttäuschend und wurden von ihnen gehasst…
Das ist wirklich ein spannendes Thema. Inwieweit prägt einen die Schullektüre? Mir geht es da wie Silvia. Einen Zugang zu Kafka hätte ich ohne die Schule sicher nicht gefunden. Lieben gelernt habe ich im Deutschunterricht Dürrenmatt. Die Physiker finde ich heute noch genial.
Leider haben die Lehrer ziemlich strenge Vorgaben, was in der Oberstufe gelesen werden muss und ob sie das selber so toll finden?