Kathrin Wildenberger: Unter Träumen
Sonntag, 5. Juni 2022

Was ist aus den Träumen geworden?
Unter Träumen ist der dritte Band der Trilogie von Katharina Wildenberger rund im Ania Hochlinger. Während Montagsnächte sich mit dem Zusammenbruch der DDR beschäftigt, ging es in Zwischenland um die Zeit danach. Unter Träumen führt uns ins Jahr 2016.
Sommer 2016
Der Mauerfall liegt schon fast 30 Jahre zurück. Ist auch nicht mehr wirklich ein Thema, auch in der Familie Hochlinger in Ostdeutschland nicht.
Ania kommt zurück nach Hause. Zu einem traurigen Anlass. Ihre Jugendliebe Bernd wird beerdigt. Er hat sich umgebracht.
Die Tage in ihrem Heimatort ist eine Zeit, in der sich Ania viel mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt und natürlich auch mit der früheren Beziehung zu Bernd.
So treffe ich viele Menschen wieder, die ich aus den vorherigen Büchern der Autorin bereits kenne. Ihre Schwester, ihre Eltern, Bernd selbst und natürlich auch ihre früher beste Freundin Suse.
Viele Beziehungen haben sich geändert, die Lebensläufe sind auseinandergedriftet. Immer wieder springen Anias Gedanken in die Vergangenheit.
Ania
Sie hat wirklich viel erlebt. Das wird auch direkt mit einigen aktuellen Problemen verbunden. Allen voran ihre Arbeit als Hebamme und das Geburtshaus, das sie eröffnet hat. Ein Traum ging damit für sie und ihre Kolleginnen in Erfüllung. Die Kundinnen waren glücklich dabei, doch dann kam die Änderung in den Haftpflichtbedingungen für diesen alten, ehrwürdigen Beruf. Kaum noch bezahlbar. Auch ich habe eine Hebamme in der Verwandtschaft, die jetzt wieder angestellt in einem Krankenhaus arbeitet. Das Geburtshaus, in dem sie vorher beschäftigt war, musste ebenfalls schließen. Hier hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen gewünscht, weil dieses Problem noch viel zu wenig bekannt ist.
Sehr spannend war auch Anias Zeit auf Reisen. Als Krankenschwester auf Kreuzfahrtschiffen und auch auf humanitärer Mission in Dhaka.
Pegida
2016 ist auch ein Pegidajahr. Wieder marschieren Menschen durch die Städte. Aber nicht für die Freiheit, sondern eher im Gegenteil.
Dieses Thema kann Wildenberger natürlich nicht aussparen, es nimmt aber auch keinen sehr großen Raum ein.
Sehr schön fand ich, dass der Pegida-Anhänger in der Familie ausgerechnet ursprünglich aus Westdeutschland stammt. Denn Rassismus ist ja keine Erfindung der Ostdeutschen, die Berichterstattung in den Medien erscheint mir manchmal etwas einseitig.

Aufarbeitung
Doch eigentlich sucht Ania in diesem Sommer nach dem Grund für Bernds Freitod. Dabei lernt sie auch seine Lebensgefährtin kennen. Diese ist sehr herzlich, aber auch ratlos.
Auf eine vage Spur kommen sie doch. Und diese hat auch mit Anias Familie zu tun.
Sie erfährt erst jetzt einige Hintergründe der eigenen Familie.
So muss auch der Rest der Familie einiges aufarbeiten.
Auch Bernd selbst kommt zu Wort, da einige seiner Tagebucheinträge eingestreut sind. Auch diese führen quer durch die vergangenen Jahre.
Ania verliert in diesem Buch Freundschaften, gewinnt aber auch welche dazu. Sie blickt positiv in ihre Zukunft, und nicht ewig zurück. Vielleicht sind die beiden Teile Deutschlands noch nicht in allen Köpfen zusammengewachsen. Aber nach so vielen Jahren sollten wir das Thema meiner Meinung nach auch nicht mehr so betonen. So wie es auch für Wildenberger in diesem Buch nicht mehr ein Thema zu sein scheint.
Sehr positiver Abschluss der Trilogie, trotz des traurigen Anlass, der Ania zurück an ihre Wurzeln führte.
Fazit
Unter Träumen ist ein runder Abschluss der Trilogie von Kathrin Wildenberger rund um Ania und ihre Familie und Freunde. Ania ist in der Gegenwart angekommen und lebt ein freies Leben. Sehr gut gefielen mir die inhaltlichen Ausflüge in das Leben als Hebamme und Fotograf.
Jetzt bin ich sehr gespannt, welches Thema die Autorin für ihr nächstes Buch in den Blick nimmt.

Diese Trilogie hört sich sehr interessant an.
Die kommt gleich mal auf die `Möchte ich gerne lesen-Liste´.
Einen schönen Pfingstmontag wünscht dir
Heike
Das hört sich gut an:)