Mein HarbourFront-Festival 2015 in Hamburg
Dienstag, 13. Oktober 2015
1 Flop und 1 sehr netter Abend
Planung
Wie jedes Jahr habe ich im Juni täglich darauf gewartet, dass das Programm für das diesjährige HarbourFront-Festival veröffentlich wird.
Ich genieße es immer, wenn ich es so früh schaffe, mir Karten auszusuchen. So stehen mir wirklich alle Veranstaltungen offen.
Dieses Jahr habe ich mich für eine Lesung von Dörte Hansen entschieden. Gerade weil ich ihr Buch „Altes Land“ schon kannte und so begeistert war. Unsere Rezi findet ihr übrigens hier.
Die zweite Veranstaltung habe ich – ich muss es hier fairerweise sagen – nur nach dem Veranstaltungsort ausgesucht. Das Buch von Denis Scheck & Eva Gritzmann sagte mir gar nichts und auch Denis Scheck kenne ich kaum. Aber: das Hotel Atlantic kenne ich natürlich, allerdings bisher nur von außen. Also ging es dort zur Lesung.
Lesung Dörte Hansen
Zur Lesung von Dörte Hansen habe ich sogar zwei Begleitungen. Man kann fast meinen, dieser Blog und meine Lesebegeisterung motiviert inzwischen mehr Menschen. Früher bin ich fast immer allein zu Lesungen gegangen.
Die Zentralbibliothek direkt im Hamburger Zentrum ist leider kein Highlight, was die Örtlichkeit angeht. Ein Saal halt! Nichts besonders, wie zum Beispiel im letzten Jahr die Katharinenkirche.
Meine Befürchtungen, es könnte vielleicht langweilig werden (wegen bekanntem Buch!), verflüchtigen sich schnell. Dörte Hansen liest so begeistert aus ihrem Buch vor, eine sehr sympathische Autorin, die auch nach so vielen Lesungen noch über ihr eigenes Buch lachen muss.
Lediglich die Kommunikation zwischen Moderator und Autorin ist nicht die beste. Da wären mir wohl bessere Fragen eingefallen 😉
Denis Scheck & Eva Gritzmann
„Solons Vermächtnis. Vom richtigen Zeitpunkt im Leben“
Erwartungsvoll gehe ich am 10. Oktober ins Hotel Atlantic. Eins der besten Hotels der Stadt. Innen empfängt es meine Begleitung und mich würdevoll und elegant. Leider sind die Getränkepreise diesem Hause angepasst. Wir verzichten erstmal. Da gehen wir lieber hinterher noch in eine nette Kneipe.
Auf der Bühne stehen nur 2 Stühle. Hm, gibt es keinen Moderator? Nein, gibt es nicht. Ok, Denis Scheck ist eine bekannte Person und nicht zum ersten Mal auf einer Bühne. Das wird schon klappen. Das Buch ist erst vor 5 Tagen erschienen und somit ist es wohl auch die erste Lesung der beiden Autoren.
Wie sich später herausstellt, haben sie sich zwar viel Gedanken gemacht, wie sie ihr Buch vorstellen, aber wohl keine Generalprobe mit Publikum für erforderlich gehalten.
Buch oder Script
Die beiden Autoren beginnen mit ihrer Vorstellung. Abwechselnd lesen sie etwas von ihrem Script ab und aus dem Buch. Mir gelingt es nicht, zu erkennen, wann was dran ist. Beide schaffen es nicht, etwas spontanes, persönliches von sich zu geben. Es geht nur darum, dieses Script abzuarbeiten.
Zum Buch kann ich Euch leider nicht viel sagen. Ich weiß immer noch nicht, worum es geht. Ums Alter, um die Reife. Aber warum sie irgendwann über die Reife von Obst gesprochen haben – ich weiß es nicht. Nun habe ich keine Literaturwissenschaften bzw. Medizin studiert – wie die beiden Autoren. Vielleicht hätte ich dann mehr verstanden.
Darf man eine Lesung vorzeitig verlassen?
Da der Vortrag der beiden, Denis Scheck liest wenigstens noch gut, den Part von Eva Gritzmann hätte vielleicht eine Schauspielerin übernehmen sollen, so einschläfernd ist, ist es kein Wunder, dass um mich herum einige ein Nickerchen machen. Das Publikum ist bereits nach 10 Minuten sehr gelangweilt. Auch meine Gedanken schweifen ab, den Fotoapparat stecke ich schnell wieder ein, hier wird es keine netten Fotos geben. Ich fange an, die Leute zu zählen, die den gutbesuchten Saal vorzeitig verlassen. Mich quält die Frage, ob man während einer Lesung einfach gehen darf. Es ist schließlich was anderes als beim Lesen. Hier sieht es jeder, wenn ich gehe.
20.54 Uhr. 18 Besucher sind schon weg. Nummer 19 und 20 sind wir! Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nun sicher nichts verpassen werde und mir ist meine Zeit einfach zu kostbar, um mir diese Vorstellung noch länger anzuhören.
Mein Flop des Jahres
Veranstaltungstechnisch war das der Flop des Jahres. Aber ich habe daraus gelernt. Nie wieder werde ich eine Veranstaltung nach dem Ort auswählen.
Aber keine Sorge, der Abend wurde noch sehr schön, nachdem wir in eine nette Hamburger Kneipe eingekehrt sind.
Fazit
Mein diesjähriges HarbourFrontLiteraturfestival hat mich etwas enttäuscht. Aber vielleicht hätte ich mir mehr Mühe bei der Auswahl geben müssen. Für mich muss einfach das Buch/Autor stimmen, aber auch die Lokalität. Da werde ich nächstes Jahr mehr drauf achten.